Difference between revisions of "Biographies/Adam Haslmayr"

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| DEArticleFamily=Haslmayr war verheiratet und hatte mindestens zwei Söhne: {{BioLink|Adam|Adam Haslmayr the Younger}} (gest. 1665) und Amandus (nachgewiesen 1615 bis 1662 in Hall). Seine Frau Anna starb 1615.


| DEArticleVita=Haslmayr wurde am 31. Oktober 1562 in Bozen geboren. Von 1588 bis 1603 war er als Pfarrschulmeister, Organist und kaiserlicher Notarius in Bozen tätig. 1592 veröffentlichte er eigene Kompositionen unter dem Titel ''Newe Teütsche Gesang''. 1593 wurde er mit Wappenbrief in den Adelsstand erhoben. </br> Ab Mitte der 1590er Jahre begann Haslmayr, sich unter dem Einfluss von {{BioLink|Lorenz Lutz}} mit Paracelsus zu beschäftigten. 1602 wurde er vom Bozener Rat aufgefordert, sich von den Lehren des Paracelsus zu distanzieren, 1603 schickte er einen Brief und einen paracelsistischen Traktat an den neuen Landesherrn Erzherzog Maximilian von Tirol. Dieser ließ seinen Hofpreder Anton Khlesl die Schrift begutachten, worauf Haslmayr nach Innsbruck vorgeladen und befragt wurde. Seine Bibliothek wurde anschließend konfisziert und teilweise verbrannt, und er verlor 1603 seine Stellung als Schulmeister. </br> 1605 zog Haslmayr nach Schwaz um und hatte dort Kontakt mit zahlreichen Paracelsisten und Alchemisten. Fünf Jahre später zog er 1610 nach Heiligkreuz (bei Hall in Tirol) und pflegte dort nähere Bekanntschaft mit dem Haller Bürgermeister {{BioLink|Christoph Örber}}, der die Interessen Haslmayrs teilte. Nach längerer Unterbrechung suchte 1610 Haslmayr auch erneut Kontakt mit Erzherzog Maximilian, in den er offenbar große Hoffnungen setzte. Zur gleichen Zeit entwickelte sich eine erbitterte Feindschaft zwischen Haslmayr und dem Arzt Hippolytus Guarinonius, der in seinem Werk ''Die Grewel der Verwüstung Menschlichen Geschlechtes'' (Ingolstadt: Andreas Angermayr 1610) scharfe Kritik an Paracelsus übte. Haslmayr verfasste einen Angriff auf Guarinonius; auf Betreiben von Guarinonius wurde Haslmayr dann 1611 erneut nach Innsbruck vorgeladen. Da zur gleichen Zeit in der Gegend von Schwaz die Pest ausbrach, sollte Haslmayr schließlich doch nicht anreisen, sondern schriftlich Stellung beziehen. Das Verfahren wurde offenbar eingestellt und stattdessen Hippolytus Guarinonius, der Bergwerksarzt von Schwaz, seines Amtes enthoben. </br> Zu Beginn des Jahres 1611 lernte Haslmayr, vermittelt von Benedictus Figulus, {{BioLink|Karl Widemann}} kennen und besuchte diesen im Juli 1611 in Augsburg. Die Freundschaft zwischen Widemann und Haslmayr hatte bis Haslmayrs Tod Bestand. 1612 verfasste Haslmayr verfasst seine ''Antwort an die Lobwürdige Brüderschafft der Theosophen von RosenCreutz'' und schickte sie an {{BioLink|Fürst August von Anhalt|Augustus, Prince of Anhalt-Plötzkau}}. </br> 1612 schickte Guarinonius eine Reihe von Beschwerden über Haslmayr an die Landesregierung, insbesondere mit dem Vorwurf, dass Haslmayr die Beichte verweigere. Über Augsburg und Linz reiste Haslmayr nach Wien, um Erzherzog Maximilian persönlich eine Verteidigungsschrift zu überbringen. Als Reaktion ordnete Erzherzog Maximilian Galeerenhaft für Haslmayr an und verfügte diese in einer geheimen Anordnung an die Behörden in Innsbruck, während er Haslmayr im Glauben ließ, dass er zu dessen Gunsten entschieden habe. Unmittelbar nach seiner Rückkehr von Wien nach Innsbruck wurde Haslmayr verhaftet und ins Gefängnis gebracht, seine Bücher und Schriften wurden beschlagnahmt. Haslmayr wurde nach Genau verbracht, wo er an seinem 50. Geburtstag, dem 31. Oktober 1612 eintraf. Ende des Jahres 1612 befand sich Haslmayr bereits auf einer Galeere vor Genua; die Galeerenhaft dauerte 4 1/2 Jahre, bis er schließlich im Februar 1617 begnadigt und wohl einige Monate später entlassen wurde. Während der ganzen Zeit seiner offenbar sehr harten Galeerenhaft war Haslmayr dennoch in der Lage, zahlreiche Briefe und Abhandlungen zu verfassen, die er regelmäßig an Karl Widemann sandte. </br> Nach Ende der Haft hielt sich Haslmayr unter anderem bei Widemann zuhause in Augsburg auf, so im April 1618. Über weitere Aufenthaltsorte ist nichts bekannt.  
| DEArticleVita=Haslmayr wurde am 31. Oktober 1562 in Bozen geboren. Am 4. November 1588 wird Halsmayr als Schulmeister der Pfarrschule von Bozen vereidigt; Teil des Amtseids ist ein Bekenntnis zum katholischen Glauben und die Verpflichtung, sich an die Schul- und Kirchenordnung zu halten. Von 1588 bis 1603 war er als Pfarrschulmeister, Organist und kaiserlicher Notarius in Bozen tätig. </br> 1592 veröffentlichte er eigene Kompositionen unter dem Titel ''Newe Teütsche Gesang''. Am 15. August 1593 wurde dem Bürger und Schulmeister zu Bozen ein Wappen verliehen. </br> Ab Mitte der 1590er Jahre begann Haslmayr, sich unter dem Einfluss von {{BioLink|Lorenz Lutz}} mit Paracelsus zu beschäftigten. 1602 wurde er vom Bozener Rat aufgefordert, sich von den Lehren des Paracelsus zu distanzieren, 1603 schickte er einen Brief und einen paracelsistischen Traktat an den neuen Landesherrn Erzherzog Maximilian von Tirol. Dieser ließ seinen Hofpreder Anton Khlesl die Schrift begutachten, worauf Haslmayr nach Innsbruck vorgeladen und befragt wurde. Seine Bibliothek wurde anschließend konfisziert und teilweise verbrannt, und er verlor 1603 seine Stellung als Schulmeister. </br> 1605 zog Haslmayr nach Schwaz um und hatte dort Kontakt mit zahlreichen Paracelsisten und Alchemisten. Fünf Jahre später zog er 1610 nach Heiligkreuz (bei Hall in Tirol) und pflegte dort nähere Bekanntschaft mit dem Haller Bürgermeister {{BioLink|Christoph Örber}}, der die Interessen Haslmayrs teilte. Nach längerer Unterbrechung suchte 1610 Haslmayr auch erneut Kontakt mit Erzherzog Maximilian, in den er offenbar große Hoffnungen setzte. </br> Zur gleichen Zeit entwickelte sich eine erbitterte Feindschaft zwischen Haslmayr und dem Arzt Hippolytus Guarinonius, der in seinem Werk ''Die Grewel der Verwüstung Menschlichen Geschlechtes'' (Ingolstadt: Andreas Angermaier 1610) scharfe Kritik an Paracelsus übte. Haslmayr verfasste einen Angriff auf Guarinonius und tat es damit Hans Sigmund Höschlin gleich, einem Schwazer Arzt und Spagyriker, mit dem Haslmayr bekannt war. Guarinonius verteidigte sich mit einer Schrift ''Pestilentz Guardien'' (Ingolstadt: Andreas Angermaier 1612), und auf Betreiben von Guarinonius wurde Haslmayr dann 1611 erneut nach Innsbruck vorgeladen. Da zur gleichen Zeit in der Gegend von Schwaz die Pest ausbrach, sollte Haslmayr schließlich doch nicht anreisen, sondern schriftlich Stellung beziehen. Das Verfahren wurde offenbar eingestellt und stattdessen Hippolytus Guarinonius, der Bergwerksarzt von Schwaz, seines Amtes enthoben. </br> Zu Beginn des Jahres 1611 lernte Haslmayr, vermittelt von Benedictus Figulus, {{BioLink|Karl Widemann}} kennen und besuchte diesen im Juli 1611 in Augsburg. Die Freundschaft zwischen Widemann und Haslmayr hatte bis Haslmayrs Tod Bestand. 1612 verfasste Haslmayr verfasst seine ''Antwort an die Lobwürdige Brüderschafft der Theosophen von RosenCreutz'' und schickte sie an {{BioLink|Fürst August von Anhalt|Augustus, Prince of Anhalt-Plötzkau}}. </br> 1612 schickte Guarinonius eine Reihe von Beschwerden über Haslmayr an die Landesregierung, insbesondere mit dem Vorwurf, dass Haslmayr die Beichte verweigere. Über Augsburg und Linz reiste Haslmayr nach Wien, um Erzherzog Maximilian persönlich eine Verteidigungsschrift zu überbringen. Als Reaktion ordnete Erzherzog Maximilian Galeerenhaft für Haslmayr an und verfügte diese in einer geheimen Anordnung an die Behörden in Innsbruck, während er Haslmayr im Glauben ließ, dass er zu dessen Gunsten entschieden habe. Unmittelbar nach seiner Rückkehr von Wien nach Innsbruck wurde Haslmayr verhaftet und ins Gefängnis gebracht, seine Bücher und Schriften wurden beschlagnahmt. Haslmayr wurde nach Genau verbracht, wo er an seinem 50. Geburtstag, dem 31. Oktober 1612 eintraf. Ende des Jahres 1612 befand sich Haslmayr bereits auf einer Galeere vor Genua; die Galeerenhaft dauerte 4 1/2 Jahre, bis er schließlich im Februar 1617 begnadigt und wohl einige Monate später entlassen wurde. Während der ganzen Zeit seiner offenbar sehr harten Galeerenhaft war Haslmayr dennoch in der Lage, zahlreiche Briefe und Abhandlungen zu verfassen, die er regelmäßig an Karl Widemann sandte. </br> Nach Ende der Haft hielt sich Haslmayr unter anderem bei Widemann zuhause in Augsburg auf, so im April 1618. Über weitere Aufenthaltsorte ist nichts bekannt.  
Als Widemann Anfang 1630 Haslmayr besuchte, war dieser noch am Leben, aber schwer krank. Danach verlieren sich Haslmayrs Spuren.
Als Widemann Anfang 1630 Haslmayr besuchte, war dieser noch am Leben, aber schwer krank. Danach verlieren sich Haslmayrs Spuren.


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=== Portraits ===
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Revision as of 23:32, 22 June 2024


Adam Haslmayr (1562–1630) (Haselmair, Haselmaier, Hasslmayr) war Musiker, kaiserlicher Notarius, Paracelsist, Alchemist.
Haslmayr wurde am 31. Oktober 1562 in Bozen geboren. Am 4. November 1588 wird Halsmayr als Schulmeister der Pfarrschule von Bozen vereidigt; Teil des Amtseids ist ein Bekenntnis zum katholischen Glauben und die Verpflichtung, sich an die Schul- und Kirchenordnung zu halten. Von 1588 bis 1603 war er als Pfarrschulmeister, Organist und kaiserlicher Notarius in Bozen tätig.
  1592 veröffentlichte er eigene Kompositionen unter dem Titel Newe Teütsche Gesang. Am 15. August 1593 wurde dem Bürger und Schulmeister zu Bozen ein Wappen verliehen.
  Ab Mitte der 1590er Jahre begann Haslmayr, sich unter dem Einfluss von → Lorenz Lutz mit Paracelsus zu beschäftigten. 1602 wurde er vom Bozener Rat aufgefordert, sich von den Lehren des Paracelsus zu distanzieren, 1603 schickte er einen Brief und einen paracelsistischen Traktat an den neuen Landesherrn Erzherzog Maximilian von Tirol. Dieser ließ seinen Hofpreder Anton Khlesl die Schrift begutachten, worauf Haslmayr nach Innsbruck vorgeladen und befragt wurde. Seine Bibliothek wurde anschließend konfisziert und teilweise verbrannt, und er verlor 1603 seine Stellung als Schulmeister.
  1605 zog Haslmayr nach Schwaz um und hatte dort Kontakt mit zahlreichen Paracelsisten und Alchemisten. Fünf Jahre später zog er 1610 nach Heiligkreuz (bei Hall in Tirol) und pflegte dort nähere Bekanntschaft mit dem Haller Bürgermeister → Christoph Örber, der die Interessen Haslmayrs teilte. Nach längerer Unterbrechung suchte 1610 Haslmayr auch erneut Kontakt mit Erzherzog Maximilian, in den er offenbar große Hoffnungen setzte.
  Zur gleichen Zeit entwickelte sich eine erbitterte Feindschaft zwischen Haslmayr und dem Arzt Hippolytus Guarinonius, der in seinem Werk Die Grewel der Verwüstung Menschlichen Geschlechtes (Ingolstadt: Andreas Angermaier 1610) scharfe Kritik an Paracelsus übte. Haslmayr verfasste einen Angriff auf Guarinonius und tat es damit Hans Sigmund Höschlin gleich, einem Schwazer Arzt und Spagyriker, mit dem Haslmayr bekannt war. Guarinonius verteidigte sich mit einer Schrift Pestilentz Guardien (Ingolstadt: Andreas Angermaier 1612), und auf Betreiben von Guarinonius wurde Haslmayr dann 1611 erneut nach Innsbruck vorgeladen. Da zur gleichen Zeit in der Gegend von Schwaz die Pest ausbrach, sollte Haslmayr schließlich doch nicht anreisen, sondern schriftlich Stellung beziehen. Das Verfahren wurde offenbar eingestellt und stattdessen Hippolytus Guarinonius, der Bergwerksarzt von Schwaz, seines Amtes enthoben.
  Zu Beginn des Jahres 1611 lernte Haslmayr, vermittelt von Benedictus Figulus, → Karl Widemann kennen und besuchte diesen im Juli 1611 in Augsburg. Die Freundschaft zwischen Widemann und Haslmayr hatte bis Haslmayrs Tod Bestand. 1612 verfasste Haslmayr verfasst seine Antwort an die Lobwürdige Brüderschafft der Theosophen von RosenCreutz und schickte sie an → Fürst August von Anhalt.
  1612 schickte Guarinonius eine Reihe von Beschwerden über Haslmayr an die Landesregierung, insbesondere mit dem Vorwurf, dass Haslmayr die Beichte verweigere. Über Augsburg und Linz reiste Haslmayr nach Wien, um Erzherzog Maximilian persönlich eine Verteidigungsschrift zu überbringen. Als Reaktion ordnete Erzherzog Maximilian Galeerenhaft für Haslmayr an und verfügte diese in einer geheimen Anordnung an die Behörden in Innsbruck, während er Haslmayr im Glauben ließ, dass er zu dessen Gunsten entschieden habe. Unmittelbar nach seiner Rückkehr von Wien nach Innsbruck wurde Haslmayr verhaftet und ins Gefängnis gebracht, seine Bücher und Schriften wurden beschlagnahmt. Haslmayr wurde nach Genau verbracht, wo er an seinem 50. Geburtstag, dem 31. Oktober 1612 eintraf. Ende des Jahres 1612 befand sich Haslmayr bereits auf einer Galeere vor Genua; die Galeerenhaft dauerte 4 1/2 Jahre, bis er schließlich im Februar 1617 begnadigt und wohl einige Monate später entlassen wurde. Während der ganzen Zeit seiner offenbar sehr harten Galeerenhaft war Haslmayr dennoch in der Lage, zahlreiche Briefe und Abhandlungen zu verfassen, die er regelmäßig an Karl Widemann sandte.
  Nach Ende der Haft hielt sich Haslmayr unter anderem bei Widemann zuhause in Augsburg auf, so im April 1618. Über weitere Aufenthaltsorte ist nichts bekannt. Als Widemann Anfang 1630 Haslmayr besuchte, war dieser noch am Leben, aber schwer krank. Danach verlieren sich Haslmayrs Spuren.
Haslmayr war verheiratet und hatte mindestens zwei Söhne: → Adam (gest. 1665) und Amandus (nachgewiesen 1615 bis 1662 in Hall). Seine Frau Anna starb 1615.
Bekanntschaft mit Lorenz Lutz Anfang der 1590er Jahre ab 1594 Beschäftigung mit Paracelsus und Paracelsismus
Kontakte in Schwaz: Gilly, 33
Veröffentlichungen: Newe Teütsche Gesang, Augsburg: Valentin Schönigk 1592; fehlt VD16

Antwort An die lobwürdige Brüderschafft der Theosophen von RosenCreutz N.N. . . ., Hall, 1612 (reprinted in Carlos Gilly, Adam Haslmayr) Philosophia Mystica (collective work), Newstadt, 1618

Nucleus sophicus (collective work), Frankfurt am Main, 1623.
Literatur:
°*Hermann von Schullern: “Daten über einige Geschlechter des tirolischen Adels”, in: Monatsblatt der Kais. Kön. Heraldischen Gesellschaft ‘Adler’ 7, no. 4 (1911), 31-33 (Google Books)
Josef Hirn: Erzherzog Maximilian der Deutschmeister, Regent von Tirol, vol. 1, Innsbruck 1915, 234-243
°*Rudolf Marsoner: “Bozner Bürgerbuch 1551-1806”, in: Bozner Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst 3, no. 1 (1929/1930), 1-205, esp. 7-9 (online, free)
Walter Senn: Aus dem Kulturleben einer süddeutschen Kleinstadt : Musik, Schule und Theater der Stadt Hall in Tirol in der Zeit vom 15. bis zum 19. Jahrhundert, Innsbruck: Tyrolia 1938, 183, 558
°Anton Dörrer: “Hundert Innsbrucker Notendrucke aus dem Barock : Ein Beitrag zur Geschichte der Musik und des Theaters in Tirol”, in: Gutenberg-Jahrbuch 14 (1939), 243-268, esp. 250, 256 (online, free)
Anton Dörrer: Bozner Bürgerspiele : Alpendeutsche Prang- und Kranzfeste (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart, 291), vol. 1, Leipzig: Hiersemann 1941, 212 ff.
°Rudolf Granichstaedten-Czerva: “Die Haslmayr - eine Alttiroler Beamtenfamilie”, in: Innsbrucker Nachrichten (22 January 1943), 4 (online, free)
Sten Lindroth: Paracelsismen i Sverige till 1600-talets mitt (Lychnos-Bibliotek, 7), Uppsala/Stockholm: Almquist & Wikseil 1943
Anton Dörrer: “Die Tragödie des Bozner Tondichters Adam Haslmair”, in: Der Schlern 20 (1946), 43-45
Walter Senn: “Pfarrschule und Kirchenchor : Die Musikkapelle des Damenstiftes”, in: Haller Buch. Festschrift zur 650-Jahrfeier der Stadterhebung (Schlern-Schriften, 106), ed. by Raimund Klebelsberg, Innsbruck 1953, 434-457, esp. 451
Anton Dörrer: “Guarinoni als Volksschriftsteller”, in: Hippolytus Guarinonius (1571-1654) (Schlern-Schriften, 126), Innsbruck 1954, 137-185, esp. 140
Walter Senn: Musik und Theater am Hof zu Innsbruck, Innsbruck 1954, 194
Hans Joachim Moser: Die Musik im frühevangelischen Österreich, Kassel 1954, 75 ff.
Othmar Wessely: “Adam Haslmayr”, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, vol. 5 1956, col. 1768-1770
Anton Dörrer: Tiroler Umgangsspiele : Ordnungen und Sprechtexte der Bozner Fronleichnamsspiele und verwandter Figuralprozessionen vom Ausgang des Mittelalters bis zum Abstieg des aufgeklärten Absolutismus (Schlern-Schriften, 160), Innsbruck: Wagner 1957, 167-169 (online, free)
°Walter Senn: “Adam Haslmayr : Musiker, Philosoph und ‘Ketzer’”, in: Festschrift Leonhard C. Franz zum 70. Geburtstag (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, 11), ed. by Osmund Menghin and Hermann M. Ölberg, Innsbruck 1965, 379-400
°Walter Senn: “Adam Haslmayr”, in: Neue Deutsche Biographie, vol. 8, Berlin 1969, 36-37 (online, free)
Ernst Knapp: Kirchenmusik Südtirols : Südtiroler Kirchenmusikkomponisten im musikgeschichtlichen Zusammenhang, Bozen: Athesia 1993
°Julian Paulus: “Alchemie und Paracelsismus um 1600 : Siebzig Porträts”, in: Analecta Paracelsica, ed. by Joachim Telle, Stuttgart: Franz Steiner 1994, 335-386, esp. 360-361
°Carlos Gilly: “‘Theophrastia Sancta’ : Der Paracelsismus als Religion im Streit mit den offiziellen Kirchen”, in: Analecta Paracelsica, ed. by Joachim Telle, Stuttgart: Steiner 1994, 424-488
Carlos Gilly: Adam Haslmayr : Der erste Verkünder der Manifeste der Rosenkreuzer, Amsterdam: In de Pelikaan 1994
°Carlos Gilly: Cimelia Rhodostaurotica : Die Rosenkreuzer im Spiegel der zwischen 1610 und 1660 entstandenen Handschriften und Drucke, 2nd ed., Amsterdam: In de Pelikaan 1995, 30
Walter Schneider: “Adam Haslmayr, ein Bozner Schulmeister, Musiker und Theosoph”, in: Der Schlern 70 (1996), 42-51
Carlos Gilly: Johann Valentin Andreae 1586-1986 und die Manifeste der Rosenkreuzerbruderschaft, 2nd ed., Amsterdam 1997, 97
Ernst Knapp: Kirchenmusik Südtirols : Südtiroler Kirchenmusikkomponisten im musikgeschichtlichen Zusammenhang. Ergänzungsband, Bozen: Athesia 1997
Othmar Wessely and Walter Kreyszig: “Adam Haslmayr”, in: New Grove 2001 (DOI: 10.1093/gmo/9781561592630.article.12510)
Musikgeschichte Tirols, ed. by Kurt Drexel and Monika Fink (Schlern-Schriften, 315), vol. 1, Innsbruck: Wagner 2001, 493
°Herbert Jaumann: Handbuch Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit, vol. 1, Berlin: Walter de Gruyter 2001, 332-333
Walter Kreyszig: “Adam Haslmayr”, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, vol. 8 2002, col. 778-779 (online)
°Erik Leibenguth: Hermetische Poesie des Frühbarock : Die ‘Cantilenae intellectuales’ Michael Maiers. Edition mit Übersetzung, Kommentar und Bio-Bibliographie, Tübingen: Max Niemeyer 2002, 19, 67, 71, 73, 528
°Roland Edighoffer: “Adam Haslmayr (or Haselmayer)”, in: Dictionary of Gnosis & Western Esotericism, ed. by Wouter J. Hanegraaff, vol. 1, Leiden: Brill 2005, 459-461
°Hannes Obermair: “Frühes Wissen : Auf der Suche nach vormodernen Wissensformen in Bozen und Tirol”, in: Universitas Est, ed. by Hans Karl Peterlini, vol. 1: Essays zur Bildungsgeschichte in Tirol/Südtirol vom Mittelalter bis zur Freien Universität Bozen, Bozen: Bolzano University Press 2008, 35-87, esp. 42-47 (Academia.edu, free)
Barbara Boisits: “Adam Haslmayr”, online at: Oesterreichisches Musiklexikon online, 15 June 2009 (retrieved 22 June 2024) (DOI: 10.1553/0x0001d0a5, free)
Lyke de Vries: Reformation, Revolution, Renovation : The Roots and Reception of the Rosicrucian Call for General Reform, Leiden: Brill 2021, 223- (DOI: 10.1163/j.ctv29sfvg0, free)