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From Theatrum Paracelsicum
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April 1597 Entlassung nach Kritik an seinem Vorgesetzten Melchior Hehen
Neuerliche Schuldklagen führten unmittelbar darauf zur Konfiszierung von Schnitzers Habe und zu seiner Verhaftung; ein Inventar von 1597 dokumentiert den Besitz von gedruckten und handschriftlichen Paracelsustexten, darunter Theologica (Auslegung des Matthäus-Evangeliums; De invocatione Mariae virginis) und das Consilium für Adam Reissner
wohl drei bis vier Jahre im Gefängnis
1602 tätig im Quecksilberbau wieder im Stanzertal (Tirol); mit Privilegien von Maximilian III.
Jahreswende 1603/04 gestorben
Netzwerk
spätestens 1583 Bekanntschaft mit Gabriel Moraweisert, der mehrfach versprach, ihn von seinen Schulden zu befreien
1590 Lorenz Lutz
1583 Briefwechsel mit Jacob Seidenschwanz, Alchemist in Schwaz
befreundet mit Christoph Hofer in Schwaz; dieser war an der Redaktion von Martin Sturtz’ Speculum metallorum beteiligt; von Hofer versuchte Schnitzer bestimmte Paracelsica zu erlangen
Kontakte mit Adam Haslmayr
Beziehungen zu dem Konstanzer Drucker und Verleger Lorenz Straub d.Ä.
Beziehungen zu Kilian Blanckenstein (gest. 1594), Domherr in Konstanz; dieser war an Alchemie interessiert und mit Georg Fedro bekannt
persönliche Bekanntschaft mit Figulus möglich, aber ungesichert
Werke
- überarbeitete Fassung des "Speculum metallorum"
- ein Traktat Über den Gewinn von Eisen aus Blenden, flüchtigen Erzen und Schwefelkies; erhalten in einer Abschrift von Raphael Egli aus dem Jahre 1621; Kassel, UB, 4° Ms. chem. 37/7
- möglicherweise beteiligt am Zustandekommen des Sammelwerks "Aureum vellus" (Traktate 1-3, Rorschach 1598)
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| DEArticleVita=Schnitzer wurde 1540 in Sterzing (Tirol) geboren. Er führte ein unstetes Leben, wechselte häufig den Wohnort und hatte zeit seines Lebens mit hohen Schulden zu ringen. 1566 trat in die Dienste von Graf Ludwig XVI. von Oettingen (1508-1569); in dessen Auftrag reiste er nach Kärnten, um Materialien für alchemistische Versuche einzukaufen. Um 1571 wurde er Teilhaber eines Bergwerkbetriebs im Stanzertal (Tirol), das zuvor zwanzig Jahre von Wilhelm Ygl (gest. 1587/88) betrieben wurde. Ab 1574 war Schnitzer im Bergbau von Fernstein tätig. 1576 erhielt von Erzherzog Ferdinand von Tirol (1529-1595) Privileg auf 20 Jahre für ein Verfahren zur Steinölgewinnung. 1578 musste als Protestant im Zuge der Gegenreformation Tirol verlassen; anschließend hält er sich im Allgäu auf. 1582 verfasste Schnitzer im Kloster Kempten ein Gesuch um ein fünfjähriges Moratorum aufgrund von Schulden aus dem Betrieb von Quecksilbergruben in Tirol. Spätestens 1590 lebt er in Haldenwang bei Kempten. 1591 plante er den Druck von Martin Sturtz’ Bergbuch ''Speculum metallorum'' in einer von ihm gemeinsam mit seinem Freund Christoph Hofer überarbeiteten (und paracelsierten) Fassung; hierfür ersuchte er um ein kaiserliches Druckprivileg. Im selben Jahr 1591 erhielt er auf drei Jahre die Erlaubnis für den Bau einer Hütte im Zillertal auf eigene Kosten, doch blieb es wohl bei dem Plan. Nach dem Regierungsantritt von Herzog Friedrich I. von Württemberg zog Schnitzer erneut um und wurde 1594 Bergmeister in der neu gegründeten Bergwerksstadt St. Christophstal bei Freudenstadt (Schwarzwald). Von 1594 bis 1597 war er ebenfalls in Diensten von Herzog Friedrich Bergmeister in Klosterreichenbach.
| DEArticleVita=Schnitzer wurde 1540 in Sterzing (Tirol) geboren. Er führte ein unstetes Leben, wechselte häufig den Wohnort und hatte zeit seines Lebens mit hohen Schulden zu ringen. 1566 trat in die Dienste von Graf Ludwig XVI. von Oettingen (1508-1569); in dessen Auftrag reiste er nach Kärnten, um Materialien für alchemistische Versuche einzukaufen. Um 1571 wurde er Teilhaber eines Bergwerkbetriebs im Stanzertal (Tirol), das zuvor zwanzig Jahre von Wilhelm Ygl (gest. 1587/88) betrieben wurde. Ab 1574 war Schnitzer im Bergbau von Fernstein tätig. 1576 erhielt von Erzherzog Ferdinand von Tirol (1529-1595) Privileg auf 20 Jahre für ein Verfahren zur Steinölgewinnung. 1578 musste als Protestant im Zuge der Gegenreformation Tirol verlassen; anschließend hält er sich im Allgäu auf. 1582 verfasste Schnitzer im Kloster Kempten ein Gesuch um ein fünfjähriges Moratorum aufgrund von Schulden aus dem Betrieb von Quecksilbergruben in Tirol. Spätestens 1590 lebt er in Haldenwang bei Kempten. 1591 plante er den Druck von Martin Sturtz’ Bergbuch ''Speculum metallorum'' in einer von ihm gemeinsam mit seinem Freund Christoph Hofer überarbeiteten (und paracelsierten) Fassung; hierfür ersuchte er um ein kaiserliches Druckprivileg. Im selben Jahr 1591 erhielt er auf drei Jahre die Erlaubnis für den Bau einer Hütte im Zillertal auf eigene Kosten, doch blieb es wohl bei dem Plan. Nach dem Regierungsantritt von Herzog Friedrich I. von Württemberg zog Schnitzer erneut um und wurde 1594 Bergmeister in der neu gegründeten Bergwerksstadt St. Christophstal bei Freudenstadt (Schwarzwald). Von 1594 bis 1597 war er ebenfalls in Diensten von Herzog Friedrich Bergmeister in Klosterreichenbach. Nach Kritik an seinem Vorgesetzten Melchior Hehen wurde Schnitzer 1597 aus dem Dienst entlassen. Neuerliche Schuldklagen führten unmittelbar darauf zur Konfiszierung von Schnitzers Habe und zu seiner Verhaftung; ein Inventar von 1597 dokumentiert den Besitz von gedruckten und handschriftlichen Paracelsustexten, darunter Theologica (Auslegung des Matthäus-Evangeliums; De invocatione Mariae virginis) und das Consilium für Adam Reissner. Vermutlich verbrachte er drei oder vier Jahre im Gefängnis. Im Jahr 1602 ist Schnitzer erneut im Quecksilberbergbau im Stanzertal (Tirol) tätig, wofür er ein Privileg von Erzherzog Maximilian III. erhielt, der in diesem Jahr durch Kaiser Rudolf II. zum Gubernator von Tirol ernannt worden war. Er starb um die Jahreswende 1603/1604.


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| DEArticlePublications=Schnitzer plante zwar den Druck seiner Fassung des ''Speculum metallorum'', doch gelang die Drucklegung nicht. Handschriftlich erhalten ist ein Traktat Über den Gewinn von Eisen aus Blenden, flüchtigen Erzen und Schwefelkies (1598 oder später; Abschrift von {{BioLink|Raphael Egli}} aus dem Jahr 1621; Universitätsbibliothek Kassel, 4° Ms. chem. 35/7).


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| DEArticleNetwork=Seit spätestens 1583 war Schnitzer mit {{BioLink|Gabriel Moraweiser}} bekannt, der mehrfach versprach, ihn von seinen Schulden zu befreien. Er pflegte Kontakte zu {{BioLink|Lorenz Lutz}} (1590), einem Tiroler Frühparacelsisten; wechselte 1583 Briefe mit Jacob Seidenschwanz, ein Alchemist in Schwaz; war befreundet mit Christoph Hofer in Schwarz, mit dem zusammen er das ''Speculum metallorum'' des {{BioLink|Martin Sturtz}} überarbeitete und von dem er bestimmte Paracelsustexte zu erhalten suchte; hatte Kontakt zu {{BioLink|Adam Haslmayr}}, zu Leonhard Straub, Drucker und Verleger in Konstanz, sowie zu Kilian Blanckenstein (gest. 1594), ein an Alchemie interessierter Domherr in Konstanz. {{BioLink|Benedictus Figulus}} stand zeitweilig in engerer Bekanntschaft mit Schnitzers Witwe und Tochter; ob Figulus auch mit Schnitzer selbst bekannt war, ist unbekannt.


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Irtenkauf, Neues zum "Speculum metallorum". In: Der Anschnitt. 34. Jg., H. 2, 1982, S. 89f
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Werner Dobras: Kostbarkeiten der Ehemals Reichsstädtischen Bibliothek Lindau, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 1973, 91-106, bes. 104; https://www.digishelf.de/objekt/bsz014854767_1973/114/
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Lothar Suhling: Die Darstellung der Hüttentechnik bei Agricola im Spiegel frühneuzeitlicher Schmelzbücher, 2000(?); https://www-user.tu-chemnitz.de/~fna/agricola05.pdf
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Erich Egg: Zum drittes Exemplar des Speculum Metallorum, Der Anschnitt ; 25(1973), 2, Seite 12-13
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{{Source|Article|Author=Georg Mutschenlechner|Title=Schwefelgewinnung in Pfitsch und im Zamser Grund (Westliche Zillertaler Alpen)|Journal=Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum|Vol=77|Issue=|Year=1997|Pages=83-102|PagEsp=100-101|online=https://www.zobodat.at/publikation_articles.php?id=127625|DOI=|free=1|GB=|GBp=}}
 
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Georg Mutschenlechner, Schwefelgewinnung in Pfitsch und im Zamser Grund (Westliche Zillertaler Alpen), in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 77 (1997), 83-102, esp. 100-101; https://www.zobodat.at/publikation_articles.php?id=127625


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{{Source|Article|Author=|Title=Vom Betrüger zum Autor : Bergbau-Handschrift von Schnitzer ist in Ehemals Reichsstädtischer Bibliothek zu sehen|Journal=Schwäbische Zeitung|Vol=|Issue=|Year=2016|Pages=|PagEsp=|online=https://www.schwaebische.de/regional/lindau/lindau/vom-betrueger-zum-autor-545238|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
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http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1010480: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 58 a Bü 43: Private Verhältnisse (Familienangelegenheiten, Schuldentilgung) des Bergmeisters Abraham Schnitzer; darin: Scheidebrief Abraham Schnitzers an seine Frau Barbara. 11.6.1565; darin: Ausweisung Schnitzers aus Tirol. 23.7.1575; darin: 1593 April 10 Innsbruck. Erzherzog Ferdinand von Österreich befiehlt seinen Amtleuten, Abraham Schnitzer eine Frist zur Bezahlung seiner Schulden einzuräumen
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Cista medica, p. 85 (Andreas Libavius an Sigismund Schnitzer); https://books.google.de/books?id=SXdVAAAAcAAJ&pg=PA85
Cista medica, p. 85 (Andreas Libavius an Sigismund Schnitzer); https://books.google.de/books?id=SXdVAAAAcAAJ&pg=PA85
https://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Medium/Seite/21781/253


CP 3, 1181-1183
CP 3, 1181-1183
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H. v. Falser(?), Abraham Schnitzer, in: Tiroler Heimatblätter 1941, p. 41-42
H. v. Falser(?), Abraham Schnitzer, in: Tiroler Heimatblätter 1941, p. 41-42
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=== Portraits ===
=== Portraits ===
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Revision as of 11:31, 16 June 2024


Abraham Schnitzer (1540–1603/04) war Alchemist, Bergbaudirektor, Erfinder, Sammler von paracelsischen Texten.
Schnitzer wurde 1540 in Sterzing (Tirol) geboren. Er führte ein unstetes Leben, wechselte häufig den Wohnort und hatte zeit seines Lebens mit hohen Schulden zu ringen. 1566 trat in die Dienste von Graf Ludwig XVI. von Oettingen (1508-1569); in dessen Auftrag reiste er nach Kärnten, um Materialien für alchemistische Versuche einzukaufen. Um 1571 wurde er Teilhaber eines Bergwerkbetriebs im Stanzertal (Tirol), das zuvor zwanzig Jahre von Wilhelm Ygl (gest. 1587/88) betrieben wurde. Ab 1574 war Schnitzer im Bergbau von Fernstein tätig. 1576 erhielt von Erzherzog Ferdinand von Tirol (1529-1595) Privileg auf 20 Jahre für ein Verfahren zur Steinölgewinnung. 1578 musste als Protestant im Zuge der Gegenreformation Tirol verlassen; anschließend hält er sich im Allgäu auf. 1582 verfasste Schnitzer im Kloster Kempten ein Gesuch um ein fünfjähriges Moratorum aufgrund von Schulden aus dem Betrieb von Quecksilbergruben in Tirol. Spätestens 1590 lebt er in Haldenwang bei Kempten. 1591 plante er den Druck von Martin Sturtz’ Bergbuch Speculum metallorum in einer von ihm gemeinsam mit seinem Freund Christoph Hofer überarbeiteten (und paracelsierten) Fassung; hierfür ersuchte er um ein kaiserliches Druckprivileg. Im selben Jahr 1591 erhielt er auf drei Jahre die Erlaubnis für den Bau einer Hütte im Zillertal auf eigene Kosten, doch blieb es wohl bei dem Plan. Nach dem Regierungsantritt von Herzog Friedrich I. von Württemberg zog Schnitzer erneut um und wurde 1594 Bergmeister in der neu gegründeten Bergwerksstadt St. Christophstal bei Freudenstadt (Schwarzwald). Von 1594 bis 1597 war er ebenfalls in Diensten von Herzog Friedrich Bergmeister in Klosterreichenbach. Nach Kritik an seinem Vorgesetzten Melchior Hehen wurde Schnitzer 1597 aus dem Dienst entlassen. Neuerliche Schuldklagen führten unmittelbar darauf zur Konfiszierung von Schnitzers Habe und zu seiner Verhaftung; ein Inventar von 1597 dokumentiert den Besitz von gedruckten und handschriftlichen Paracelsustexten, darunter Theologica (Auslegung des Matthäus-Evangeliums; De invocatione Mariae virginis) und das Consilium für Adam Reissner. Vermutlich verbrachte er drei oder vier Jahre im Gefängnis. Im Jahr 1602 ist Schnitzer erneut im Quecksilberbergbau im Stanzertal (Tirol) tätig, wofür er ein Privileg von Erzherzog Maximilian III. erhielt, der in diesem Jahr durch Kaiser Rudolf II. zum Gubernator von Tirol ernannt worden war. Er starb um die Jahreswende 1603/1604.
Seit spätestens 1583 war Schnitzer mit → Gabriel Moraweiser bekannt, der mehrfach versprach, ihn von seinen Schulden zu befreien. Er pflegte Kontakte zu → Lorenz Lutz (1590), einem Tiroler Frühparacelsisten; wechselte 1583 Briefe mit Jacob Seidenschwanz, ein Alchemist in Schwaz; war befreundet mit Christoph Hofer in Schwarz, mit dem zusammen er das Speculum metallorum des → Martin Sturtz überarbeitete und von dem er bestimmte Paracelsustexte zu erhalten suchte; hatte Kontakt zu → Adam Haslmayr, zu Leonhard Straub, Drucker und Verleger in Konstanz, sowie zu Kilian Blanckenstein (gest. 1594), ein an Alchemie interessierter Domherr in Konstanz. → Benedictus Figulus stand zeitweilig in engerer Bekanntschaft mit Schnitzers Witwe und Tochter; ob Figulus auch mit Schnitzer selbst bekannt war, ist unbekannt.
Veröffentlichungen: Schnitzer plante zwar den Druck seiner Fassung des Speculum metallorum, doch gelang die Drucklegung nicht. Handschriftlich erhalten ist ein Traktat Über den Gewinn von Eisen aus Blenden, flüchtigen Erzen und Schwefelkies (1598 oder später; Abschrift von → Raphael Egli aus dem Jahr 1621; Universitätsbibliothek Kassel, 4° Ms. chem. 35/7).



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Justinian Ladurner: “Anfang des Steinöhl-Brennens in Tirol”, in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols 2 (1865), 375-377 (Google Books)

Wolfgang Irtenkauf: “Abraham Schnitzer, der ‘gelehrte Scharlatan’ : Leben und Werk eines Bergmeisters im 16. Jahrhundert”, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 64 (1984), 9-56 (online, free)

Georg Mutschlechner: “Zur Geschichte des Bergbaus Gand im Stanzer Tal”, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 65 (1985), 59-79, esp. 68-76 (online, free)

Helmut Wilsdorf: “Die Handschrift des Abraham Schnitzer in Gotha : Ein fünftes Exemplar vom SPECVLVM METALLORVM 1575”, in: Bergbauüberlieferungen und Bergbauprobleme in Österreich und seinem Umkreis. Festschrift für Hans Kirnbauer, ed. by Gerhard Heilfurth and Leopold Schmidt, Wien 1975, 217-222 (online, free)

Rudolf Werner Soukup: Chemie in Österreich : Bergbau, Alchemie und frühe Chemie von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Köln: Böhlau 2007, 297-297 and note 803

Václav Lomič: “O Brněnském rukopisu horní knihy Abrahama Schnitzera”, in: Český lid 45, no. 1 (1958), 28-31 (jstor.org)

Joachim Telle: “Benedictus Figulus : Zu Leben und Werk eines deutschen Paracelsisten”, in: Medizinhistorisches Journal 22, no. 4 (1987), 303-326 (jstor.org)

Franz Kirnbauer: Speculum metallorum 1575, Wien: Montan-Verlag 1961

Tina Asmussen: “The Cosmologies of Early Modern Mining Landscapes”, in: Landscape and Earth in Early Modernity, ed. by Christine Göttler and Mia Mochizuki, Amsterdam: Amsterdam University Press 2022, 239-266


Tina Asmussen: “Spirited Metals and the Oeconomy of Resources in Early Modern European Mining”, in: Earth Sciences History 39, no. 2 (2020), 371- (DOI: 10.17704/1944-6187-39.2.371) (Academia.edu, free)


Wolfgang Irtenkauf: “Neues zum ’Speculum metallorum‘”, in: Der Anschnitt 34, no. 2 (1982), 89-90

Werner Dobras: “Das Speculum Metallorum des Abraham Schnitzer von 1590”, in: Der Anschnitt 25, no. 1 (1973), 3-13

Georg Mutschlechner: “Bergbau in Pfitsch”, in: Gemeindebuch Wiesen Pfitsch, Wiesen Pfitsch: Gemeinde Pfitsch 1998, 340-347, esp. 345-346 (online, free)

Lothar Suhling: “Die Darstellung der Hüttentechnik bei Agricola im Spiegel frühneuzeitlicher Schmelzbücher”, in: Agricola-Forschungszentrum Chemnitz, Rundbrief 5 (1999), 5-19, esp. 13-14 (online, free)

Erich Egg: “Zum dritten Exemplar des Speculum Metallorum”, in: Der Anschnitt 25, no. 2 (1973), 12-13

Hartmut Broszinski: Manuscripta chemica in Quarto (Die Handschriften der Universitätsbibliothek Kassel, 3,2,2), Wiesbaden: Otto Harrassowitz

Georg Mutschenlechner: “Schwefelgewinnung in Pfitsch und im Zamser Grund (Westliche Zillertaler Alpen)”, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 77 (1997), 83-102, esp. 100-101 (online, free)

Karl Schadelbauer: “Vom württembergischen Bergmeister Abraham Schnitzer”, in: Idem, Innsbrucker Archivnotizen zur Geschichte der österreichischen Vorlande, Innsbruck: Stadtmagistrat 1965, 30-32


Pre-1800

Other

https://dh.uni-graz.at/suppliken/de/supplikanten/1113: Verfahren: Verschuldung, Bitte um kaiserliches Moratorium; 1582

https://dh.uni-graz.at/suppliken/de/supplikanten/1730: Privileg, kaiserliches, Bitte um (Druckprivileg); 1591 [für Speculum Metallorum]; mit Digitalisat

https://handschriftenportal.de/search?hspobjectid=HSP-94072936-7627-3139-a354-e0ca761dd437: Mscr.Dresd.B.132; Abraham Schnitzer: Bergbuch; Digitalisat: https://digital.slub-dresden.de/id1683863593

https://handschriftenportal.de/search?hspobjectid=HSP-23cb3d08-2626-34c1-920c-6e408b2c5f34: Kassel, UB, 4° Ms. chem. 35[7: Abraham Schnitzer: Eisenherstellung

https://handschriftenportal.de/search?hspobjectid=HSP-0691cc8f-f823-3a40-9902-16386a7257f6: Kassel, UB, 4° Ms. chem. 39

https://handschriftenportal.de/search?hspobjectid=HSP-01e9156b-b0e2-33c9-86e1-eee7d0a2dc0b: Kassel, UB, 4° Ms. chem. 58

https://handschriftencensus.de/24007: Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 11134; Martin Sturz: 'Speculum metallorum', dt.; Digitalisat: https://data.onb.ac.at/dtl/3119148

Calw, Stadtarchiv: Speculum Metallorum von Martin Stürtz; https://www.archive-bw.de/sixcms/list.php?page=seite_archivzimelien&sv[id]=10260&_seite=Archivalienschau

Lindau, Ehemals Reichsstädtischen Bibliothek, P I 59: Abraham Schnitzer, Speculum Metallorum, 1590

Lindau, Ehemals Reichsstädtischen Bibliothek, P I 84 = alte Signatur oder andere Handschrift

“Vom Betrüger zum Autor : Bergbau-Handschrift von Schnitzer ist in Ehemals Reichsstädtischer Bibliothek zu sehen”, in: Schwäbische Zeitung (2016) (online)

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1010480: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 58 a Bü 43: Private Verhältnisse (Familienangelegenheiten, Schuldentilgung) des Bergmeisters Abraham Schnitzer; darin: Scheidebrief Abraham Schnitzers an seine Frau Barbara. 11.6.1565; darin: Ausweisung Schnitzers aus Tirol. 23.7.1575; darin: 1593 April 10 Innsbruck. Erzherzog Ferdinand von Österreich befiehlt seinen Amtleuten, Abraham Schnitzer eine Frist zur Bezahlung seiner Schulden einzuräumen

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1010483: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 58 a Bü 46: Verhaftung und Verhör des abgesetzten Bergmeisters Abraham Schnitzer; darin: 1594 Juni 7 Stuttgart. Korrigierte Ausfertigung der Bestallungsurkunde für Schnitzer. Korrigiert 23.4.1595; darin: Inventar der von Abraham Schnitzer in Klosterreichenbach zurückgelassenen Gegenstände (darunter auch zahlreiche mit Titel aufgeführte Bücher). 12.4.1597

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1010584: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 58 a Bü 73: Bergwerksakten (Betrieb und Inspektion von Bergwerken, Untersuchung von Gestein u.a.), von Regierungsrat Fromann aus den Schriften seines Schwähers Geheimen Rats Pfau dem Archiv übergeben; darin: Bestallung Christoph Hofers d.J. aus Tirol als Probierer. 25.8.1595; Gesuch des Unter- und Obervogts zu Göppingen um Hafterleichterung für den ehemaligen Bergverwalter Abraham Schnitzer. 1.8.1597

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1010834: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 58 a Bü 93: Betrieb der Bergwerke im Schwarzwald (vor allem herzogliche Reskripte und Korrespondenz mit dem Bergmeister Abraham Schnitzer); darin: 1595 April 23 Stuttgart. Bestallung für den Bergmeister Abraham Schnitzer aus Tirol mit eigenhändiger Korrektur Herzog Friedrichs

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1447695: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 71 Bü 1804: Gesuche verschiedener Korrespondenzpartner, Jahrgang 1594-1600; darin: Bergmeister Abraham Schnitzer, 1596; Digitalisat: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1447695-35

Cista medica, p. 85 (Andreas Libavius an Sigismund Schnitzer); https://books.google.de/books?id=SXdVAAAAcAAJ&pg=PA85

https://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Medium/Seite/21781/253

CP 3, 1181-1183

Georgius Agricola, 500 Jahre: Wissenschaftliche Konferenz vom 25. – 27. März; https://books.google.de/books?id=TgWbBgAAQBAJ&pg=PA459

H. v. Falser(?), Abraham Schnitzer, in: Tiroler Heimatblätter 1941, p. 41-42

Werner Dobras: “Kostbarkeiten der Ehemals Reichsstädtischen Bibliothek Lindau”, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung (1973), 91-106, esp. 104 (online, free)


Portraits