Biographical Dictionary

From Theatrum Paracelsicum
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Daniel Achrelius (1644–1692) war Professor der Rhetorik an der Universität Turku/Åbo (Finnland)..
Achrelius wurde 1644 in Turku geboren. Er studierte ab 1662 in Turku, wurde 1672 Magister, 1673 Sekretär der dortigen Akademie, 1679 Professor der Rhetorik und 1687/1688 Rektor. Achrelius starb am 23. April 1692 in Turku.
Achrelius’ Vater war der Professor der Medizin Erik Achrelius (1604-1670), seine Mutter Margareta Isaksdotter war eine Tochter des Bischofs von Turku, Isaacus Rothovius (1572-1652).
In den Contemplationum mundi libri tres (1682), einer Sammlung von Dissertationen, versuchte sich Achrelius an einer eklektischen Synthese aristotelischer und paracelsischer Ideen.
Veröffentlichungen: Neben über 150 Dissertationen und rhetorischen Lehrbüchern verfasste er auch dichterische Werke, zum Beispiel eine gereimte Prophetens Daniels Vthlägning (1690).
Literatur: Maja Kallinen: “Naturens hemliga krafter: Daniel Achrelius’ 'Contemplationes Mundi'”, in: Historisk tidskrift för Finland 76 (1991), 317-346. - Maija Kallinen: “Daniel Achreliuksen teos Contemplationes mundi libri tres – sen lähdepohja ja tulkintaa”, in: Minerva, Oulun yliopiston historian laitoksen julkaisuja 2 (1991), 3-140, esp. 18-20. - Maija Kallinen: Change and Stability: Natural Philosophy at the Academy of Turku (1640-1713) (Studia historica 41), Helsinki 1995. - Tomas Mansikka: “Paracelsianism in Finland”, in: Western Esotericism in Scandinavia, ed. by Henrik Bogdan and Olav Hammer, Leiden: Brill 2016, 410-416.
Abraham Behem war Arzt.
Behem wurde wohl um 1545 in Görlitz geboren. Er starb am 31. März 1599 in Görlitz.
Behem studierte ab 1563/64 in Basel Medizin, wo er gemeinsam mit Fabian von Weißenfels aus Meißen immatrikuliert wurde. Spätestens ab Ende der 1560er Jahre war er in Görlitz als Arzt tätig; Anna von Sachsen erkundigte sich gelegentlich nach einer Rezeptur, mit der er den kurfürstlich-sächsischen Rat Christoph von Carlowitz (1507-1578) behandelt hatte.
Abraham Behem war der Sohn des Görlitzer Apothekers Georg Böhm und dessen 1583 gestorbener Frau (Name unbekannt). Behem hatte einen Bruder Hans und eine Schwester Sara. Diese war verheiratet mit Michael Scholz bzw. Michael Weißscholz, einem Stiefbruder von Bartholomäus Scultetus (Bartholomäus’ Vater Martin, 1467-1558, führte neben dem Familiennamen Scholz auch den Namen Weißscholz). Abraham Behem war verheiratet mit Helene, verwitwete Theisener (Teisner, Theisner, Theißner), Tochter des Stadtschreibers Paul Schneider (gest. 1545).
Behem gehörte in den 1560er Jahren in Görlitz zu einem Kreis von Anhängern des Paracelsus, den Bartholomäus Scultetus 1570 in seinem Tagebuch wohl scherzhaft als "Collegium medicorum sectae Paracelsi" bezeichnete. Diesem Kreis gehörten laut Scultetus zum einen Abraham Behem und Georg Roth, zum anderen Johannes Hiller und Franz Kretschmer und drittens Martin Faber (Schmidt) aus Königsberg "mit seinen gesellen" an.
Behem wurde 1563/64 gemeinsam mit Fabian von Weißenfels in Basel immatrikuliert. In Begleitung von Georg Marquard suchten sie 1564 Conrad Gessner auf; alle drei trugen sich in dessen Stammbuch ein. 1590 war Behem zu Gast im Convivium Musicum des Bartholomäus Scultetus, mit dem er entfernt verwandt war. Im Jahr 1579 verfasste Behem einen an Valentin Weigel gerichteten Brief, in dem er zu theologischen Fragen Stellung nimmt; eine persönliche Bekanntschaft mit Weigel ist nicht gesichert.
Behem ist nicht identisch mit Abraham Böhm aus Görlitz (Sohn von Franz Böhm), 1555-1569 Cancellarius des Kollegiatsstift St. Petri in Bautzen. — Mit ziemlicher Sicherheit unzutreffend ist die Identifizierung des Schreibers “MAB” (Leiden, Voss. chym. F.18) mit Abraham Behem.
Literatur: Ernst Koch, Moskowiter in der Oberlausitz, in: Neues Lausitzisches Magazin 83 (1907), 1-90, esp. 75 n.2. — Max Gondolatsch, Der Personenkreis um das Görlitzer Convivium, in: Neues Lausitzisches Magazin 112 (1936), 76-155, esp. 101 n° 30. — Richard J. Durling, Conrad Gesner's Liber amicorum 1555-1565, in: Gesnerus 22:3-4 (1965), 134-159, esp. 136. — CP 3, 525-526, 788. — Andrew Weeks, Boehme’s Life and Times before 1613, in: Jacob Boehme, Aurora, ed. Andrew Weeks, Leiden/Boston 2013, 5-12. — Leigh T.I. Penman, Boehme’s Intellectual Networks and the Heterodox Milieu of His Theosophy, 1600–1624, in: An Introduction to Jacob Boehme, ed. Ariel Hessayon and Sarah Apetrei, New York/London 2014, 57-76, esp. 59, 68.
Adam von Bodenstein war Arzt, Schriftsteller, Herausgeber.
Bodenstein wurde 1528 in Kemberg geboren und starb am 31. März 1577 (Palmsonntag) in Basel.
Ab ca. 1544 Studium der Medizin in Basel (dort 1548 Magister artium), in Ferrara 1550 Promotion zum Doktor der Medizin. 1551 Aufenthalt in Wien, ab 1553 als "Diener von Haus aus" (das heißt: ohne ständige Präsenzpflicht am Hof) tätig für Ottheinrich, Pfalzgraf bei Rhein (1502-1559, seit 1556 Kurfürst von der Pfalz). 1558 wurde Bodenstein in das Basler Consilium facultatis medicae aufgenommen. Bodenstein beteiligte sich in Basel an Religionsstreitigkeiten, ergriff Partei für Jean Calvin und Théodore de Bèze und bezichtigte in diesem Zusammhang Sebastian Castellio der Häresie. Wegen Bodensteins Herausgabe zahlreicher Paracelsus-Schriften kam es zum Konflikt mit der medizinischen Fakultät, aus der er 1564 ausgeschlossen wurde. An diesem Beschluss war maßgeblich Theodor Zwinger beteiligt. Auf der Flucht vor der Pest hielt er sich 1564 in Frankfurt am Main auf, wo er mehrere Patienten behandelte. Bodenstein starb 1577 in Basel an der Pest.
Sein Vater war der Theologe Andreas Bodenstein genannt Karlstadt (1486-1541). Bodenstein heiratete 1547 Esther Wyss (gest. 1564) und 1565 Maria Jacobea Schenck zu Schweinsberg (gest. 1618). Er hatte mindestens 15 Kinder.
Um 1556 wurde Bodenstein in Basel durch eine von Cyriacus Leger stammende paracelsische Arznei geheilt und zur gleichen Zeit von Pfalz Ottheinrich ermuntert, "Theophrasti Schrifften zu lesen"; dies führte zu Bodensteins 'Paracelsischer Wende', verbunden mit einer Beschäftigung mit transmutatorischer Alchemie. Paracelsus blieb in Bodensteins Schriften bis 1559 ungenannt. 1560 begann er mit der Herausgabe zahlreicher Schriften des Paracelsus (und Pseudo-Paracelsus). Bodenstein war vor der Herausgabe der nicht-theolgischen Schriften durch Johann Huser (1589-1591) neben Michael Toxites der wichtigste Herausgeber Paracelsischer Schriften.
In seiner Jugend (1542) Bekanntschaft mit dem Basler Wundarzt Jost Stöckli. Tätigkeit am Hofe von Ottheinrich von der Pfalz (ab 1553). Heilung durch Cyriacus Leger. In Basel beschäftigte sich Bodenstein Anfang der 1560er Jahre gemeinsam mit Ludwig Wolfgang von Hapsperg und Johannes Acronius intensiv mit Alchemie und schloss Bekanntschaft mit Denis Zecaire. Um 1570 widmete er sich gemeinsam mit dem französischen Gesandten Pierre de Grantrye und auf dessen Kosten der praktischen Alchemie (Goldgewinnung). Dieser strengte 1572/73 in Basel einen Prozess auf Schadenersatz gegen Bodenstein an. Bodenstein unterhielt zu vielen bekannten Persönlichkeiten Basels und widmete seine Werke zahlreichen Adligen. Ein Briefwechsel verband ihn mit den Brüden Alexander und Leonhard Thurneisser. Persönliche Bekanntschaft verband Bodenstein mit Paracelsisten wie Alexander von Suchten, Johann Huser, Michael Toxites, Samuel Schlegel, Gerhard Dorn, Georg Forberger und anderen; Michael Toxites hatte sich um 1562/63 in Basel bei Bodenstein aufgehalten und sah sich selbst als dessen Schüler. Eine enge Zusammenarbeit verband ihn mit dem Basler Drucker Pietro Perna. Zu Bodensteins Gegnern zählte zunächst Theodor Zwinger (der seine Haltung später änderte), dann Bernhard Dessenius und Jacques Gohory.
Veröffentlichungen: Bodenstein veröffentlichte zunächst 1557 die deutsche Übersetzung einer Practica von Luca Gaurico (Weyssagung Sibylle Tyburtine) sowie eine astromedizinische Schrift über das Podagra. 1559 folgten alchemistische Texte (Isagoge). Abgesehen von einer Schrift zur Bekämpfung der Pest (1577), veröffentlichte Bodenstein von 1560 bis 1576 ausschließlich Paracelsische Schriften in über 40 Ausgaben sowie ein Paracelsus-Lexikon (Onomasticon, 1566/1575).
Literatur: CP 1, 104-110 (Biographie). - CP 2, 87. - Killy 1, ## (Joachim Telle). - VL Frühe Neuzeit 1, ## (Joachim Telle).
Johann Albrecht (Wimpinaeus) (um 1539 – nach 1576) war Arzt und Publizist.
Johann Albrecht, genannt Wimpinaeus, wurde um 1539 geboren. Er studierte ab 1561 in Ingolstadt Medizin und wurde in Italien zum Doktor der Medizin promoviert. Ein Aufenthalt in Polen schloss sich an. Albrecht trat in die Dienste von Herzog Albrecht V. von Bayern und begleitete dessen Sohn Ernst 1574 nach Rom. Er starb nach 1576.
Um 1565 wandte sich Albrecht der Paracelsischen Medizin zu, was ihm die Gegnerschaft anderer Ärzte am Hof von Herzog Albrecht V. einbrachte. 1569 veröffentlichte er eine Schrift De concordia Hippocraticorum et Paracelsistarum (München 1569), bei der es sich um einen frühen Versuch der Vermittlung zwischen der „alten“ Medizin und der „neuen“ Lehre des Paracelsus handelte. Zudem gehörte er zu den frühen Paracelsus-Herausgebern (Archidoxa, München 1570). Spätestens seit 1569 war Albrecht mit dem Paracelsisten und Nürnberger Stadtarzt Heinrich Wolff eng befreundet.
Albrecht ist wohl nicht identisch mit Johannes Albertus Wimpinensis, der in den 1560er Jahren an der Universität Ingolstadt tätig war.
Veröffentlichungen:
De concordia Hippocraticorum et Paracelsistarum, München: Adam Berg, 1569 (VD16 A 1278); dedication to William V, Duke of Bavaria.
– Paracelsus, Archidoxa/ zwölff Bücher, ed. by Johann Albrecht (Wimpinaeus), München: Adam Berg, 1570 (VD16 P 393); dedication to William V, Duke of Bavaria.
– Paracelsus, Archidoxa ex Theophrastia, ed. by Johann Albrecht (Wimpinaeus), München: Adam Berg, 1570 (VD16 P 392); dedication to Albert V, Duke of Bavaria; casualia by Adam Berg.
– Paracelsus, Etliche Tractetlein zur Archidoxa gehörig, München: Adam Berg, 1570 (VD16 P 629); no dedication; no casualia.
Valentius Antrapassus Sileranus (auch: Der Name ist mit ziemlicher Sicherheit ein Pseudonym.) war Paracelsist.
August, Fürst von Anhalt-Plötzkau (1575–1653).
August wurde am 14. Juli 1575 in Dessau geboren. Als sein Vater Joachim Ernst Fürst von Anhalt 1586 starb, wurde eine Teilung des erst 1570 vereinigten Territoriums Anhalt notwendig, da eine Primogenitur (Nachfolge des ältesten Sohnes) fehlte. Nach langen Vorbereitungen wurde die Teilung Anhalts schließlich 1603 endgültig beschlossen. Dabei erhielten die vier ältesten Söhne 1606 jeweils einen Landesteil (Bernburg, Köthen, Zerbst, Dessau), während August als fünfter Sohn freiwillig auf einen Landesteil verzichtete. Der Wert seines Erbteils war zwar auf 300.000 Taler festgelegt worden, doch ist unklar, ob August dieses Entschädigung tatsächlich zur Gänze erhielt. 1611 übernahm dann August gegen finanzielle Entschädigung von seinem Bruder Christian aus dessen Fürstentum Anhalt-Bernburg die eher kleine Herrschaft Plötzkau samt dem zugehörigen Schloss. 1650, nach dem Tode seines Bruders Ludwig, folgte August in Köthen und wurde so zum Stifter der Linie Anhalt-Köthen. Er starb am 22. August 1653 in Plötzkau.
August war ein Sohn von Joachim Ernst von Anhalt (1536-1586), Stammvater des jüngeren Fürstenhauses. Seine Brüder waren Johann Georg I. Fürst von Anhalt-Dessau (1567-1618), Christian I. Fürst von Anhalt-Bernburg (1568-1630), Rudolf I. Fürst von Anhalt-Zerbst (1576-1621) und Ludwig I. Fürst von Anhalt-Köthen (1579-1650). Von seinen Schwestern war Anna Maria (1561-1605) verheiratet mit Joachim Friedrich Herzog von Brieg, Elisabeth (1563-1607) mit Johann Georg Kurfürst von Brandenburg, Sibylla (1564-1614) mit → Friedrich I. Herzog von Württemberg, Agnes Hedwig (1573-1616) mit August Kurfürst von Sachsen und Johann III. Herzog von Holstein-Sonderburg.
August von Anhalt stand in enger Verbindung mit → Karl Widemann und wechselte mit ihm über 150 Briefe. Er setzte sich 1613 für die Freilassung von → Adam Haslmayr ein, der eine Strafe auf einer Galeere verbüßte. Er stand in brieflichem Kontakt mit dem Schwenckfelder → Georg Ludwig von Freyberg. → Elias Montanus widmete ihm (und anderen Fürsten) seine Ausgabe von → Friedrich Soleas Ein Büchlein von dem Bergwergk (Zerbst 1600; BP.Alchemica.1600-01); → Friedrich Moller widmete ihm seine Ternio reliquiarum alchymiae (Berlin 1618; BP304); Hermannus Condeesyanus (i.e. → Johannes Rhenanus) widmete ihm die Harmoniae inperscrutabilis chymico-philosophicae ... Decas I (Frankfurt am Main 1625). Mehrere vermeintlich aus "gemachtem Golde" (alchemistisch hergestelltes Gold) gefertigte Münzen werden August von Anhalt zugeschrieben. Zu Augusts Leichenpredigt (1653) trugen neben anderen die Ärzte Levinus Fischer, Johann Conrad Rhumelius und Johannes Magirus Gedichte bei.
Literatur:
Rudolph Stubenrauch: Die erlöseten Seelen der Knechte des Herrn [Leichenpredigt], Köthen: Jacob Brand 1653 (DOI: 10.25673/opendata2-28065, free)
Ferdinand Siebigk: “August (Fürst von Anhalt-Plötzkau)”, in: Allgemeine Deutsche Biographie, vol. 1, Leipzig: Duncker & Humblot 1875, 658-659 (online, free)
Carlos Gilly: “Iter Rosicrucianum: Auf der Suche nach unbekannten Quellen der frühen Rosenkreuzer”, in: Das Erbe des Christian Rosenkreuz, Amsterdam: In de Pelikaan 1988, 63-89 (online, free)
Julian Paulus: “Alchemie und Paracelsismus um 1600 : Siebzig Porträts”, in: Analecta Paracelsica, ed. by Joachim Telle, Stuttgart: Franz Steiner 1994, 335-406, esp. 343-344 (online, free)
Bernhard Gremler: “Vom "chymischen" Gold aus Anhalt-Plötzkau : 1620 soll Fürst August Münzen aus künstlichem Gold in Plötzkau geprägt haben”, in: Mitteldeutsche Zeitung (Ausgabe Bernburg) 11, no. 70 (2000), 12
Alfred Reichenberger: “Vom ewigen Wunsche, Gold zu machen - eine angebliche Alchemistenmünze von Plötzkau”, in: Geldgeschichten aus Sachsen-Anhalt, ed. by Harald Meller, Halle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie 2015, 112-115
Ernst Pernicka and Alfred Reichenberger: “Eine angebliche Alchemistenmünze von Plötzkau”, in: Alchemie und Wissenschaft des 16. Jahrhunderts: Fallstudien aus Wittenberg und vergleichbare Befunde, ed. by Harald Meller at al., Halle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie 2016, 353-358