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| DEArticleFamily=Der Vater von Figulus, Andreas Heffner (auch: Figulus, Häfner, Häffner), wurde 1540 in Herzogenaurach geboren, war zunächst Lehrer in Obernbreit, leistete seinen Amtseid als Pfarrer von Uttenhofen am 4. Februar 1567 und übernahm dann 1571 das Pfarramt in Westheim bei Windsheim bis zu seinem Tod am 19. Dezmber 1609 in Westheim. Er heiratet am 2. Oktober 1567 in Rothenburg ob der Tauber Margarethe Seemann, hatte 3 Söhne (darunter Benedictus Figulus) und 2 Töchter. Zur Familie gehören wohl auch Paulus Figulus (geb. 28. Juni 1576 in Westheim, immatrikuliert 1597 in Wittenberg, ab 1605 Pfarrer in Oberhöchstädt, gest. 1616), Peter Figulus aus Westheim (immatrikuliert 1605 in Tübingen) und dessen Sohnm Simon Figulus (Häfner) aus Oberhöchstädt, 1633-1635 Diakon in Burgbernheim, danach in Schwebheim und Urfersheim.
| DEArticleFamily=Der Vater von Figulus, Andreas Heffner (auch: Figulus, Häfner, Häffner), wurde 1540 in Herzogenaurach geboren, war zunächst Lehrer in Obernbreit, leistete seinen Amtseid als Pfarrer von Uttenhofen am 4. Februar 1567 und übernahm dann 1571 das Pfarramt in Westheim bei Windsheim bis zu seinem Tod am 19. Dezmber 1609 in Westheim. Er heiratet am 2. Oktober 1567 in Rothenburg ob der Tauber Margarethe Seemann, hatte 3 Söhne (darunter Benedictus Figulus) und 2 Töchter. Zur Familie gehören Paulus Figulus (geb. 28. Juni 1576 in Westheim, vermutlich ein Bruder von Benedictus Figulus; immatrikuliert 1597 in Wittenberg, ab 1605 Pfarrer in Oberhöchstädt, gest. 1616), Petrus Figulus/Häfner (geb. in Westheim, 1601-1605 Schüler der Fürstenschule Heilsbronn, immatrikuliert 1605 in Tübingen) und dessen Sohn Simon Figulus/Häfner (geb. in Oberhöchstädt, 1633-1635 Diakon in Burgbernheim, danach in Schwebheim und Urfersheim).


| DEArticleVita=Figulus wurde am 29. Dezember 1567 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am selben Tag getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte. Von 1582 bis 1588 besuchte er die 1582 von {{BioLink|Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach|George Frederick, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gegründete Fürstenschule Heilsbronn. Ende 1591 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, musste sein Studium aber wegen Armut schon sehr bald abbrechen. Ende der 1590er Jahre war Figulus als Pfarrverweser in Lipprichhausen tätig, verlor die Stelle jedoch im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Dies nahm Figulus zum Anlass, seine Heimat Franken zu verlassen; er sah sich fortan als Exulant (Glaubensflüchtling). Von etwa 1600 bis 1612 führte er ein unstetes Leben, das er selbst als seine ‘Pilgrimschaft’ bezeichnete.
| DEArticleVita=Figulus wurde am 29. Dezember 1567 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am selben Tag getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte. Von 1582 bis 1588 besuchte er die 1582 von {{BioLink|Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach|George Frederick, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gegründete Fürstenschule Heilsbronn. Ende 1591 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, musste sein Studium aber wegen Armut schon sehr bald abbrechen. Ende der 1590er Jahre war Figulus als Pfarrverweser in Lipprichhausen tätig, verlor die Stelle jedoch im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Dies nahm Figulus zum Anlass, seine Heimat Franken zu verlassen; er sah sich fortan als Exulant (Glaubensflüchtling). Von etwa 1600 bis 1612 führte er ein unstetes Leben, das er selbst als seine ‘Pilgrimschaft’ bezeichnete. </br> Im Januar 1604 hielt Figulus sich in Tübingen auf, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte. 1605 war er in Straßburg, im Juli wurde dort sein Sohn getauft. 1606/1607 hielt er sich in Tirol und Kärnten auf, 1607 in Frankfurt am Main, 1607/1608 in Hagenau (Elsass). Konflikte mit der dortigen Obrigkeit zwangen ihn, auch diesen Ort zu verlassen. 1608/1609 war er in Freiburg im Breisgau und zumindest 1609 in Nürnberg, 1609 bis 1611 lebte er wiederum in Straßburg. Zum Jahreswechsel 1610/11 hielt Figulus sich in Tirol bei {{BioLink|Adam Haslmayr}} auf, im Juli 1611 dann in Kassel, wo er {{BioLink|Landgraf Moritz von Hessen-Kassel}} alchemistische und paracelsische Texte anbot, die er (zumindest zum Teil) kurz zuvor von Haslmayr erhalten hatte. 1611 musste er Straßburg verlassen, 1612 hielt er sich Augsburg bei {{BioLink|Karl Widemann}} auf. </br> Bei dem Mitte 1612 verhafteten {{BioLink|Adam Haslmayr}} waren Briefe von Figulus entdeckt worden, die auf eine gemeinsame Gesinnung schließen ließen. Am 31. Oktober 1612 traf Haslmayr in Genua ein, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Am selben Tag erließ {{BioLink|Erzherzog Maximilian von Tirol|Maximilian III, Archduke of Austria}} auch einen Haftbefehl gegen Figulus, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wurde, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufgehalten haben soll. Figulus wurde daraufhin verhaftet und verbrachte die folgenden fünf Jahre von November 1612 bis November 1617 im Gefängnis in Ensisheim (Elsass). </br> Nach der Entlassung aus dem Gefängnis kehrt Figulus zunächst wieder nach Straßburg zurück, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 vom Rat der Stadt ausgewiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll. 1618 hielt Figulus sich in Nürnberg auf und hatte Kontakt mit dem Maler und offenbar an Alchemie interessierten Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von {{BioLink|Franz Örtel}}). 1618 erschien auch die zunächst von Figulus herausgegebene Sammlung ''Philosophia mystica'', die noch im selben Jahr erneut erschien, jedoch ohne Nennung von Figulus und stattdessen unter Mitwirkung des Nürnberger Alchemisten {{BioLink|Johann Siebmacher}}. 1619 sandte Figulus verschiedene Rezepte und Prozesse an Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass), danach verlieren sich seine Spuren.


</br> und begann - wohl angelehnt an sein Vorbild Paracelsus - ein lebenslanges Wanderleben, das ihn bis 1611 nach Tübingen, Straßburg, Freiburg, Kassel, Frankfurt, Nürnberg und Augsburg, nach Tirol und Kärnten führte.  
| DEArticleWorks=Seit Figulus seine Stelle in Lipprichhausen verloren hatte, betätigte er sich als Verfasser von Hochzeits-, Trauer- und anderen Gelegenheitsgedichten. Von einigen sind Einblattdrucke erhalten, oft in nur einem einzigen Exemplar. Erhalten sind: ein Hochzeitsgedicht für den Augsburger Geschäftsmann Philipp Hainhofer und Regina Waiblinger (1601), eine gereimte deutsche und lateinische Paraphrase des 128. Psalms als Hochzeitsgedicht für den Erfurter Juristen Nicolaus Griebe und Anna Fach (1602), ein Trauergedicht auf Johann Casimir Graf von Nassau-Saarbrücken (1602), ein Hochzeitsgedicht auf den Straßburger Juristen Johann Scheid/Scheyd und Ursula Duntzenheimer (1605), ein Trauergedicht auf Veronica von Andlau, Ehefrau von Friedrich von Muellenheim zu Reichenberg in Straßburg (1606). </br> Neben der Psalmenübersetzung von 1602 erschien im selben Jahr eine gereimte lateinische Paraphrase des 119. Psalms (mit Widmung an Kurfürst Christian II. von Sachsen) und 1603 griechisch-lateinische bzw. griechisch-lateinisch-deutsche Paraphrase des 23. und des 103. Psalms (mit Widmung an den streitbaren Protestanten Carl Jörger von Tollet). Eine ''Metaphrasis Psalmi XCI'' (1606) scheint verloren (Georg Wolfgang Panzer, Bibliothecae Thomasianae ... Volumen I, 1765, 638 n° 5967). Während seiner Gefangenschaft in Ensisheim fertigte Figulus Übersetzungen der Salomonischen Bücher (Liber proverbiorum, Ecclesiastes, Canticum canticorum, Liber sapientiae) an (ungedruckt, autographe Handschrift in Hamburg). Undatiert erschien im Druck noch ein in lateinischen und deutschen Versen verfasstes ''Gebet des Heiligen Bernhard an Jesus Christus''. </br> Bereits im Jahr 1600 war als wohl erste Veröffentlichung des Figulus ein ''Carmen heroicum'' auf Martin Luther erschienen, dem ein ebenfalls gereimter lateinischer Lobpreis auf {{BioLink|Georg Am Wald}} beigegeben war. Hier bezieht sich Figulus sowohl auf {{BioLink|Paulus Melissus}} (1539-1602) (der Figulus wenig später zum ‘poeta laureatus’ krönte) als auch auf Friedrich Taubmann (1565-1613), Professor der Poesie, den Figulus wohl während seines kurzen Studiums in Wittenberg kennengelernt hatte. Mit Stolz führte Figulus sein Leben lang den Titel “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus”. 1606 erschien ''Petrus larvatus, id est, vera Romani Pontificis descriptio ex sacris literis'', eine umfangreiche lateinische Dichtung Figulus’ mit Widmung an Philipp Ludwig Pfalzgraf bei Rhein und verschiedenen Gedichtbeigaben, darunter einer von {{BioLink|Job Korntawer}}. Es handelt sich hierbei um eine Titelausgabe des kurz zuvor wohl in Straßburg erschienenen Werks gleichen Titels, das allerdings die Verfasserangabe “à M. Bartholomaeo Petro Piscatore, VVurcense Myso, P. L.” trägt. Bartholomäus Piscator (Fischer) aus Wurzen bei Meißen (gest. 1635) war 1610-1633 Pfarrer in Sundhofen (Elsass) </br> Die Jahre 1608 und 1609 markieren den Höhepunkt von Figulus’ publizistischem Wirken. 1608 erschienen ''Philippi Theophrasti Paracelsi Kleine Wund-Artzney'' (mit Widmungen an die Wundärzte {{BioLink|Urban Kumpfmüller}} und {{BioLink|Hans Caspar Koler}}, beide vom 3. Mai 1608, sowie an den Wundarzt {{BioLink|Georg Teubinger}}, 4. Mai 1608) und ''Aureoli Ph. Theophrasti ... Zween vnderschiedene Tractat'' (mit zwei deutschen Übersetzungen lateinischer Paracelsus-Texte aus der Feder von Hans Caspar Koler). Ebenfalls 1608 erschienen die Sammlungen deutschsprachiger alchemistischer Texte ''Pandora Magnalium Naturalium Aurea et Benedicta'' (mit Widmung an Michael Daniel Pleickhard genannt Poland, Balthasar Keybe und Johann Enoch Maier, Hagenau 26. Dezember 1607), ''Rosarium novum olympicum et benedictum'' (mit Widmungen an Sebastian Küller, Georg Schwalenberg und Heinrich Praetorius, Hagenau 28. Dezember 1607, sowie an Georg Adam Rauber, Christoph Roithner und Christoph Örber, Hagenau 29. Dezember 1607), ''Thesaurinella Olympica aurea tripartita'' (mit Widmung an {{BioLink|Kaiser Rudolf II.|Rudolf II, Holy Roman Emperor}}, Hagenau 3. Oktober 1607, und an {{BioLink|Johann Baptista von Seebach}} sowie {{BioLink|Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach|Joachim Ernst, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gerichteten Gedichten), ''Paradisus Aureolus Hermeticus'' (mit einem an {{BioLink|Joachim Tancke}} gerichteten Gedicht). Ebenfalls 1608 erschien ''De igne magorum philosophorumque secreto & visibili'' von Heinrich Khunrath. Im Jahr 1609 erschienen noch die ''Auriga benedictus spagyricus minor, maioris prodromus'' von Guido Magnus de Monte (mit Widmung an {{BioLink|Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach|Joachim Ernst, Margrave of Brandenburg-Ansbach}}, Nürnberg 21. März 1609) sowie das ''Kräutterbuch'' von Bartholomäus Carrichter. Die drei letztgenannten Werke wurden alle von Figulus herausgegeben. </br> Unverwirklicht blieben die Pläne zur Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus und ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel ''Chrysotheatrum Novellum''. Von letzterem existiert ein genauer Plan im Nachlass von {{BioLink|Isaac Habrecht}}. </br> 1618 war Figulus ebenso wie der ''Wasserstein''-Verfasser {{BioLink|Johann Siebmacher}} beteiligt an der Veröffentlichung der ''Philosophia Mystica'', einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter auch Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schrieb. Die ''Philosophia mystica'' erschien zunächst 1618 mit einer von Figulus namentlich gekennzeichneten ‘Vermahnung an den Leser’, in der “Ad. H.” (also Adam Haslmayr) als Verfasser einiger Texte ausdrücklich genannt wird. Im selben Jahr wurde dann eine zweite, veränderte Fassung gedruckt, in der Figulus’ ‘Vermahnung’ fehlte und durch eine ‘Admonitio’ von Ulrich Bachmeister von Regensbrun (Anagramm für Johann Siebmacher von Nuremberg) ersetzt wurde.


Januar 1604 in Tübingen, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte
| DEArticleParacelsianism=Schon zum Ende seiner Schulzeit wandte sich Figulus von ‘Schulphilosophie’ ab und entwickelte Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus. Aus Franken vertrieben, bekannte Figulus sich nach eigenen Angaben im Jahr 1604 öffentlich als “Discipulus Paracelsi”.  
Juli 1605 in Straßburg (Taufe eines Sohnes)
1606/1607 in Tirol und Kärnten
1607 in Frankfurt am Main
1607/1608 in Hagenau (Elsass), dort Konflikte mit der Obrigkeit
1608/1609 Freiburg im Breisgau
1609 bis 1611 in Straßburg
- 1609 Aufenthalt in Nürnberg
- Jahreswechsel 1610/11 Aufenthalt in Tirol (Adam Haslmayr)
- Juli 1611 Aufenthalt in Kassel (Moritz von Hessen)
1611 Wegzug aus Straßburg
- 1612 in Augsburg bei Widemann
31. Oktober 1612: Erzherzog Maximilian erlässt Haftbefehl, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wird, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufhalten soll
November 1612 bis November 1617: im Gefängnis in Ensisheim
von dort zunächst wieder in Straßburg, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 auswiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll.
1618 Aufenthalt in Nürnberg und Kontakt mit dem Maler Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von {{BioLink|Franz Örtel}}).
Letztes Lebenszeichen: Rezepte und Prozesse von 1619, abgefasst für Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass).


 
| DEArticleNetwork=Figulus war mit zahlreichen Paracelsisten Alchemisten und an Alchemie Interessierten sowie Wundärzten bekannt, wie die verschiedenen Widmungen und Gelegenheitsdichtungen in seinen Veröffentlichungen, aber auch briefliche Äußerungen belegen. Die größte Bedeutung für Figulus hatte sicherlich die Freundschaft mit Adam Haslmayr, mit dem er spätestens seit 1607 persönlich bekannt war. Schon Ende 1607 bezeichnete er sich in der Widmungsvorrede zu seiner ''Pandora magnalium naturalium aurea et benedicta'' (1608) als ‘Discipulus Sanctae Theophrastiae’, das heißt als Anhänger von Haslmayrs neuer Philosophie. Figulus stand mit Haslmayr in brieflichem und persönlichem Austausch, mehrere Reisen führten ihn zu Haslmayr nach Tirol. Um die Jahreswende 1610/1611 konnte er bei einem Aufenthalt bei Haslmayr mehrere Manuskripte abschreiben, darunter das pseudo-paracelsische ''Lux lucens in tenebris'' (auch: ''10. Buch der Archidoxen'') sowie die ''Fama Fraternitatis''. In einem Brief vom 6. Juli 1611 bot Figulus das ''Lux lucens in tenebris'' {{BioLink|Landgraf Moritz von Hessen-Kassel}} an, während er sein Exemplar der ''Fama'' verschiedenen Bekannten zur Abschrift überließ (unter anderem {{BioLink|Johann Gessler}}), was letztlich zum nicht autorisierten Erstdruck der ''Fama'' durch den Buchdrucker Wilhelm Wessel in Kassel führte – und das, obwohl Figulus zu den in verschiedenen der Rosenkreuzer-Manifeste kritisierten “pseudochymici” zählte. Seine enge Beziehung zu Haslmayr war allerdings auch der Grund, warum Figulus von 1612 bis 1617 für fünf Jahre im Gefängnis saß. </br> Die zweite außerordentlich wichtige Person im Bekanntenkreis von Figulus war der Augsburger Arzt und Handschriftensammler {{BioLink|Karl Widemann}}, ebenfalls ein enger Vertrauter Haslmayrs. Figulus lernte ihn spätestens 1606 kennen und stand mit ihm in regelmäßigem Austausch. Widemann war es auch, der Figulus nach dessen Haftentlassung 1617 zunächst bei sich aufnahm. </br> Finanzielle Förderung erhielt Figulus durch den Tübinger Professor Martin Crusius (1604), den er schon seit seiner Zeit in Lipprichhausen kannte, und durch den wohlhabenden Buchliebhaber und an Alchemie interessierten {{BioLink|Johann Baptista von Seebach}}. Zu seinem Bekannten zählten die Wundärzte {{BioLink|Urban Kumpfmüller}}, {{BioLink|Hans Caspar Koler}} und {{BioLink|Georg Teubinger}}. Der Marburger Theologe {{BioLink|Raphael Eglin}} erwarb (vermutlich um 1611) Handschriften von Figulus, während der Vainger Theologe und (Mit-)Verfasser der Rosenkreuzer-Manifeste {{BioLink|Johann Valentin Andreae}} Figulus zwar bei sich empfing - vermutlich nach dessen Haftentlassung 1617 -, ihn aber später in seiner Autobiographie als "Betrüger" und "Herumtreiber" (“ne impostores quidem taceam Benedictus ille Figulus orbis circumcellio”) bezeichnete, vermutlich, weil Figulus an der frühzeitigen und von Andreae nicht gewünschten Verbreitung der Rosenkreuzer-Manifeste beteiligt war. </br> Belegt ist außerdem die Bekanntschaft mit Jacob Zwinger in Basel, zu vermuten ist die Bekanntschaft mit {{BioLink|Paul Nagel}} und {{BioLink|Johann Hartmann}} (deren Abschriften der ''Fama Fraternitatis'' auf das Exemplar des Figulus zurückgehen). Ende 1617 traf Figulus in Straßburg mit dem ‘König Roseae Crucis’ {{BioLink|Philipp Ziegler}} (um 1580/85-nach 1626) zusammen. Den Marburger Dissidenten {{BioLink|Heinrich Philipp Homagius}} machte Figulus mit Texten von Paracelsus und Weigel bekannt. Offenbar war Figulus auch mit den Erben von {{BioLink|Heinrich Khunrath}} bzw. den Besitzern von dessen Nachlass bekannt: so gab er 1608 Khunraths ''De igne magorum philosophorumque secreto & visibili'' erstmals in den Druck, begleitet von einem (anonym abgedruckten) ‘Judicium’ des {{BioLink|Johann Arndt}} über die vier großen Kupferstiche in Khunraths ''Amphitheatrum''. In einem Begleittext wies Figulus auch schon auf die geplante Neuveröffentlichung (die tatsächlich ein Jahr später erfolgte) des ''Amphitheatrum'' hin; außerdem besaß Figulus zumindest einen unveröffentlichten Text Khunraths: Die ''Signatura Magnesiae'' existiert in einer Abschrift von Figulus (Kassel, 8° Ms. chem. 25).
Schon zum Ende seiner Schulzeit wandte sich Figulus von ‘Schulphilosophie’ ab und entwickelte Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus. Aus Franken vertrieben, bekannte Figulus sich nach eigenen Angaben im Jahr 1604 öffentlich als “Discipulus Paracelsi”
 
Nur in Hagenau (1607/08) und Straßburg (1609/11, 1617) hielt er sich für längere Zeit auf, wobei auch in diesen Städten Konflikte mit der Obrigkeit schließlich zu seiner Abreise führten. </br> Am 31. Oktober 1612 erließ Erzherzog Maximilian von Tirol einen Haftbefehl gegen Figulus, und zwar im Zusammenhang mit der Inhaftierung von {{BioLink|Adam Haslmayr}}, der an diesem Tag in Genua eintraf, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Zu dieser Zeit hielt sich Figulus im vorderösterreichischen Freiburg auf. Bei Haslmayr waren Briefe von Figulus gefunden worden. Von 1612 bis 1617 saß Figulus im Gefängnis, zuletzt wohl in Ensisheim (Vorderösterreich); im Gefängnis fertigte er 1617 eine gereimte deutsche Übersetzung des biblischen Hohelieds an (Handschrift in Hamburg). Nach der Entlassung aus der Haft suchte er zunächst Johann Valentin Andreae auf und zog dann weiter nach Straßburg. Um 1618 befand sich Figulus in Nürnberg, wo er mit dem Maler Conrad Ammon Verbindungen unterhielt; 1619 weilte er in „Puschweiler“ (wohl Buschweiler/Elsass). Nach 1624 verlieren sich seine Spuren.  
 
| DEArticlePublications=1600 erschien von Figulus in Stuttgart ein gedrucktes Lobgedicht auf {{BioLink|Georg am Wald}}, wenig später erfolgte die Dichterkrönung durch {{BioLink|Paul Schede Melissus}}. Fortan nannte er sich “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus” (1617). </br> Figulus’ publizistische Leistung besteht in der Herausgabe von acht in den Jahren 1608 und 1609 erschienenen Sammlungen alchemisch-paracelsistischer Fachschriften. Er plante die Herausgabe noch weiterer Werke, was aber aus unbekannten Gründen unterblieb. Eigene Werke hinterließ er – von einigen lateinischen Gedichten und der (handschriftlich gebliebenen) Übersetzung einiger Bücher des Alten Testaments in deutschen Versen abgesehen – keine. </br> Plante Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus (unverwirklicht)
Plante ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel ''Chrysotheatrum Novellum'' (unverwirklicht; genauer Plan im Nachlass Habrecht). </br> 1618 ebenso wie der ''Wasserstein''-Verfasser Johann Siebmacher beteiligt an der Veröffentlichung der ''Philosophia Mystica'', einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schreibt.
 
Die ''Philosophia mystica'' erschien zunächst 1618 mit einer von Figulus namentlich gekennzeichneten ‘Vermahnung an den Leser’, in der “Ad. H.” (also Adam Haslmayr) als Verfasser einiger Texte ausdrücklich genannt wird. Im selben Jahr wurde dann eine zweite, veränderte Fassung gedruckt, in der Figulus’ ‘Vermahnung’ fehlte und durch eine ‘Admonitio’ von Ulrich Bachmeister von Regensbrun (Anagramm für Johann Siebmacher von Nuremberg) ersetzt wurde.
 
| DEArticleParacelsianism=
 
| DEArticleNetwork=Wertvolle Hinweise auf seinen weitgespannten Bekanntenkreis liefern seine Widmungsvorreden zu den Druckwerken, unter deren Adressaten sich neben Kaiser Rudolf II. auch Urban Kumpfmüller und Christoph Örber finden. Finanzielle Förderung des mittellosen ‘Exulanten Christi’ durch Martin Crusius in Tübingen (1604) und später durch Johann Baptist von Seebach. Suchte Kontakt zu Moritz von Hessen (1611). Besuch bei Johann Valentin Andreae in Vaihingen (1617, kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis), dieser bezeichnet Figulus später in seiner Autobiographie als "Betrüger" und "Herumtreiber" (“ne impostores quidem taceam Benedictus ille Figulus orbis circumcellio”); vielleicht weil Figulus offenbar an der frühzeitigen und von Andreae nicht gewünschten Verbreitung der Rosenkreuzer-Manifeste beteiligt war: Figulus hatte sein Exemplar der ''Fama'', das er 1610/11 von Haslmayr erhalten hatte, verschiedenen Bekannten zur Abschrift überlassen, was letztlich zum nicht autorisierten Erstdruck durch den Buchdrucker Wilhelm Wessel in Kassel führte, und das, obwohl Figulus zu den in verschiedenen der Rosenkreuzer-Manifeste kritisierten “pseudochymici” zählte. Auf seinen Reisen lernte er wohl auch Widemann kennen, mit dem er spätestens seit 1606 im fachlichen Austausch stand. Persönlich bekannt mit Johann Gessler und Jacob Zwinger in Basel. Befreundet mit Karl Widemann und Adam Haslmayr. Austausch mit Raphael Eglin. Eine Londoner Handschrift enthälte Autographen von Johann Gessler und Figulus sowie texte von Raphael Eglin. Seit 1607 bekannt mit Haslmayr. 1608 macht Figulus erstmals Haslmayrs ‘Theophrastia sancta’ öffentlich bekannt (''Pandora magnalium naturalium aurea et benedicta'', 1608, 8r; PRÜFEN). Seitdem mehrere Besuche von Figulus bei Haslmayr in Tirol, um von ihm Manuskripte abzuschreiben, unter anderem zur Jahreswende 1610/1611 das pseudo-paracelsische ''Lux lucens in tenebris'' (auch: ''10. Buch der Archidoxen'') sowie die ''Fama Fraternitatis''. Figulus bietet das ''Lux lucens in tenebris'' in einem Brief vom 6. Juli 1611 Moritz von Hessen an. Herausgeber Khunraths (mit Vorankündigung des Hanauer ''Amphitheatrum''-Drucks). Als Figulus später im Jahr 1611 Hessen verlässt, verkauft oder überlässt er mehrere Manuskripte Raphael Eglin (heute in Kassel, Universitätsbibliothek). Offenbar bekannt auch mit Paul Nagel: seine Abschrift der ''Fama Fraternitatis'' (London, Wellcome MS 150) geht auf Figulus zurück. Auch Johann Hartmann in Marburg besaß ein Exemplar der ''Fama'', das er 1611 Ole Worm zugänglich machte; auch dieses dürfte auf Figulus zurückgehen. Ende 1617 in Straßburg, wo er den ‘König Roseae Crucis’ Philipp Ziegler (um 1580/85-nach 1626) trifft
 
nach der Haftentlassung (1617) bei Johann Valentin Andreae in Vaihingen
 
macht den Marburger Dissidenten Heinrich Philipp Homagius mit Texten von Paracelsus und Weigel bekannt
 
''Lux lucens'': von Haslmayr zu Neujahr zusammen mit einer Abschrift der ''Fama Fraternitatis'' an August von Anhalt geschickt.
 
Herausgeber von Khunrath; Khunraths unveröffentlichter Text ''Signatura Magnesiae'' existiert in einer Abschrift von Figulus (Kassel, 8° Ms. chem. 25)




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Ferguson
{{BioSource|Book|1849|Author=Johann Valentin Andreae|Title=Vita, ab ipso conscripta|Editor=Friedrich Heinrich Rheinwald|Place=Berlin|Publisher=Hermann Schultz|Year=1849|Vol=|Pages=81|online=|DOI=|free=|GB=feA5AAAAcAAJ|GBp=PA19|Autopsy=1|Used=1}}
 
Peuckert, Pansophie, 1929, 398 ff.
 
Wilhelm DANNHEIMER, Die Heilsbronner Fürstenschüler von 1582-1631, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 28, 1959, S. 154-183, hier 169 n° 552: Häfner (Haffner) Bened., 82-(88); n° 553: Häfner (Figulus) Pet., Westheim b. Windsheim, 01-05
 
Matthias Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch: Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528-1806, Nürnberg 1957, S. 180 n° 1085
 
Dieter Michael Feineis, Das Ritterstift St. Burkard zu Würzburg unter der Regierung von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), 1986, 335: 1599 sollte der Pfarrverweser [von Lipprichhausen] Figulus "uff sein ubelhalten von der pfarr abgeschafft und Trollig praesendirt werden
 
{{BioSource|Book|1849|Author=Johann Valentin Andreae|Title=Vita, ab ipso conscripta|Editor=Friedrich Heinrich Rheinwald|Place=Berlin|Publisher=|Year=1849|Vol=|Pages=81|online=|DOI=|free=|GB=feA5AAAAcAAJ|GBp=PA19|List=1}}


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{{BioSource|Book|1894|Author=Karl Sudhoff|Title=Bibliographia Paracelsica : Besprechung der unter Theophrast von Hohenheim’s Namen 1527-1893 erschienenen Druckschriften|MainTitle=Versuch einer Kritik der Echtheit der Paracelsischen Schriften|MainTitleVol=1|Place=Berlin|Publisher=Georg Reimer|Year=1894|Vol=|Pages=|online=|DOI=|free=|GB=5z0-AAAAYAAJ|GBp=PR3|SubVerbo=Figulus|Autopsy=1|Used=}}


{{BioSource|Book|1956|Author=Will-Erich Peuckert|Title=Pansophie|Edition=2|Place=|Publisher=|Year=1956|Vol=|Pages=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|Autopsy=|Used=}}
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{{BioSource|Book|1981|Author=Joachim Telle|Title=Sol und Luna|Place=|Publisher=|Year=1981|Vol=|Pages=126-127|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|Autopsy=|Used=}}
{{BioSource|Book|1957|Author=Matthias Simon|Title=Ansbachisches Pfarrerbuch : Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528-1806|Place=Nürnberg|Publisher=|Year=1957|Vol=|Pages=180 n° 1085|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|UBHD=Q 4651-12::28$01172781|Autopsy=0|Used=1}}


{{BioSource|Book|1984|Author=Walter Pagel|Title=The Smiling Spleen|Place=|Publisher=|Year=1984|Vol=|Pages=164|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|Autopsy=|Used=}}
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{{BioSource|Book|1936|Author=Will-Erich Peuckert|Title=Pansophie : Ein Versuch zur Geschichte der weißen und schwarzen Magie|Place=Stuttgart|Publisher=W. Kohlhammer|Year=1936|Vol=|Pages=398-402|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|Autopsy=1|Used=0}}
{{BioSource|Book|1965|Author=Gerhard Eis|Title=Vor und nach Paracelsus : Untersuchungen über Hohenheims Traditionsverbundenheit und Nachrichten über seine Anhänger|Place=Stuttgart|Publisher=Gustav Fischer|Year=1965|Vol=|Pages=38|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|Autopsy=1|Used=0}}
{{BioSource|Book|1981|Author=Joachim Telle|Title=Sol und Luna : Literar- und alchemiegeschichtliche Studien zu einem altdeutschen Bildgedicht|Place=Hürtgenwald|Publisher=Guido Pressler|Year=1981|Vol=|Pages=126-127|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|Autopsy=1|Used=0}}
{{BioSource|Book|1984|Author=Walter Pagel|Title=The Smiling Spleen : Paracelsianism in Storm and Stress|Place=Basel|Publisher=S. Karger|Year=1984|Vol=|Pages=164|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|Autopsy=1|Used=0}}
{{BioSource|Chapter|1986|Author=Christoph Meinel|Title=Alchemie und Musik|Collective=Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte|Editor=Christoph Meinel|Place=Wiesbaden|Publisher=Otto Harrassowitz|Year=1986|Vol=|Pages=201-227|PagEsp=217, 220|online=|DOI=|free=|Autopsy=1|Used=0}}


=== Portraits ===
=== Portraits ===

Latest revision as of 12:17, 2 July 2024


Benedictus Figulus (1567–nach 1619) war Theologe, Paracelsist, Publizist und Dichter.
Vita: Figulus wurde am 29. Dezember 1567 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am selben Tag getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte. Von 1582 bis 1588 besuchte er die 1582 von → Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach gegründete Fürstenschule Heilsbronn. Ende 1591 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, musste sein Studium aber wegen Armut schon sehr bald abbrechen. Ende der 1590er Jahre war Figulus als Pfarrverweser in Lipprichhausen tätig, verlor die Stelle jedoch im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Dies nahm Figulus zum Anlass, seine Heimat Franken zu verlassen; er sah sich fortan als Exulant (Glaubensflüchtling). Von etwa 1600 bis 1612 führte er ein unstetes Leben, das er selbst als seine ‘Pilgrimschaft’ bezeichnete.
  Im Januar 1604 hielt Figulus sich in Tübingen auf, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte. 1605 war er in Straßburg, im Juli wurde dort sein Sohn getauft. 1606/1607 hielt er sich in Tirol und Kärnten auf, 1607 in Frankfurt am Main, 1607/1608 in Hagenau (Elsass). Konflikte mit der dortigen Obrigkeit zwangen ihn, auch diesen Ort zu verlassen. 1608/1609 war er in Freiburg im Breisgau und zumindest 1609 in Nürnberg, 1609 bis 1611 lebte er wiederum in Straßburg. Zum Jahreswechsel 1610/11 hielt Figulus sich in Tirol bei → Adam Haslmayr auf, im Juli 1611 dann in Kassel, wo er → Landgraf Moritz von Hessen-Kassel alchemistische und paracelsische Texte anbot, die er (zumindest zum Teil) kurz zuvor von Haslmayr erhalten hatte. 1611 musste er Straßburg verlassen, 1612 hielt er sich Augsburg bei → Karl Widemann auf.
  Bei dem Mitte 1612 verhafteten → Adam Haslmayr waren Briefe von Figulus entdeckt worden, die auf eine gemeinsame Gesinnung schließen ließen. Am 31. Oktober 1612 traf Haslmayr in Genua ein, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Am selben Tag erließ → Erzherzog Maximilian von Tirol auch einen Haftbefehl gegen Figulus, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wurde, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufgehalten haben soll. Figulus wurde daraufhin verhaftet und verbrachte die folgenden fünf Jahre von November 1612 bis November 1617 im Gefängnis in Ensisheim (Elsass).
  Nach der Entlassung aus dem Gefängnis kehrt Figulus zunächst wieder nach Straßburg zurück, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 vom Rat der Stadt ausgewiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll. 1618 hielt Figulus sich in Nürnberg auf und hatte Kontakt mit dem Maler und offenbar an Alchemie interessierten Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von → Franz Örtel). 1618 erschien auch die zunächst von Figulus herausgegebene Sammlung Philosophia mystica, die noch im selben Jahr erneut erschien, jedoch ohne Nennung von Figulus und stattdessen unter Mitwirkung des Nürnberger Alchemisten → Johann Siebmacher. 1619 sandte Figulus verschiedene Rezepte und Prozesse an Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass), danach verlieren sich seine Spuren.
Familie: Der Vater von Figulus, Andreas Heffner (auch: Figulus, Häfner, Häffner), wurde 1540 in Herzogenaurach geboren, war zunächst Lehrer in Obernbreit, leistete seinen Amtseid als Pfarrer von Uttenhofen am 4. Februar 1567 und übernahm dann 1571 das Pfarramt in Westheim bei Windsheim bis zu seinem Tod am 19. Dezmber 1609 in Westheim. Er heiratet am 2. Oktober 1567 in Rothenburg ob der Tauber Margarethe Seemann, hatte 3 Söhne (darunter Benedictus Figulus) und 2 Töchter. Zur Familie gehören Paulus Figulus (geb. 28. Juni 1576 in Westheim, vermutlich ein Bruder von Benedictus Figulus; immatrikuliert 1597 in Wittenberg, ab 1605 Pfarrer in Oberhöchstädt, gest. 1616), Petrus Figulus/Häfner (geb. in Westheim, 1601-1605 Schüler der Fürstenschule Heilsbronn, immatrikuliert 1605 in Tübingen) und dessen Sohn Simon Figulus/Häfner (geb. in Oberhöchstädt, 1633-1635 Diakon in Burgbernheim, danach in Schwebheim und Urfersheim).
Werke: Seit Figulus seine Stelle in Lipprichhausen verloren hatte, betätigte er sich als Verfasser von Hochzeits-, Trauer- und anderen Gelegenheitsgedichten. Von einigen sind Einblattdrucke erhalten, oft in nur einem einzigen Exemplar. Erhalten sind: ein Hochzeitsgedicht für den Augsburger Geschäftsmann Philipp Hainhofer und Regina Waiblinger (1601), eine gereimte deutsche und lateinische Paraphrase des 128. Psalms als Hochzeitsgedicht für den Erfurter Juristen Nicolaus Griebe und Anna Fach (1602), ein Trauergedicht auf Johann Casimir Graf von Nassau-Saarbrücken (1602), ein Hochzeitsgedicht auf den Straßburger Juristen Johann Scheid/Scheyd und Ursula Duntzenheimer (1605), ein Trauergedicht auf Veronica von Andlau, Ehefrau von Friedrich von Muellenheim zu Reichenberg in Straßburg (1606).
  Neben der Psalmenübersetzung von 1602 erschien im selben Jahr eine gereimte lateinische Paraphrase des 119. Psalms (mit Widmung an Kurfürst Christian II. von Sachsen) und 1603 griechisch-lateinische bzw. griechisch-lateinisch-deutsche Paraphrase des 23. und des 103. Psalms (mit Widmung an den streitbaren Protestanten Carl Jörger von Tollet). Eine Metaphrasis Psalmi XCI (1606) scheint verloren (Georg Wolfgang Panzer, Bibliothecae Thomasianae ... Volumen I, 1765, 638 n° 5967). Während seiner Gefangenschaft in Ensisheim fertigte Figulus Übersetzungen der Salomonischen Bücher (Liber proverbiorum, Ecclesiastes, Canticum canticorum, Liber sapientiae) an (ungedruckt, autographe Handschrift in Hamburg). Undatiert erschien im Druck noch ein in lateinischen und deutschen Versen verfasstes Gebet des Heiligen Bernhard an Jesus Christus.
  Bereits im Jahr 1600 war als wohl erste Veröffentlichung des Figulus ein Carmen heroicum auf Martin Luther erschienen, dem ein ebenfalls gereimter lateinischer Lobpreis auf → Georg Am Wald beigegeben war. Hier bezieht sich Figulus sowohl auf → Paulus Melissus (1539-1602) (der Figulus wenig später zum ‘poeta laureatus’ krönte) als auch auf Friedrich Taubmann (1565-1613), Professor der Poesie, den Figulus wohl während seines kurzen Studiums in Wittenberg kennengelernt hatte. Mit Stolz führte Figulus sein Leben lang den Titel “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus”. 1606 erschien Petrus larvatus, id est, vera Romani Pontificis descriptio ex sacris literis, eine umfangreiche lateinische Dichtung Figulus’ mit Widmung an Philipp Ludwig Pfalzgraf bei Rhein und verschiedenen Gedichtbeigaben, darunter einer von → Job Korntawer. Es handelt sich hierbei um eine Titelausgabe des kurz zuvor wohl in Straßburg erschienenen Werks gleichen Titels, das allerdings die Verfasserangabe “à M. Bartholomaeo Petro Piscatore, VVurcense Myso, P. L.” trägt. Bartholomäus Piscator (Fischer) aus Wurzen bei Meißen (gest. 1635) war 1610-1633 Pfarrer in Sundhofen (Elsass)
  Die Jahre 1608 und 1609 markieren den Höhepunkt von Figulus’ publizistischem Wirken. 1608 erschienen Philippi Theophrasti Paracelsi Kleine Wund-Artzney (mit Widmungen an die Wundärzte → Urban Kumpfmüller und → Hans Caspar Koler, beide vom 3. Mai 1608, sowie an den Wundarzt → Georg Teubinger, 4. Mai 1608) und Aureoli Ph. Theophrasti ... Zween vnderschiedene Tractat (mit zwei deutschen Übersetzungen lateinischer Paracelsus-Texte aus der Feder von Hans Caspar Koler). Ebenfalls 1608 erschienen die Sammlungen deutschsprachiger alchemistischer Texte Pandora Magnalium Naturalium Aurea et Benedicta (mit Widmung an Michael Daniel Pleickhard genannt Poland, Balthasar Keybe und Johann Enoch Maier, Hagenau 26. Dezember 1607), Rosarium novum olympicum et benedictum (mit Widmungen an Sebastian Küller, Georg Schwalenberg und Heinrich Praetorius, Hagenau 28. Dezember 1607, sowie an Georg Adam Rauber, Christoph Roithner und Christoph Örber, Hagenau 29. Dezember 1607), Thesaurinella Olympica aurea tripartita (mit Widmung an → Kaiser Rudolf II., Hagenau 3. Oktober 1607, und an → Johann Baptista von Seebach sowie → Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach gerichteten Gedichten), Paradisus Aureolus Hermeticus (mit einem an → Joachim Tancke gerichteten Gedicht). Ebenfalls 1608 erschien De igne magorum philosophorumque secreto & visibili von Heinrich Khunrath. Im Jahr 1609 erschienen noch die Auriga benedictus spagyricus minor, maioris prodromus von Guido Magnus de Monte (mit Widmung an → Joachim Ernst Markgraf von Brandenburg-Ansbach, Nürnberg 21. März 1609) sowie das Kräutterbuch von Bartholomäus Carrichter. Die drei letztgenannten Werke wurden alle von Figulus herausgegeben.
  Unverwirklicht blieben die Pläne zur Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus und ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel Chrysotheatrum Novellum. Von letzterem existiert ein genauer Plan im Nachlass von → Isaac Habrecht.
  1618 war Figulus ebenso wie der Wasserstein-Verfasser → Johann Siebmacher beteiligt an der Veröffentlichung der Philosophia Mystica, einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter auch Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schrieb. Die Philosophia mystica erschien zunächst 1618 mit einer von Figulus namentlich gekennzeichneten ‘Vermahnung an den Leser’, in der “Ad. H.” (also Adam Haslmayr) als Verfasser einiger Texte ausdrücklich genannt wird. Im selben Jahr wurde dann eine zweite, veränderte Fassung gedruckt, in der Figulus’ ‘Vermahnung’ fehlte und durch eine ‘Admonitio’ von Ulrich Bachmeister von Regensbrun (Anagramm für Johann Siebmacher von Nuremberg) ersetzt wurde.
Paracelsismus: Schon zum Ende seiner Schulzeit wandte sich Figulus von ‘Schulphilosophie’ ab und entwickelte Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus. Aus Franken vertrieben, bekannte Figulus sich nach eigenen Angaben im Jahr 1604 öffentlich als “Discipulus Paracelsi”.
Netzwerk: Figulus war mit zahlreichen Paracelsisten Alchemisten und an Alchemie Interessierten sowie Wundärzten bekannt, wie die verschiedenen Widmungen und Gelegenheitsdichtungen in seinen Veröffentlichungen, aber auch briefliche Äußerungen belegen. Die größte Bedeutung für Figulus hatte sicherlich die Freundschaft mit Adam Haslmayr, mit dem er spätestens seit 1607 persönlich bekannt war. Schon Ende 1607 bezeichnete er sich in der Widmungsvorrede zu seiner Pandora magnalium naturalium aurea et benedicta (1608) als ‘Discipulus Sanctae Theophrastiae’, das heißt als Anhänger von Haslmayrs neuer Philosophie. Figulus stand mit Haslmayr in brieflichem und persönlichem Austausch, mehrere Reisen führten ihn zu Haslmayr nach Tirol. Um die Jahreswende 1610/1611 konnte er bei einem Aufenthalt bei Haslmayr mehrere Manuskripte abschreiben, darunter das pseudo-paracelsische Lux lucens in tenebris (auch: 10. Buch der Archidoxen) sowie die Fama Fraternitatis. In einem Brief vom 6. Juli 1611 bot Figulus das Lux lucens in tenebris → Landgraf Moritz von Hessen-Kassel an, während er sein Exemplar der Fama verschiedenen Bekannten zur Abschrift überließ (unter anderem → Johann Gessler), was letztlich zum nicht autorisierten Erstdruck der Fama durch den Buchdrucker Wilhelm Wessel in Kassel führte – und das, obwohl Figulus zu den in verschiedenen der Rosenkreuzer-Manifeste kritisierten “pseudochymici” zählte. Seine enge Beziehung zu Haslmayr war allerdings auch der Grund, warum Figulus von 1612 bis 1617 für fünf Jahre im Gefängnis saß.
  Die zweite außerordentlich wichtige Person im Bekanntenkreis von Figulus war der Augsburger Arzt und Handschriftensammler → Karl Widemann, ebenfalls ein enger Vertrauter Haslmayrs. Figulus lernte ihn spätestens 1606 kennen und stand mit ihm in regelmäßigem Austausch. Widemann war es auch, der Figulus nach dessen Haftentlassung 1617 zunächst bei sich aufnahm.
  Finanzielle Förderung erhielt Figulus durch den Tübinger Professor Martin Crusius (1604), den er schon seit seiner Zeit in Lipprichhausen kannte, und durch den wohlhabenden Buchliebhaber und an Alchemie interessierten → Johann Baptista von Seebach. Zu seinem Bekannten zählten die Wundärzte → Urban Kumpfmüller, → Hans Caspar Koler und → Georg Teubinger. Der Marburger Theologe → Raphael Eglin erwarb (vermutlich um 1611) Handschriften von Figulus, während der Vainger Theologe und (Mit-)Verfasser der Rosenkreuzer-Manifeste → Johann Valentin Andreae Figulus zwar bei sich empfing - vermutlich nach dessen Haftentlassung 1617 -, ihn aber später in seiner Autobiographie als "Betrüger" und "Herumtreiber" (“ne impostores quidem taceam Benedictus ille Figulus orbis circumcellio”) bezeichnete, vermutlich, weil Figulus an der frühzeitigen und von Andreae nicht gewünschten Verbreitung der Rosenkreuzer-Manifeste beteiligt war.
  Belegt ist außerdem die Bekanntschaft mit Jacob Zwinger in Basel, zu vermuten ist die Bekanntschaft mit → Paul Nagel und → Johann Hartmann (deren Abschriften der Fama Fraternitatis auf das Exemplar des Figulus zurückgehen). Ende 1617 traf Figulus in Straßburg mit dem ‘König Roseae Crucis’ → Philipp Ziegler (um 1580/85-nach 1626) zusammen. Den Marburger Dissidenten → Heinrich Philipp Homagius machte Figulus mit Texten von Paracelsus und Weigel bekannt. Offenbar war Figulus auch mit den Erben von → Heinrich Khunrath bzw. den Besitzern von dessen Nachlass bekannt: so gab er 1608 Khunraths De igne magorum philosophorumque secreto & visibili erstmals in den Druck, begleitet von einem (anonym abgedruckten) ‘Judicium’ des → Johann Arndt über die vier großen Kupferstiche in Khunraths Amphitheatrum. In einem Begleittext wies Figulus auch schon auf die geplante Neuveröffentlichung (die tatsächlich ein Jahr später erfolgte) des Amphitheatrum hin; außerdem besaß Figulus zumindest einen unveröffentlichten Text Khunraths: Die Signatura Magnesiae existiert in einer Abschrift von Figulus (Kassel, 8° Ms. chem. 25).
Literatur:
°*Johann Valentin Andreae: Vita, ab ipso conscripta, ed. by Friedrich Heinrich Rheinwald, Berlin: Hermann Schultz 1849, 81 (Google Books)
°Karl Sudhoff: Bibliographia Paracelsica : Besprechung der unter Theophrast von Hohenheim’s Namen 1527-1893 erschienenen Druckschriften (Versuch einer Kritik der Echtheit der Paracelsischen Schriften, 1), Berlin: Georg Reimer 1894, s.v. Figulus (Google Books)
°John Ferguson: Bibliotheca Chemica, vol. 1, Glasgow: James Maclehose 1906, 273-275
°Will-Erich Peuckert: Pansophie : Ein Versuch zur Geschichte der weißen und schwarzen Magie, 2nd ed., Berlin: Erich Schmidt 1956, 358-362
*Matthias Simon: Ansbachisches Pfarrerbuch : Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528-1806, Nürnberg 1957, 180 n° 1085
*Wilhelm Dannheimer: “Die Heilsbronner Fürstenschüler von 1582-1631”, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 28 (1959), 154-183, esp. 169 n° 552, 553
*Dieter Michael Feineis: Das Ritterstift St. Burkard zu Würzburg unter der Regierung von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), Würzburg: Schöningh 1986, 335
°Joachim Telle: “Benedictus Figulus : Zu Leben und Werk eines deutschen Paracelsisten”, in: Medizinhistorisches Journal 22, no. 4 (1987), 303-326 (jstor.org)
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Bruce T. Moran: The Alchemical World of the German Court 1991, 47, 141, 142, 143
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