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| DEArticleVita=Figulus wurde am 29. Dezember 1567 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am selben Tag getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte. Von 1582 bis 1588 besuchte er die 1582 von {{BioLink|Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach|George Frederick, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gegründete Fürstenschule Heilsbronn. Ende 1591 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, musste sein Studium aber wegen Armut schon sehr bald abbrechen. Ende der 1590er Jahre war Figulus als Pfarrverweser in Lipprichhausen tätig, verlor die Stelle jedoch im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Dies nahm Figulus zum Anlass, seine Heimat Franken zu verlassen; er sah sich fortan als Exulant (Glaubensflüchtling). Von etwa 1600 bis 1612 führte er ein unstetes Leben, das er selbst als seine ‘Pilgrimschaft’ bezeichnete. </br> Im Januar 1604 hielt Figulus sich in Tübingen auf, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte. 1605 war er in Straßburg, im Juli wurde dort sein Sohn getauft. 1606/1607 hielt er sich in Tirol und Kärnten auf, 1607 in Frankfurt am Main, 1607/1608 in Hagenau (Elsass). Konflikte mit der dortigen Obrigkeit zwangen ihn, auch diesen Ort zu verlassen. 1608/1609 war er in Freiburg im Breisgau und zumindest 1609 in Nürnberg, 1609 bis 1611 lebte er wiederum in Straßburg. Zum Jahreswechsel 1610/11 hielt Figulus sich in Tirol bei {{BioLink|Adam Haslmayr}} auf, im Juli 1611 dann in Kassel, wo er {{BioLink|Landgraf Moritz von Hessen-Kassel}} alchemistische und paracelsische Texte anbot, die er (zumindest zum Teil) kurz zuvor von Haslmayr erhalten hatte. 1611 musste er Straßburg verlassen, 1612 hielt er sich Augsburg bei {{BioLink|Karl Widemann}} auf. </br> Bei dem Mitte 1612 verhafteten {{BioLink|Adam Haslmayr}} waren Briefe von Figulus entdeckt worden, die auf eine gemeinsame Gesinnung schließen ließen. Am 31. Oktober 1612 traf Haslmayr in Genua ein, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Am selben Tag erließ {{BioLink|Erzherzog Maximilian von Tirol|Maximilian III, Archduke of Austria}} auch einen Haftbefehl gegen Figulus, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wurde, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufgehalten haben soll. Figulus wurde daraufhin verhaftet und verbrachte die folgenden fünf Jahre von November 1612 bis November 1617 im Gefängnis in Ensisheim (Elsass). </br> Nach der Entlassung aus dem Gefängnis kehrt Figulus zunächst wieder nach Straßburg zurück, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 vom Rat der Stadt ausgewiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll. 1618 hielt Figulus sich in Nürnberg auf und hatte Kontakt mit dem Maler und offenbar an Alchemie interessierten Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von {{BioLink|Franz Örtel}}). 1618 erschien auch die zunächst von Figulus herausgegebene Sammlung ''Philosophia mystica'', die noch im selben Jahr erneut erschien, jedoch ohne Nennung von Figulus und stattdessen unter Mitwirkung des Nürnberger Alchemisten {{BioLink|Johann Siebmacher}}. 1619 sandte Figulus verschiedene Rezepte und Prozesse an Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass), danach verlieren sich seine Spuren. | | DEArticleVita=Figulus wurde am 29. Dezember 1567 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am selben Tag getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte. Von 1582 bis 1588 besuchte er die 1582 von {{BioLink|Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach|George Frederick, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gegründete Fürstenschule Heilsbronn. Ende 1591 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, musste sein Studium aber wegen Armut schon sehr bald abbrechen. Ende der 1590er Jahre war Figulus als Pfarrverweser in Lipprichhausen tätig, verlor die Stelle jedoch im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Dies nahm Figulus zum Anlass, seine Heimat Franken zu verlassen; er sah sich fortan als Exulant (Glaubensflüchtling). Von etwa 1600 bis 1612 führte er ein unstetes Leben, das er selbst als seine ‘Pilgrimschaft’ bezeichnete. </br> Im Januar 1604 hielt Figulus sich in Tübingen auf, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte. 1605 war er in Straßburg, im Juli wurde dort sein Sohn getauft. 1606/1607 hielt er sich in Tirol und Kärnten auf, 1607 in Frankfurt am Main, 1607/1608 in Hagenau (Elsass). Konflikte mit der dortigen Obrigkeit zwangen ihn, auch diesen Ort zu verlassen. 1608/1609 war er in Freiburg im Breisgau und zumindest 1609 in Nürnberg, 1609 bis 1611 lebte er wiederum in Straßburg. Zum Jahreswechsel 1610/11 hielt Figulus sich in Tirol bei {{BioLink|Adam Haslmayr}} auf, im Juli 1611 dann in Kassel, wo er {{BioLink|Landgraf Moritz von Hessen-Kassel}} alchemistische und paracelsische Texte anbot, die er (zumindest zum Teil) kurz zuvor von Haslmayr erhalten hatte. 1611 musste er Straßburg verlassen, 1612 hielt er sich Augsburg bei {{BioLink|Karl Widemann}} auf. </br> Bei dem Mitte 1612 verhafteten {{BioLink|Adam Haslmayr}} waren Briefe von Figulus entdeckt worden, die auf eine gemeinsame Gesinnung schließen ließen. Am 31. Oktober 1612 traf Haslmayr in Genua ein, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Am selben Tag erließ {{BioLink|Erzherzog Maximilian von Tirol|Maximilian III, Archduke of Austria}} auch einen Haftbefehl gegen Figulus, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wurde, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufgehalten haben soll. Figulus wurde daraufhin verhaftet und verbrachte die folgenden fünf Jahre von November 1612 bis November 1617 im Gefängnis in Ensisheim (Elsass). </br> Nach der Entlassung aus dem Gefängnis kehrt Figulus zunächst wieder nach Straßburg zurück, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 vom Rat der Stadt ausgewiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll. 1618 hielt Figulus sich in Nürnberg auf und hatte Kontakt mit dem Maler und offenbar an Alchemie interessierten Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von {{BioLink|Franz Örtel}}). 1618 erschien auch die zunächst von Figulus herausgegebene Sammlung ''Philosophia mystica'', die noch im selben Jahr erneut erschien, jedoch ohne Nennung von Figulus und stattdessen unter Mitwirkung des Nürnberger Alchemisten {{BioLink|Johann Siebmacher}}. 1619 sandte Figulus verschiedene Rezepte und Prozesse an Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass), danach verlieren sich seine Spuren. | ||
| DEArticlePublications=Seit Figulus seine Stelle in Lipprichhausen verloren hatte, betätigte er sich als Verfasser von Hochzeits-, Trauer- und anderen Gelegenheitsgedichten. Von einigen sind Einblattdrucke erhalten, oft in nur einem einzigen Exemplar. Erhalten sind: ein Hochzeitsgedicht für den Augsburger Geschäftsmann Philipp Hainhofer und Regina Waiblinger (1601), eine gereimte deutsche und lateinische Paraphrase des 128. Psalms als Hochzeitsgedicht für den Erfurter Juristen Nicolaus Griebe und Anna Fach (1602), ein Trauergedicht auf Johann Casimir Graf von Nassau-Saarbrücken (1602), ein Hochzeitsgedicht auf den Straßburger Juristen Johann Scheid/Scheyd und Ursula Duntzenheimer (1605), ein Trauergedicht auf Veronica von Andlau, Ehefrau von Friedrich von Muellenheim zu Reichenberg in Straßburg (1606). </br> Neben der Psalmenübersetzung von 1602 erschien im selben Jahr eine gereimte lateinische Paraphrase des 119. Psalms (mit Widmung an Kurfürst Christian II. von Sachsen) und 1603 griechisch-lateinische bzw. griechisch-lateinisch-deutsche Paraphrase des 23. und des 103. Psalms (mit Widmung an den streitbaren Protestanten Carl Jörger von Tollet). Eine ''Metaphrasis Psalmi XCI'' (1606) scheint verloren (Georg Wolfgang Panzer, Bibliothecae Thomasianae ... Volumen I, 1765, 638 n° 5967). Während seiner Gefangenschaft in Ensisheim fertigte Figulus Übersetzungen der Salomonischen Bücher (Liber proverbiorum, Ecclesiastes, Canticum canticorum, Liber sapientiae) an (ungedruckt, autographe Handschrift in Hamburg). Undatiert erschien im Druck noch ein in lateinischen und deutschen Versen verfasstes ''Gebet des Heiligen Bernhard an Jesus Christus''. </br> Bereits im Jahr 1600 war als wohl erste Veröffentlichung des Figulus ein ''Carmen heroicum'' auf Martin Luther erschienen, dem ein ebenfalls gereimter lateinischer Lobpreis auf {{BioLink|Georg Am Wald}} beigegeben war. Hier bezieht sich Figulus sowohl auf {{BioLink|Paulus Melissus}} (1539-1602) (der Figulus wenig später zum ‘poeta laureatus’ krönte) als auch auf Friedrich Taubmann (1565-1613), Professor der Poesie, den Figulus wohl während seines kurzen Studiums in Wittenberg kennengelernt hatte. Mit Stolz führte Figulus sein Leben lang den Titel “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus”. 1606 erschien ''Petrus larvatus, id est, vera Romani Pontificis descriptio ex sacris literis'', eine umfangreiche lateinische Dichtung Figulus’ mit Widmung an Philipp Ludwig Pfalzgraf bei Rhein und verschiedenen Gedichtbeigaben, darunter einer von {{BioLink|Job Korntawer}}. Es handelt sich hierbei um eine Titelausgabe des kurz zuvor wohl in Straßburg erschienenen Werks gleichen Titels, das allerdings die Verfasserangabe “à M. Bartholomaeo Petro Piscatore, VVurcense Myso, P. L.” trägt. </br> Die Jahre 1608 und 1609 markieren den Höhepunkt von Figulus’ publizistischem Wirken. 1608 erschienen ''Philippi Theophrasti Paracelsi Kleine Wund-Artzney'' (mit Widmungen an die Wundärzte {{BioLink|Urban Kumpfmüller}} und {{BioLink|Hans Caspar Koler}}, beide vom 3. Mai 1608, sowie an den Wundarzt {{BioLink|Georg Teubinger}}, 4. Mai 1608) und ''Aureoli Ph. Theophrasti ... Zween vnderschiedene Tractat'' (mit zwei deutschen Übersetzungen lateinischer Paracelsus-Texte aus der Feder von Hans Caspar Koler). Ebenfalls 1608 erschienen die Sammlungen deutschsprachiger alchemistischer Texte ''Pandora Magnalium Naturalium Aurea et Benedicta'' (mit Widmung an Michael Daniel Pleickhard genannt Poland, Balthasar Keybe und Johann Enoch Maier, Hagenau 26. Dezember 1607), ''Rosarium novum olympicum et benedictum'' (mit Widmungen an Sebastian Küller, Georg Schwalenberg und Heinrich Praetorius, Hagenau 28. Dezember 1607, sowie an Georg Adam Rauber, Christoph Roithner und Christoph Örber, Hagenau 29. Dezember 1607), ''Thesaurinella Olympica aurea tripartita'' (mit Widmung an {{BioLink|Kaiser Rudolf II.|Rudolf II, Holy Roman Emperor}}, Hagenau 3. Oktober 1607, und an {{BioLink|Johann Baptista von Seebach}} sowie {{BioLink|Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach|Joachim Ernst, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gerichteten Gedichten), ''Paradisus Aureolus Hermeticus'' (mit einem an {{BioLink|Joachim Tancke}} gerichteten Gedicht). Ebenfalls 1608 erschien ''De igne magorum philosophorumque secreto & visibili'' von Heinrich Khunrath. Im Jahr 1609 erschienen noch die ''Auriga benedictus spagyricus minor, maioris prodromus'' von Guido Magnus de Monte (mit Widmung an {{BioLink|Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach|Joachim Ernst, Margrave of Brandenburg-Ansbach}}, Nürnberg 21. März 1609) sowie das ''Kräutterbuch'' von Bartholomäus Carrichter. Die drei letztgenannten Werke wurden alle von Figulus herausgegeben. </br> Unverwirklicht blieben die Pläne zur Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus und ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel ''Chrysotheatrum Novellum''. Von letzterem existiert ein genauer Plan im Nachlass von {{BioLink|Isaac Habrecht}}. </br> 1618 war Figulus ebenso wie der ''Wasserstein''-Verfasser {{BioLink|Johann Siebmacher}} beteiligt an der Veröffentlichung der ''Philosophia Mystica'', einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter auch Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schrieb. Die ''Philosophia mystica'' erschien zunächst 1618 mit einer von Figulus namentlich gekennzeichneten ‘Vermahnung an den Leser’, in der “Ad. H.” (also Adam Haslmayr) als Verfasser einiger Texte ausdrücklich genannt wird. Im selben Jahr wurde dann eine zweite, veränderte Fassung gedruckt, in der Figulus’ ‘Vermahnung’ fehlte und durch eine ‘Admonitio’ von Ulrich Bachmeister von Regensbrun (Anagramm für Johann Siebmacher von Nuremberg) ersetzt wurde. | | DEArticlePublications=Seit Figulus seine Stelle in Lipprichhausen verloren hatte, betätigte er sich als Verfasser von Hochzeits-, Trauer- und anderen Gelegenheitsgedichten. Von einigen sind Einblattdrucke erhalten, oft in nur einem einzigen Exemplar. Erhalten sind: ein Hochzeitsgedicht für den Augsburger Geschäftsmann Philipp Hainhofer und Regina Waiblinger (1601), eine gereimte deutsche und lateinische Paraphrase des 128. Psalms als Hochzeitsgedicht für den Erfurter Juristen Nicolaus Griebe und Anna Fach (1602), ein Trauergedicht auf Johann Casimir Graf von Nassau-Saarbrücken (1602), ein Hochzeitsgedicht auf den Straßburger Juristen Johann Scheid/Scheyd und Ursula Duntzenheimer (1605), ein Trauergedicht auf Veronica von Andlau, Ehefrau von Friedrich von Muellenheim zu Reichenberg in Straßburg (1606). </br> Neben der Psalmenübersetzung von 1602 erschien im selben Jahr eine gereimte lateinische Paraphrase des 119. Psalms (mit Widmung an Kurfürst Christian II. von Sachsen) und 1603 griechisch-lateinische bzw. griechisch-lateinisch-deutsche Paraphrase des 23. und des 103. Psalms (mit Widmung an den streitbaren Protestanten Carl Jörger von Tollet). Eine ''Metaphrasis Psalmi XCI'' (1606) scheint verloren (Georg Wolfgang Panzer, Bibliothecae Thomasianae ... Volumen I, 1765, 638 n° 5967). Während seiner Gefangenschaft in Ensisheim fertigte Figulus Übersetzungen der Salomonischen Bücher (Liber proverbiorum, Ecclesiastes, Canticum canticorum, Liber sapientiae) an (ungedruckt, autographe Handschrift in Hamburg). Undatiert erschien im Druck noch ein in lateinischen und deutschen Versen verfasstes ''Gebet des Heiligen Bernhard an Jesus Christus''. </br> Bereits im Jahr 1600 war als wohl erste Veröffentlichung des Figulus ein ''Carmen heroicum'' auf Martin Luther erschienen, dem ein ebenfalls gereimter lateinischer Lobpreis auf {{BioLink|Georg Am Wald}} beigegeben war. Hier bezieht sich Figulus sowohl auf {{BioLink|Paulus Melissus}} (1539-1602) (der Figulus wenig später zum ‘poeta laureatus’ krönte) als auch auf Friedrich Taubmann (1565-1613), Professor der Poesie, den Figulus wohl während seines kurzen Studiums in Wittenberg kennengelernt hatte. Mit Stolz führte Figulus sein Leben lang den Titel “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus”. 1606 erschien ''Petrus larvatus, id est, vera Romani Pontificis descriptio ex sacris literis'', eine umfangreiche lateinische Dichtung Figulus’ mit Widmung an Philipp Ludwig Pfalzgraf bei Rhein und verschiedenen Gedichtbeigaben, darunter einer von {{BioLink|Job Korntawer}}. Es handelt sich hierbei um eine Titelausgabe des kurz zuvor wohl in Straßburg erschienenen Werks gleichen Titels, das allerdings die Verfasserangabe “à M. Bartholomaeo Petro Piscatore, VVurcense Myso, P. L.” trägt. Bartholomäus Piscator (Fischer) aus Wurzen bei Meißen (gest. 1635) war 1610-1633 Pfarrer in Sundhofen (Elsass) </br> Die Jahre 1608 und 1609 markieren den Höhepunkt von Figulus’ publizistischem Wirken. 1608 erschienen ''Philippi Theophrasti Paracelsi Kleine Wund-Artzney'' (mit Widmungen an die Wundärzte {{BioLink|Urban Kumpfmüller}} und {{BioLink|Hans Caspar Koler}}, beide vom 3. Mai 1608, sowie an den Wundarzt {{BioLink|Georg Teubinger}}, 4. Mai 1608) und ''Aureoli Ph. Theophrasti ... Zween vnderschiedene Tractat'' (mit zwei deutschen Übersetzungen lateinischer Paracelsus-Texte aus der Feder von Hans Caspar Koler). Ebenfalls 1608 erschienen die Sammlungen deutschsprachiger alchemistischer Texte ''Pandora Magnalium Naturalium Aurea et Benedicta'' (mit Widmung an Michael Daniel Pleickhard genannt Poland, Balthasar Keybe und Johann Enoch Maier, Hagenau 26. Dezember 1607), ''Rosarium novum olympicum et benedictum'' (mit Widmungen an Sebastian Küller, Georg Schwalenberg und Heinrich Praetorius, Hagenau 28. Dezember 1607, sowie an Georg Adam Rauber, Christoph Roithner und Christoph Örber, Hagenau 29. Dezember 1607), ''Thesaurinella Olympica aurea tripartita'' (mit Widmung an {{BioLink|Kaiser Rudolf II.|Rudolf II, Holy Roman Emperor}}, Hagenau 3. Oktober 1607, und an {{BioLink|Johann Baptista von Seebach}} sowie {{BioLink|Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach|Joachim Ernst, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gerichteten Gedichten), ''Paradisus Aureolus Hermeticus'' (mit einem an {{BioLink|Joachim Tancke}} gerichteten Gedicht). Ebenfalls 1608 erschien ''De igne magorum philosophorumque secreto & visibili'' von Heinrich Khunrath. Im Jahr 1609 erschienen noch die ''Auriga benedictus spagyricus minor, maioris prodromus'' von Guido Magnus de Monte (mit Widmung an {{BioLink|Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach|Joachim Ernst, Margrave of Brandenburg-Ansbach}}, Nürnberg 21. März 1609) sowie das ''Kräutterbuch'' von Bartholomäus Carrichter. Die drei letztgenannten Werke wurden alle von Figulus herausgegeben. </br> Unverwirklicht blieben die Pläne zur Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus und ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel ''Chrysotheatrum Novellum''. Von letzterem existiert ein genauer Plan im Nachlass von {{BioLink|Isaac Habrecht}}. </br> 1618 war Figulus ebenso wie der ''Wasserstein''-Verfasser {{BioLink|Johann Siebmacher}} beteiligt an der Veröffentlichung der ''Philosophia Mystica'', einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter auch Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schrieb. Die ''Philosophia mystica'' erschien zunächst 1618 mit einer von Figulus namentlich gekennzeichneten ‘Vermahnung an den Leser’, in der “Ad. H.” (also Adam Haslmayr) als Verfasser einiger Texte ausdrücklich genannt wird. Im selben Jahr wurde dann eine zweite, veränderte Fassung gedruckt, in der Figulus’ ‘Vermahnung’ fehlte und durch eine ‘Admonitio’ von Ulrich Bachmeister von Regensbrun (Anagramm für Johann Siebmacher von Nuremberg) ersetzt wurde. | ||
| DEArticleParacelsianism=Schon zum Ende seiner Schulzeit wandte sich Figulus von ‘Schulphilosophie’ ab und entwickelte Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus. Aus Franken vertrieben, bekannte Figulus sich nach eigenen Angaben im Jahr 1604 öffentlich als “Discipulus Paracelsi”. | | DEArticleParacelsianism=Schon zum Ende seiner Schulzeit wandte sich Figulus von ‘Schulphilosophie’ ab und entwickelte Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus. Aus Franken vertrieben, bekannte Figulus sich nach eigenen Angaben im Jahr 1604 öffentlich als “Discipulus Paracelsi”. |
Revision as of 23:14, 1 July 2024
Im Januar 1604 hielt Figulus sich in Tübingen auf, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte. 1605 war er in Straßburg, im Juli wurde dort sein Sohn getauft. 1606/1607 hielt er sich in Tirol und Kärnten auf, 1607 in Frankfurt am Main, 1607/1608 in Hagenau (Elsass). Konflikte mit der dortigen Obrigkeit zwangen ihn, auch diesen Ort zu verlassen. 1608/1609 war er in Freiburg im Breisgau und zumindest 1609 in Nürnberg, 1609 bis 1611 lebte er wiederum in Straßburg. Zum Jahreswechsel 1610/11 hielt Figulus sich in Tirol bei → Adam Haslmayr auf, im Juli 1611 dann in Kassel, wo er → Landgraf Moritz von Hessen-Kassel alchemistische und paracelsische Texte anbot, die er (zumindest zum Teil) kurz zuvor von Haslmayr erhalten hatte. 1611 musste er Straßburg verlassen, 1612 hielt er sich Augsburg bei → Karl Widemann auf.
Bei dem Mitte 1612 verhafteten → Adam Haslmayr waren Briefe von Figulus entdeckt worden, die auf eine gemeinsame Gesinnung schließen ließen. Am 31. Oktober 1612 traf Haslmayr in Genua ein, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Am selben Tag erließ → Erzherzog Maximilian von Tirol auch einen Haftbefehl gegen Figulus, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wurde, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufgehalten haben soll. Figulus wurde daraufhin verhaftet und verbrachte die folgenden fünf Jahre von November 1612 bis November 1617 im Gefängnis in Ensisheim (Elsass).
Nach der Entlassung aus dem Gefängnis kehrt Figulus zunächst wieder nach Straßburg zurück, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 vom Rat der Stadt ausgewiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll. 1618 hielt Figulus sich in Nürnberg auf und hatte Kontakt mit dem Maler und offenbar an Alchemie interessierten Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von → Franz Örtel). 1618 erschien auch die zunächst von Figulus herausgegebene Sammlung Philosophia mystica, die noch im selben Jahr erneut erschien, jedoch ohne Nennung von Figulus und stattdessen unter Mitwirkung des Nürnberger Alchemisten → Johann Siebmacher. 1619 sandte Figulus verschiedene Rezepte und Prozesse an Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass), danach verlieren sich seine Spuren.
nach der Haftentlassung (1617) bei Johann Valentin Andreae in Vaihingen
macht den Marburger Dissidenten Heinrich Philipp Homagius mit Texten von Paracelsus und Weigel bekannt
Lux lucens: von Haslmayr zu Neujahr zusammen mit einer Abschrift der Fama Fraternitatis an August von Anhalt geschickt.
Herausgeber von Khunrath; Khunraths unveröffentlichter Text Signatura Magnesiae existiert in einer Abschrift von Figulus (Kassel, 8° Ms. chem. 25)Neben der Psalmenübersetzung von 1602 erschien im selben Jahr eine gereimte lateinische Paraphrase des 119. Psalms (mit Widmung an Kurfürst Christian II. von Sachsen) und 1603 griechisch-lateinische bzw. griechisch-lateinisch-deutsche Paraphrase des 23. und des 103. Psalms (mit Widmung an den streitbaren Protestanten Carl Jörger von Tollet). Eine Metaphrasis Psalmi XCI (1606) scheint verloren (Georg Wolfgang Panzer, Bibliothecae Thomasianae ... Volumen I, 1765, 638 n° 5967). Während seiner Gefangenschaft in Ensisheim fertigte Figulus Übersetzungen der Salomonischen Bücher (Liber proverbiorum, Ecclesiastes, Canticum canticorum, Liber sapientiae) an (ungedruckt, autographe Handschrift in Hamburg). Undatiert erschien im Druck noch ein in lateinischen und deutschen Versen verfasstes Gebet des Heiligen Bernhard an Jesus Christus.
Bereits im Jahr 1600 war als wohl erste Veröffentlichung des Figulus ein Carmen heroicum auf Martin Luther erschienen, dem ein ebenfalls gereimter lateinischer Lobpreis auf → Georg Am Wald beigegeben war. Hier bezieht sich Figulus sowohl auf → Paulus Melissus (1539-1602) (der Figulus wenig später zum ‘poeta laureatus’ krönte) als auch auf Friedrich Taubmann (1565-1613), Professor der Poesie, den Figulus wohl während seines kurzen Studiums in Wittenberg kennengelernt hatte. Mit Stolz führte Figulus sein Leben lang den Titel “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus”. 1606 erschien Petrus larvatus, id est, vera Romani Pontificis descriptio ex sacris literis, eine umfangreiche lateinische Dichtung Figulus’ mit Widmung an Philipp Ludwig Pfalzgraf bei Rhein und verschiedenen Gedichtbeigaben, darunter einer von → Job Korntawer. Es handelt sich hierbei um eine Titelausgabe des kurz zuvor wohl in Straßburg erschienenen Werks gleichen Titels, das allerdings die Verfasserangabe “à M. Bartholomaeo Petro Piscatore, VVurcense Myso, P. L.” trägt. Bartholomäus Piscator (Fischer) aus Wurzen bei Meißen (gest. 1635) war 1610-1633 Pfarrer in Sundhofen (Elsass)
Die Jahre 1608 und 1609 markieren den Höhepunkt von Figulus’ publizistischem Wirken. 1608 erschienen Philippi Theophrasti Paracelsi Kleine Wund-Artzney (mit Widmungen an die Wundärzte → Urban Kumpfmüller und → Hans Caspar Koler, beide vom 3. Mai 1608, sowie an den Wundarzt → Georg Teubinger, 4. Mai 1608) und Aureoli Ph. Theophrasti ... Zween vnderschiedene Tractat (mit zwei deutschen Übersetzungen lateinischer Paracelsus-Texte aus der Feder von Hans Caspar Koler). Ebenfalls 1608 erschienen die Sammlungen deutschsprachiger alchemistischer Texte Pandora Magnalium Naturalium Aurea et Benedicta (mit Widmung an Michael Daniel Pleickhard genannt Poland, Balthasar Keybe und Johann Enoch Maier, Hagenau 26. Dezember 1607), Rosarium novum olympicum et benedictum (mit Widmungen an Sebastian Küller, Georg Schwalenberg und Heinrich Praetorius, Hagenau 28. Dezember 1607, sowie an Georg Adam Rauber, Christoph Roithner und Christoph Örber, Hagenau 29. Dezember 1607), Thesaurinella Olympica aurea tripartita (mit Widmung an → Kaiser Rudolf II., Hagenau 3. Oktober 1607, und an → Johann Baptista von Seebach sowie → Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach gerichteten Gedichten), Paradisus Aureolus Hermeticus (mit einem an → Joachim Tancke gerichteten Gedicht). Ebenfalls 1608 erschien De igne magorum philosophorumque secreto & visibili von Heinrich Khunrath. Im Jahr 1609 erschienen noch die Auriga benedictus spagyricus minor, maioris prodromus von Guido Magnus de Monte (mit Widmung an → Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach, Nürnberg 21. März 1609) sowie das Kräutterbuch von Bartholomäus Carrichter. Die drei letztgenannten Werke wurden alle von Figulus herausgegeben.
Unverwirklicht blieben die Pläne zur Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus und ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel Chrysotheatrum Novellum. Von letzterem existiert ein genauer Plan im Nachlass von → Isaac Habrecht.
1618 war Figulus ebenso wie der Wasserstein-Verfasser → Johann Siebmacher beteiligt an der Veröffentlichung der Philosophia Mystica, einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter auch Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schrieb. Die Philosophia mystica erschien zunächst 1618 mit einer von Figulus namentlich gekennzeichneten ‘Vermahnung an den Leser’, in der “Ad. H.” (also Adam Haslmayr) als Verfasser einiger Texte ausdrücklich genannt wird. Im selben Jahr wurde dann eine zweite, veränderte Fassung gedruckt, in der Figulus’ ‘Vermahnung’ fehlte und durch eine ‘Admonitio’ von Ulrich Bachmeister von Regensbrun (Anagramm für Johann Siebmacher von Nuremberg) ersetzt wurde.
Peuckert, Pansophie, 1929, 398 ff.
Wilhelm DANNHEIMER, Die Heilsbronner Fürstenschüler von 1582-1631, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 28, 1959, S. 154-183, hier 169 n° 552: Häfner (Haffner) Bened., 82-(88); n° 553: Häfner (Figulus) Pet., Westheim b. Windsheim, 01-05
Matthias Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch: Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528-1806, Nürnberg 1957, S. 180 n° 1085
Dieter Michael Feineis, Das Ritterstift St. Burkard zu Würzburg unter der Regierung von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), 1986, 335: 1599 sollte der Pfarrverweser [von Lipprichhausen] Figulus "uff sein ubelhalten von der pfarr abgeschafft und Trollig praesendirt werden