Difference between revisions of "Biographies/Abraham Schnitzer"

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| ArticleAuthor=Julian Paulus
 
| DEArticleName=Abraham Schnitzer


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| DEArticleOccupation=Alchemist, Bergbaudirektor, Erfinder, Sammler von paracelsischen Texten


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| DEArticleVitals=1540-1603/04


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| DEArticleVita=Schnitzer wurde 1540 in Sterzing (Tirol) geboren. Er führte ein unstetes Leben, wechselte häufig den Wohnort und hatte zeit seines Lebens mit hohen Schulden zu ringen. 1566 trat in die Dienste von Graf Ludwig XVI. von Oettingen (1508-1569); in dessen Auftrag reiste er nach Kärnten, um Materialien für alchemistische Versuche einzukaufen. Um 1571 wurde er Teilhaber eines Bergwerkbetriebs im Stanzertal (Tirol), das zuvor zwanzig Jahre von Wilhelm Ygl (gest. 1587/88) betrieben wurde. Ab 1574 war Schnitzer im Bergbau von Fernstein tätig. 1575 wird er erstmals aus Tirol ausgeweisen, erhielt jedoch schon 1576 von Erzherzog Ferdinand von Tirol (1529-1595) ein Privileg auf 20 Jahre für ein Verfahren zur Steinölgewinnung. 1578 musste er dann als Protestant im Zuge der Gegenreformation Tirol endgültig verlassen; anschließend hielt er sich im Allgäu auf. 1582 verfasste Schnitzer im Kloster Kempten ein Gesuch um ein fünfjähriges Moratorum aufgrund von Schulden aus dem Betrieb von Quecksilbergruben in Tirol. Spätestens 1590 lebt er in Haldenwang bei Kempten. 1591 plante er den Druck von Martin Sturtz’ Bergbuch ''Speculum metallorum'' in einer von ihm gemeinsam mit seinem Freund Christoph Hofer überarbeiteten (und paracelsierten) Fassung; hierfür ersuchte er um ein kaiserliches Druckprivileg. Im selben Jahr 1591 erhielt er auf drei Jahre die Erlaubnis für den Bau einer Hütte im Zillertal auf eigene Kosten, doch blieb es wohl bei dem Plan. Nach dem Regierungsantritt von Herzog Friedrich I. von Württemberg zog Schnitzer erneut um und wurde 1594 Bergmeister in der neu gegründeten Bergwerksstadt St. Christophstal bei Freudenstadt (Schwarzwald). Von 1594 bis 1597 war er ebenfalls in Diensten von Herzog Friedrich Bergmeister in Klosterreichenbach. Nach Kritik an seinem Vorgesetzten Melchior Hehen wurde Schnitzer 1597 aus dem Dienst entlassen. Neuerliche Schuldklagen führten unmittelbar darauf zur Konfiszierung von Schnitzers Habe und zu seiner Verhaftung; ein Inventar von 1597 (Stuttgart, Staatsarchiv) dokumentiert den Besitz von gedruckten und handschriftlichen Paracelsustexten, darunter Theologica (Auslegung des Matthäus-Evangeliums; De invocatione Mariae virginis) und das Consilium für Adam Reissner. Vermutlich verbrachte er drei oder vier Jahre im Gefängnis. Im Jahr 1602 ist Schnitzer erneut im Quecksilberbergbau im Stanzertal (Tirol) tätig, wofür er ein Privileg von Erzherzog Maximilian III. erhielt, der in diesem Jahr durch Kaiser Rudolf II. zum Gubernator von Tirol ernannt worden war. Er starb um die Jahreswende 1603/1604.


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| DEArticlePublications=Schnitzer plante zwar den Druck seiner Fassung des ''Speculum metallorum'', doch gelang die Drucklegung nicht. Handschriftlich erhalten ist ein Traktat Über den Gewinn von Eisen aus Blenden, flüchtigen Erzen und Schwefelkies (1598 oder später; Abschrift von {{BioLink|Raphael Egli}} aus dem Jahr 1621; Universitätsbibliothek Kassel, 4° Ms. chem. 35/7).


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| DEArticleNetwork=Seit spätestens 1583 war Schnitzer mit {{BioLink|Gabriel Moraweiser}} bekannt, der mehrfach versprach, ihn von seinen Schulden zu befreien. Er pflegte Kontakte zu {{BioLink|Lorenz Lutz}} (1590), einem Tiroler Frühparacelsisten; wechselte 1583 Briefe mit Jacob Seidenschwanz, ein Alchemist in Schwaz; war befreundet mit Christoph Hofer in Schwarz, mit dem zusammen er das ''Speculum metallorum'' des {{BioLink|Martin Sturtz}} überarbeitete und von dem er bestimmte Paracelsustexte zu erhalten suchte; hatte Kontakt zu Leonhard Straub, Drucker und Verleger in Konstanz, sowie zu Kilian Blanckenstein (gest. 1594), ein an Alchemie interessierter Domherr in Konstanz. {{BioLink|Adam Haslmayr}}, der seit 1605 für einige Zeit in der Bergwerksstadt Schwaz lebte, hatte dort Kontakte sowohl zu Schnitzer als auch zu dessen Tochter, {{BioLink|Anna Maria Lackner}}.  {{BioLink|Benedictus Figulus}} stand zeitweilig in engerer Bekanntschaft mit Schnitzers Witwe und Tochter; ob Figulus auch mit Schnitzer selbst bekannt war, ist unbekannt.


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{{Source|Article|Author=Justinian Ladurner|Title=Anfang des Steinöhl-Brennens in Tirol|Journal=Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols|Vol=2|Issue=|Year=1865|Pages=375-377|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=qL5PM_RFm54C|GBp=PA375|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Heinz v. Falser|Title=Abraham Schnitzer und seine ‘Ölkunst’|Journal=Tiroler Heimatblätter|Vol=19|Issue=3/4|Year=1941|Pages=41-46|PagEsp=|online=https://ulb-digital.uibk.ac.at/obvuibz/date/day/9498509?d=1941-05-01|DOI=|free=1|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Václav Lomič|Title=O Brněnském rukopisu horní knihy Abrahama Schnitzera|Journal=Český lid|Vol=45|Issue=1|Year=1958|Pages=28-31|PagEsp=|online=|jstor=42697985|DOI=|free=|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Book|Author=Franz Kirnbauer|Title=Speculum metallorum 1575|Place=Wien|Publisher=Montan-Verlag|Year=1961|Vol=|Pages=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Chapter|Author=Karl Schadelbauer|Title=Vom württembergischen Bergmeister Abraham Schnitzer|Book=Innsbrucker Archivnotizen zur Geschichte der österreichischen Vorlande|Place=Innsbruck |Publisher=Stadtmagistrat|Year=1965|Vol=|Pages=30-32|PagEsp=|online=|DOI=|free=|Notice=BLB Karlsruhe|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Erich Egg|Title=Zum dritten Exemplar des Speculum Metallorum|Journal=Der Anschnitt|Vol=25|Issue=2|Year=1973|Pages=12-13|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Werner Dobras|Title=Das Speculum Metallorum des Abraham Schnitzer von 1590|Journal=Der Anschnitt|Vol=25|Issue=1|Year=1973|Pages=3-13|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Chapter|Author=Helmut Wilsdorf|Title=Die Handschrift des Abraham Schnitzer in Gotha : Ein fünftes Exemplar vom SPECVLVM METALLORVM 1575|Collective=Bergbauüberlieferungen und Bergbauprobleme in Österreich und seinem Umkreis. Festschrift für Hans Kirnbauer|Editor=Gerhard Heilfurth; Leopold Schmidt|Place=Wien|Publisher=|Year=1975|Vol=|Pages=217-222|PagEsp=|online=https://volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1533519993060/1533519993060.pdf|DOI=|free=1|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Wolfgang Irtenkauf|Title=Neues zum ’Speculum metallorum‘|Journal=Der Anschnitt|Vol=34|Issue=2|Year=1982|Pages=89-90|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Wolfgang Irtenkauf|Title=Abraham Schnitzer, der ‘gelehrte Scharlatan’ : Leben und Werk eines Bergmeisters im 16. Jahrhundert|Journal=Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum|Vol=64|Issue=|Year=1984|Pages=9-56|PagEsp=|online=https://www.zobodat.at/publikation_articles.php?id=127452|DOI=|free=1|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Georg Mutschlechner|Title=Zur Geschichte des Bergbaus Gand im Stanzer Tal|Journal=Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum|Vol=65|Issue=|Year=1985|Pages=59-79|PagEsp=68-76|online=https://www.zobodat.at/publikation_articles.php?id=127462|DOI=|free=1|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Joachim Telle|Title=Benedictus Figulus : Zu Leben und Werk eines deutschen Paracelsisten|Journal=Medizinhistorisches Journal|Vol=22|Issue=4|Year=1987|Pages=303-326|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|jstor=25803917|List=1}}
 
{{Source|Chapter|Author=Julian Paulus|Title=Alchemie und Paracelsismus um 1600 : Siebzig Porträts|Collective=Analecta Paracelsica|Editor=Joachim Telle|Place=Stuttgart|Publisher=Franz Steiner|Year=1994|Vol=|Pages=335-386|PagEsp=378|online=|DOI=|free=|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Georg Mutschenlechner|Title=Schwefelgewinnung in Pfitsch und im Zamser Grund (Westliche Zillertaler Alpen)|Journal=Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum|Vol=77|Issue=|Year=1997|Pages=83-102|PagEsp=100-101|online=https://www.zobodat.at/publikation_articles.php?id=127625|DOI=|free=1|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Chapter|Author=Georg Mutschlechner|Title=Bergbau in Pfitsch|Collective=Gemeindebuch Wiesen Pfitsch|Editor=|Place=Wiesen Pfitsch|Publisher=Gemeinde Pfitsch|Year=1998|Vol=|Pages=340-347|PagEsp=345-346|online=https://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Medium/Seite/22534/339|DOI=|free=1|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Lothar Suhling|Title=Die Darstellung der Hüttentechnik bei Agricola im Spiegel frühneuzeitlicher Schmelzbücher|Journal=Agricola-Forschungszentrum Chemnitz, Rundbrief|Vol=5|Issue=|Year=1999|Pages=5-19|PagEsp=13-14|online=https://www.georgius-agricola.de/downloads.html|DOI=|free=1|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Book|Author=Rudolf Werner Soukup|Title=Chemie in Österreich : Bergbau, Alchemie und frühe Chemie von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts|Place=Köln|Publisher=Böhlau|Year=2007|Vol=|Pages=297-297 and note 803|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Book|Author=Hartmut Broszinski|MainTitle=Die Handschriften der Universitätsbibliothek Kassel|MainTitleVol=3,2,2|Title=Manuscripta chemica in Quarto|Place=Wiesbaden|Publisher=Otto Harrassowitz|Year=2011|Vol=|Pages=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Book|Author=|Title=Corpus Paracelsisticum|Editor=Wilhelm Kühlmann; Joachim Telle|Place=Berlin/Boston|Publisher=De Gruyter|Year=2013|Vol=3|Pages=1181-1183|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|List=1}}
 
{{Source|Article|Author=Tina Asmussen|Title=Spirited Metals and the Oeconomy of Resources in Early Modern European Mining|Journal=Earth Sciences History|Vol=39|Issue=2|Year=2020|Pages=371-388|PagEsp=|online=|DOI=10.17704/1944-6187-39.2.371|free=|GB=|GBp=|Academia=45633045|List=1}}
 
{{Source|Chapter|Author=Tina Asmussen|Title=The Cosmologies of Early Modern Mining Landscapes|Collective= Landscape and Earth in Early Modernity |Editor=Christine Göttler; Mia Mochizuki|Place=Amsterdam|Publisher=Amsterdam University Press|Year=2022|Vol=|Pages=239-266|PagEsp=|online=|DOI=|free=|List=1}}
 
 




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{{BioPrinted
| Paulus1994=378-379$Geboren 1540 in Sterzing, gestorben um die Jahreswende 1603/04. </br> Die ersten 25 Lebensjahre Schnitzers liegen im Dunkel. Im Jahre 1566 trat er für kurze Zeit in die Dienste von Graf Ludwig XVI. von Oettingen, in dessen Auftrag er nach Kärnten reiste, offenbar um dort Materialien für alchemische Versuche einzukaufen. Schnitzer führte ein unstetes Leben, wechselte häufig den Wohnort und hatte zeit seines Lebens mit hohen Schulden zu ringen. Um 1571 wurde er Teilhaber eines zwanzig Jahre zuvor von Wilhelm Ygl erworbenen Bergwerkbetriebs im Stanzertal (Tirol), seit 1574 betätigte er sich im Fernsteiner Bergbau. </br> Schnitzer war ein erfinderischer Geist: So hatte er ein Verfahren zur Steinölproduktion entwickelt, für das ihm Erzherzog Ferdinand im Juli 1576 ein Privileg erteilte, das mit einem 20 Jahre währenden Monopol für die Steinölgewinnung in Tirol verbunden war. </br> 1578 mußte der Protestant Schnitzer im Zuge der Gegenreformation Tirol verlassen und hielt sich in den folgenden Jahren im Allgäu auf. Spätestens seit 1583 war Schnitzer mit Gabriel Moraweiser bekannt, der mehrfach versprach, ihn von seinen Schulden zu befreien. Immer neue Schulden, Rechtshändel und Verfolgungen aus konfessionellen Gründen vertrieben Schnitzer später aus dem Allgäu. </br> Nach dem Regierungsantritt Herzog Friedrichs I. von Württemberg begab sich Schnitzer 1593 ins Württembergische und wurde im Juni 1594 als Bergmeister in in der neu gegründeten Bergwerksstadt St. Christophstal bei Freudenstadt angestellt, wo er nach Kritik an seinem Vorgesetzten Melchior Hehen im April 1597 entlassen wurde. Neuerliche Schuldklagen führten unmittelbar darauf zur Konfiszierung von Schnitzers Habe und zu seiner Verhaftung. Vermutlich hat Schnitzer drei oder vier Jahre im Gefängnis verbracht. Im Jahre 1602 versuchte er noch einmal einen Neubeginn und betätigte sich wieder im Quecksilberbergwerk im Stanzertal. Bald darauf ist Schnitzer gestorben. </br> Benedictus Figulus war mit Schnitzer gut bekannt und erhielt vom ihm um 1598 „fünff Schöne Particular Tincturen“, die er 1606 Landgraf Moritz von Hessen-Kassel anbot, um den „Betrüebten Armen 2. Wittwen, Mutter vndt Tochter zu Inspruck, Ihrer Armuth dardurch zuhülff zukommen“. Aus Schnitzers Nachlaß erhielt Figulus von dessen Tochter Anna Maria Lackner 1610 einige Texte, die er 1611 Widemann vermittelte. Weitere Verbreitung fand ein handschriftliches Bergbuch, das Schnitzer aus verschiedenen Vorlagen kompilierte.
| Paulus1994=378-379$Geboren 1540 in Sterzing, gestorben um die Jahreswende 1603/04. </br> Die ersten 25 Lebensjahre Schnitzers liegen im Dunkel. Im Jahre 1566 trat er für kurze Zeit in die Dienste von Graf Ludwig XVI. von Oettingen, in dessen Auftrag er nach Kärnten reiste, offenbar um dort Materialien für alchemische Versuche einzukaufen. Schnitzer führte ein unstetes Leben, wechselte häufig den Wohnort und hatte zeit seines Lebens mit hohen Schulden zu ringen. Um 1571 wurde er Teilhaber eines zwanzig Jahre zuvor von Wilhelm Ygl erworbenen Bergwerkbetriebs im Stanzertal (Tirol), seit 1574 betätigte er sich im Fernsteiner Bergbau. </br> Schnitzer war ein erfinderischer Geist: So hatte er ein Verfahren zur Steinölproduktion entwickelt, für das ihm Erzherzog Ferdinand im Juli 1576 ein Privileg erteilte, das mit einem 20 Jahre währenden Monopol für die Steinölgewinnung in Tirol verbunden war. </br> 1578 mußte der Protestant Schnitzer im Zuge der Gegenreformation Tirol verlassen und hielt sich in den folgenden Jahren im Allgäu auf. Spätestens seit 1583 war Schnitzer mit Gabriel Moraweiser bekannt, der mehrfach versprach, ihn von seinen Schulden zu befreien. Immer neue Schulden, Rechtshändel und Verfolgungen aus konfessionellen Gründen vertrieben Schnitzer später aus dem Allgäu. </br> Nach dem Regierungsantritt Herzog Friedrichs I. von Württemberg begab sich Schnitzer 1593 ins Württembergische und wurde im Juni 1594 als Bergmeister in in der neu gegründeten Bergwerksstadt St. Christophstal bei Freudenstadt angestellt, wo er nach Kritik an seinem Vorgesetzten Melchior Hehen im April 1597 entlassen wurde. Neuerliche Schuldklagen führten unmittelbar darauf zur Konfiszierung von Schnitzers Habe und zu seiner Verhaftung. Vermutlich hat Schnitzer drei oder vier Jahre im Gefängnis verbracht. Im Jahre 1602 versuchte er noch einmal einen Neubeginn und betätigte sich wieder im Quecksilberbergwerk im Stanzertal. Bald darauf ist Schnitzer gestorben. </br> Benedictus Figulus war mit Schnitzer gut bekannt und erhielt vom ihm um 1598 „fünff Schöne Particular Tincturen“, die er 1606 Landgraf Moritz von Hessen-Kassel anbot, um den „Betrüebten Armen 2. Wittwen, Mutter vndt Tochter zu Inspruck, Ihrer Armuth dardurch zuhülff zukommen“. Aus Schnitzers Nachlaß erhielt Figulus von dessen Tochter Anna Maria Lackner 1610 einige Texte, die er 1611 Widemann vermittelte. Weitere Verbreitung fand ein handschriftliches Bergbuch, das Schnitzer aus verschiedenen Vorlagen kompilierte.
 
| CP3=1181-1183$Artista In Tyrohij Gemeint ist (siehe Z. 97-98) Abraham Schnitzer (geb. 1540 zu Sterzing; gest. Ende 1603/Anfang 1604): Montanistisch tätiger Alchemiker; Produzent eines Heilöls, gewonnen aus Ölschiefer der Reith/Schamitzer Gegend in Tirol (Privileg: 1576); redaktionell tätiger Rezipient einer Schrift bergbau- und metallkundlichen Inhalts von Martin Sturtz (geb. 1525), eines handschriftlich verbreiteten >Bergbuchs< (Speculum metallorum!Spiegel der Bergwerke, 1575). - Ein Traktat Über den Gewinn von Eisen aus Blenden, flüchtigen Erzen und Schwefelkies, den der »minerarius« S. aus über 25jähriger Erfahrung geschrieben haben will, erhielt sich in einer 1621 erfolgten Abschrift des Marburger Theoalchemikers R. Egli (Kassel, LB, 4° Ms. ehern. 37/7). </br> In den 1560er Jahren trat S. mit einem Goldmacherprojekt an Graf Ludwig (XVI.) von Öttingen heran. Markante Stationen seines fortan von finanziellen Nöten, gegenreformatorischem Druck und Unstete geprägten Lebens bildeten in den l 570er Jahren das Stanzertal und der Fernstein (hier im Bergbau tätig), das Allgäu (seit Ende der 1570er Jahre), Haldenwang/bei Kempten (spätestens 1590), dann Christophstal (bei Freudenstadt) und Klosterreichenbach, wo S. im Diensten Herzog Friedrichs 1. von Württemberg 1594 bis zu seiner Inhaftierung (erfolgt vor dem August 1597) als Bergverwalter lebte, und spätestens seit 1602 das Stanzertal in Tirol (hier mit Privilegien Maximilians III. wieder montanistisch tätig). </br> Zu den näheren Bekannten S.s gehörten Gabriel Moraweiser (spätestens seit 1583) und der Paracelsist Lorenz Lutz (1590); mit Jakob Seidenschwanz, einem »Philosophiae ac medicinae reformatae Magister « in Schwaz, stand er 1583 in Schriftenaustausch (Irtenkauf, 1984, S. 39), und 1595 suchte S. von seinem Freund Christoph Hofer (Schwaz), einem redaktionell an Sturtzens Speculum metallorum beteiligten Montanisten, bestimmte im Besitz Hafers befindliche Paracelsica zu erlangen (Irtenkauf, ebd., S. 43). Auch zwischen dem Erzparacelsisten Adam Haslmayr und S. bestanden Kontakte (Gilly, 1994, S. 33). - Im deutschen Südwesten knüpfte S. Beziehungen zu dem Druckerverleger Lorenz Straub d. Ä. (Konstanz), was die Vermutung nährte, daß S. am Zustandekommen des paracelsistischen Aureum vellus (Traktate 1-3, Rorschach 1598) beteiligt gewesen ist (Telle, 2006, S. 437, Anm. 37), aber auch Beziehungen zu dem Konstanzer Domherrn Kilian Blanckenstein (gest. 1594), einem in den 1550er Jahren mit dem nachmaligen Paracelsisten Georg Fedro näher bekannten Laienalchemiker (siehe CP, Bd. 2, S. 529, 530). </br> Ob Figulus mit S. persönlich bekannt geworden ist, steht dahin. </br> Über S.s schulische Lehrjahre ist nichts Näheres bekannt (die Vermutung, im Paracelsisten M. Toxites sei vielleicht ein Sterzinger Lehrer S.s zu erblicken [Irtenkauf, 1984, S. 9, 14], entbehrt allen Anhalts; siehe CP, Bd. 2, Nr. 40: Biogramm). Jedenfalls verfügte S. über eine schulhumanistisch- protestantische Bildung; und zu seinen religiösen Leitfiguren gehörten offenbar K. Schwenckfeld und Erasmus von Rotterdam. In dieser Hinsicht aufschlußreich sind gelegentlich seiner Inhaftierung entstandene Archivalien, die dokumentieren, daß S. 1597 eine ansehnliche Schriftensammlung besaß, darunter über zwanzig Paracelsicadrucke und handschriftliche Theologica (Hohenheims Auslegung des Matthäus-Evangeliums; De invocatione Mariae virginis), das Paracelsische Konsilium für den Mindelheimer Stadtschreiber Adam Reißner sowie eine Exzerptsammlung (Theophrasti[s}che [„.} extrahirte [„.} Sachen); siehe Gilly (1994, S. 63, Anm. 13; die Inventar-Edition von Irtenkauf, 1984, S. 53-55, ist weitgehend unbrauchbar). Schulden suchte S. gelegentlich mittels Abschriften bestimmter Sachschriften zu tilgen (Irtenkauf, ebd., S. 23, 40).
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{{Source|Article|Author=Justinian Ladurner|Title=Anfang des Steinöhl-Brennens in Tirol|Journal=Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols|Vol=2|Issue=|Year=1865|Pages=375-377|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=qL5PM_RFm54C|GBp=PA375}}
{{Source|Article|Author=Justinian Ladurner|Title=Anfang des Steinöhl-Brennens in Tirol|Journal=Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols|Vol=2|Issue=|Year=1865|Pages=375-377|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=qL5PM_RFm54C|GBp=PA375}}
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{{Source|Article|Author=Václav Lomič|Title=O Brněnském rukopisu horní knihy Abrahama Schnitzera|Journal=Český lid|Vol=45|Issue=1|Year=1958|Pages=28-31|PagEsp=|online=|jstor=42697985|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
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{{Source|Article|Author=Werner Dobras|Title=Das Speculum Metallorum des Abraham Schnitzer von 1590|Journal=Der Anschnitt|Vol=25|Issue=1|Year=1973|Pages=3-13|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
{{Source|Chapter|Author=Helmut Wilsdorf|Title=Die Handschrift des Abraham Schnitzer in Gotha : Ein fünftes Exemplar vom SPECVLVM METALLORVM 1575|Collective=Bergbauüberlieferungen und Bergbauprobleme in Österreich und seinem Umkreis. Festschrift für Hans Kirnbauer|Editor=Gerhard Heilfurth; Leopold Schmidt|Place=Wien|Publisher=|Year=1975|Vol=|Pages=217-222|PagEsp=|online=https://volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1533519993060/1533519993060.pdf|DOI=|free=1}}
{{Source|Article|Author=Wolfgang Irtenkauf|Title=Neues zum ’Speculum metallorum‘|Journal=Der Anschnitt|Vol=34|Issue=2|Year=1982|Pages=89-90|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=}}


{{Source|Article|Author=Wolfgang Irtenkauf|Title=Abraham Schnitzer, der ‘gelehrte Scharlatan’ : Leben und Werk eines Bergmeisters im 16. Jahrhundert|Journal=Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum|Vol=64|Issue=|Year=1984|Pages=9-56|PagEsp=|online=https://www.zobodat.at/publikation_articles.php?id=127452|DOI=|free=1|GB=|GBp=}}
{{Source|Article|Author=Wolfgang Irtenkauf|Title=Abraham Schnitzer, der ‘gelehrte Scharlatan’ : Leben und Werk eines Bergmeisters im 16. Jahrhundert|Journal=Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum|Vol=64|Issue=|Year=1984|Pages=9-56|PagEsp=|online=https://www.zobodat.at/publikation_articles.php?id=127452|DOI=|free=1|GB=|GBp=}}
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{{Source|Article|Author=Georg Mutschlechner|Title=Zur Geschichte des Bergbaus Gand im Stanzer Tal|Journal=Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum|Vol=65|Issue=|Year=1985|Pages=59-79|PagEsp=68-76|online=https://www.zobodat.at/publikation_articles.php?id=127462|DOI=|free=1|GB=|GBp=}}
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{{Source|Chapter|Author=Helmut Wilsdorf|Title=Die Handschrift des Abraham Schnitzer in Gotha : Ein fünftes Exemplar vom SPECVLVM METALLORVM 1575|Collective=Bergbauüberlieferungen und Bergbauprobleme in Österreich und seinem Umkreis. Festschrift für Hans Kirnbauer|Editor=Gerhard Heilfurth; Leopold Schmidt|Place=Wien|Publisher=|Year=1975|Vol=|Pages=217-222|PagEsp=|online=|DOI=|free=}}
{{Source|Article|Author=Joachim Telle|Title=Benedictus Figulus : Zu Leben und Werk eines deutschen Paracelsisten|Journal=Medizinhistorisches Journal|Vol=22|Issue=4|Year=1987|Pages=303-326|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|jstor=25803917}}
 
{{Source|Article|Author=Georg Mutschenlechner|Title=Schwefelgewinnung in Pfitsch und im Zamser Grund (Westliche Zillertaler Alpen)|Journal=Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum|Vol=77|Issue=|Year=1997|Pages=83-102|PagEsp=100-101|online=https://www.zobodat.at/publikation_articles.php?id=127625|DOI=|free=1|GB=|GBp=}}
 
{{Source|Chapter|Author=Georg Mutschlechner|Title=Bergbau in Pfitsch|Collective=Gemeindebuch Wiesen Pfitsch|Editor=|Place=Wiesen Pfitsch|Publisher=Gemeinde Pfitsch|Year=1998|Vol=|Pages=340-347|PagEsp=345-346|online=https://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Medium/Seite/22534/339|DOI=|free=1}}
 
{{Source|Article|Author=Lothar Suhling|Title=Die Darstellung der Hüttentechnik bei Agricola im Spiegel frühneuzeitlicher Schmelzbücher|Journal=Agricola-Forschungszentrum Chemnitz, Rundbrief|Vol=5|Issue=|Year=1999|Pages=5-19|PagEsp=13-14|online=https://www.georgius-agricola.de/downloads.html|DOI=|free=1|GB=|GBp=}}


{{Source|Book|Author=Rudolf Werner Soukup|Title=Chemie in Österreich : Bergbau, Alchemie und frühe Chemie von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts|Place=Köln|Publisher=Böhlau|Year=2007|Vol=|Pages=297-297 and note 803|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
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{{Source|Article|Author=Václav Lomič|Title=O Brněnském rukopisu horní knihy Abrahama Schnitzera|Journal=Český lid|Vol=45|Issue=1|Year=1958|Pages=28-31|PagEsp=|online=|jstor=42697985|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
{{Source|Book|Author=Hartmut Broszinski|MainTitle=Die Handschriften der Universitätsbibliothek Kassel|MainTitleVol=3,2,2|Title=Manuscripta chemica in Quarto|Place=Wiesbaden|Publisher=Otto Harrassowitz|Year=2011|Vol=|Pages=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
 
{{Source|Book|Author=|Title=Corpus Paracelsisticum|Editor=Wilhelm Kühlmann; Joachim Telle|Place=Berlin/Boston|Publisher=De Gruyter|Year=2013|Vol=3|Pages=1181-1183|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
 
{{Source|Article|Author=Tina Asmussen|Title=Spirited Metals and the Oeconomy of Resources in Early Modern European Mining|Journal=Earth Sciences History|Vol=39|Issue=2|Year=2020|Pages=371-388|PagEsp=|online=|DOI=10.17704/1944-6187-39.2.371|free=|GB=|GBp=|Academia=45633045}}


{{Source|Article|Author=Joachim Telle|Title=Benedictus Figulus : Zu Leben und Werk eines deutschen Paracelsisten|Journal=Medizinhistorisches Journal|Vol=22|Issue=4|Year=1987|Pages=303-326|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=|jstor=25803917}}
{{Source|Chapter|Author=Tina Asmussen|Title=The Cosmologies of Early Modern Mining Landscapes|Collective= Landscape and Earth in Early Modernity |Editor=Christine Göttler; Mia Mochizuki|Place=Amsterdam|Publisher=Amsterdam University Press|Year=2022|Vol=|Pages=239-266|PagEsp=|online=|DOI=|free=}}


=== Pre-1800 ===
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https://handschriftenportal.de/search?hspobjectid=HSP-01e9156b-b0e2-33c9-86e1-eee7d0a2dc0b: Kassel, UB, 4° Ms. chem. 58
https://handschriftenportal.de/search?hspobjectid=HSP-01e9156b-b0e2-33c9-86e1-eee7d0a2dc0b: Kassel, UB, 4° Ms. chem. 58
https://handschriftencensus.de/24007: Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 11134; Martin Sturz: 'Speculum metallorum', dt.; Digitalisat: https://data.onb.ac.at/dtl/3119148
Calw, Stadtarchiv: Speculum Metallorum von Martin Stürtz; https://www.archive-bw.de/sixcms/list.php?page=seite_archivzimelien&sv[id]=10260&_seite=Archivalienschau


Lindau, Ehemals Reichsstädtischen Bibliothek, P I 59: Abraham Schnitzer, Speculum Metallorum, 1590
Lindau, Ehemals Reichsstädtischen Bibliothek, P I 59: Abraham Schnitzer, Speculum Metallorum, 1590
Lindau, Ehemals Reichsstädtischen Bibliothek, P I 84 = alte Signatur oder andere Handschrift


{{Source|Article|Author=|Title=Vom Betrüger zum Autor : Bergbau-Handschrift von Schnitzer ist in Ehemals Reichsstädtischer Bibliothek zu sehen|Journal=Schwäbische Zeitung|Vol=|Issue=|Year=2016|Pages=|PagEsp=|online=https://www.schwaebische.de/regional/lindau/lindau/vom-betrueger-zum-autor-545238|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
{{Source|Article|Author=|Title=Vom Betrüger zum Autor : Bergbau-Handschrift von Schnitzer ist in Ehemals Reichsstädtischer Bibliothek zu sehen|Journal=Schwäbische Zeitung|Vol=|Issue=|Year=2016|Pages=|PagEsp=|online=https://www.schwaebische.de/regional/lindau/lindau/vom-betrueger-zum-autor-545238|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
{{Source|Chapter|Author=Karl Schadelbauer|Title=Vom württembergischen Bergmeister Abraham Schnitzer|Book=Innsbrucker Archivnotizen zur Geschichte der österreichischen Vorlande|Place=Innsbruck |Publisher=Stadtmagistrat|Year=1965|Vol=|Pages=30-32|PagEsp=|online=|DOI=|free=|Notice=BLB Karlsruhe}}


http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1010480: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 58 a Bü 43: Private Verhältnisse (Familienangelegenheiten, Schuldentilgung) des Bergmeisters Abraham Schnitzer; darin: Scheidebrief Abraham Schnitzers an seine Frau Barbara. 11.6.1565; darin: Ausweisung Schnitzers aus Tirol. 23.7.1575; darin: 1593 April 10 Innsbruck. Erzherzog Ferdinand von Österreich befiehlt seinen Amtleuten, Abraham Schnitzer eine Frist zur Bezahlung seiner Schulden einzuräumen
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1010480: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 58 a Bü 43: Private Verhältnisse (Familienangelegenheiten, Schuldentilgung) des Bergmeisters Abraham Schnitzer; darin: Scheidebrief Abraham Schnitzers an seine Frau Barbara. 11.6.1565; darin: Ausweisung Schnitzers aus Tirol. 23.7.1575; darin: 1593 April 10 Innsbruck. Erzherzog Ferdinand von Österreich befiehlt seinen Amtleuten, Abraham Schnitzer eine Frist zur Bezahlung seiner Schulden einzuräumen
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http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1447695: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 71 Bü 1804: Gesuche verschiedener Korrespondenzpartner, Jahrgang 1594-1600; darin: Bergmeister Abraham Schnitzer, 1596; Digitalisat: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1447695-35
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1447695: Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 71 Bü 1804: Gesuche verschiedener Korrespondenzpartner, Jahrgang 1594-1600; darin: Bergmeister Abraham Schnitzer, 1596; Digitalisat: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1447695-35
Cista medica, p. 85 (Andreas Libavius an Sigismund Schnitzer); https://books.google.de/books?id=SXdVAAAAcAAJ&pg=PA85
https://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Medium/Seite/21781/253
CP 3, 1181-1183
Georgius Agricola, 500 Jahre: Wissenschaftliche Konferenz vom 25. – 27. März; https://books.google.de/books?id=TgWbBgAAQBAJ&pg=PA459
H. v. Falser(?), Abraham Schnitzer, in: Tiroler Heimatblätter 1941, p. 41-42
{{Source|Article|Author=Werner Dobras|Title=Kostbarkeiten der Ehemals Reichsstädtischen Bibliothek Lindau|Journal=Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung|Vol=|Issue=|Year=1973|Pages=91-106|PagEsp=104|online=https://www.digishelf.de/objekt/bsz014854767_1973/114/|DOI=|free=1|GB=|GBp=}}
{{Source|Article|Author=Heinrich Winkelmann|Title=Das Schwazer Bergbuch|Journal=Der Anschnitt|Vol=9|Issue=1/2|Year=1957|Pages=|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
{{Source|Article|Author=Erich Fussek|Title=Das Bochumer Exemplar des Schwazer Bergbuchs|Journal=Der Anschnitt|Vol=9|Issue=1/2|Year=1957|Pages=|PagEsp=|online=|DOI=|free=|GB=|GBp=}}
{{Source|Chapter|Author=Lothar Suhling|Title=Georgius Agricola und die Hüttentechnik seiner Zeit: Die ‘De re metallica libri XII’ im Kontext metallurgischer Handschriften (frühneuzeitlicher Schmelzbücher)|Collective=Georgius Agricola - 500 Jahre|Editor=Friedrich Naumann|Place=Basel|Publisher=Birkhäuser|Year=1994|Vol=|Pages=453-464|PagEsp=|online=|DOI=10.1007/978-3-0348-7159-4_50|free=}}
{{Source|Article|Author=Tina Asmussen|Title=Resource Landscapes of Sixteenth and Early Seventeenth-Century Mining|Journal=Metalla, Sonderheft|Vol=10|Issue=|Year=2020|Pages=31-37|PagEsp=|online=https://www.bergbaumuseum.de/fileadmin/forschung/zeitschriften/metalla/sonderheft-10/metalla-sonderheft-10.pdf|DOI=|free=1|GB=|GBp=}}


=== Portraits ===
=== Portraits ===
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Latest revision as of 13:04, 18 June 2024


Abraham Schnitzer (1540–1603/04) war Alchemist, Bergbaudirektor, Erfinder, Sammler von paracelsischen Texten.
Schnitzer wurde 1540 in Sterzing (Tirol) geboren. Er führte ein unstetes Leben, wechselte häufig den Wohnort und hatte zeit seines Lebens mit hohen Schulden zu ringen. 1566 trat in die Dienste von Graf Ludwig XVI. von Oettingen (1508-1569); in dessen Auftrag reiste er nach Kärnten, um Materialien für alchemistische Versuche einzukaufen. Um 1571 wurde er Teilhaber eines Bergwerkbetriebs im Stanzertal (Tirol), das zuvor zwanzig Jahre von Wilhelm Ygl (gest. 1587/88) betrieben wurde. Ab 1574 war Schnitzer im Bergbau von Fernstein tätig. 1575 wird er erstmals aus Tirol ausgeweisen, erhielt jedoch schon 1576 von Erzherzog Ferdinand von Tirol (1529-1595) ein Privileg auf 20 Jahre für ein Verfahren zur Steinölgewinnung. 1578 musste er dann als Protestant im Zuge der Gegenreformation Tirol endgültig verlassen; anschließend hielt er sich im Allgäu auf. 1582 verfasste Schnitzer im Kloster Kempten ein Gesuch um ein fünfjähriges Moratorum aufgrund von Schulden aus dem Betrieb von Quecksilbergruben in Tirol. Spätestens 1590 lebt er in Haldenwang bei Kempten. 1591 plante er den Druck von Martin Sturtz’ Bergbuch Speculum metallorum in einer von ihm gemeinsam mit seinem Freund Christoph Hofer überarbeiteten (und paracelsierten) Fassung; hierfür ersuchte er um ein kaiserliches Druckprivileg. Im selben Jahr 1591 erhielt er auf drei Jahre die Erlaubnis für den Bau einer Hütte im Zillertal auf eigene Kosten, doch blieb es wohl bei dem Plan. Nach dem Regierungsantritt von Herzog Friedrich I. von Württemberg zog Schnitzer erneut um und wurde 1594 Bergmeister in der neu gegründeten Bergwerksstadt St. Christophstal bei Freudenstadt (Schwarzwald). Von 1594 bis 1597 war er ebenfalls in Diensten von Herzog Friedrich Bergmeister in Klosterreichenbach. Nach Kritik an seinem Vorgesetzten Melchior Hehen wurde Schnitzer 1597 aus dem Dienst entlassen. Neuerliche Schuldklagen führten unmittelbar darauf zur Konfiszierung von Schnitzers Habe und zu seiner Verhaftung; ein Inventar von 1597 (Stuttgart, Staatsarchiv) dokumentiert den Besitz von gedruckten und handschriftlichen Paracelsustexten, darunter Theologica (Auslegung des Matthäus-Evangeliums; De invocatione Mariae virginis) und das Consilium für Adam Reissner. Vermutlich verbrachte er drei oder vier Jahre im Gefängnis. Im Jahr 1602 ist Schnitzer erneut im Quecksilberbergbau im Stanzertal (Tirol) tätig, wofür er ein Privileg von Erzherzog Maximilian III. erhielt, der in diesem Jahr durch Kaiser Rudolf II. zum Gubernator von Tirol ernannt worden war. Er starb um die Jahreswende 1603/1604.
Seit spätestens 1583 war Schnitzer mit → Gabriel Moraweiser bekannt, der mehrfach versprach, ihn von seinen Schulden zu befreien. Er pflegte Kontakte zu → Lorenz Lutz (1590), einem Tiroler Frühparacelsisten; wechselte 1583 Briefe mit Jacob Seidenschwanz, ein Alchemist in Schwaz; war befreundet mit Christoph Hofer in Schwarz, mit dem zusammen er das Speculum metallorum des → Martin Sturtz überarbeitete und von dem er bestimmte Paracelsustexte zu erhalten suchte; hatte Kontakt zu Leonhard Straub, Drucker und Verleger in Konstanz, sowie zu Kilian Blanckenstein (gest. 1594), ein an Alchemie interessierter Domherr in Konstanz. → Adam Haslmayr, der seit 1605 für einige Zeit in der Bergwerksstadt Schwaz lebte, hatte dort Kontakte sowohl zu Schnitzer als auch zu dessen Tochter, → Anna Maria Lackner. → Benedictus Figulus stand zeitweilig in engerer Bekanntschaft mit Schnitzers Witwe und Tochter; ob Figulus auch mit Schnitzer selbst bekannt war, ist unbekannt.
Julian Paulus
Veröffentlichungen: Schnitzer plante zwar den Druck seiner Fassung des Speculum metallorum, doch gelang die Drucklegung nicht. Handschriftlich erhalten ist ein Traktat Über den Gewinn von Eisen aus Blenden, flüchtigen Erzen und Schwefelkies (1598 oder später; Abschrift von → Raphael Egli aus dem Jahr 1621; Universitätsbibliothek Kassel, 4° Ms. chem. 35/7).
Literatur:
Justinian Ladurner: “Anfang des Steinöhl-Brennens in Tirol”, in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols 2 (1865), 375-377 (Google Books)
Heinz v. Falser: “Abraham Schnitzer und seine ‘Ölkunst’”, in: Tiroler Heimatblätter 19, no. 3/4 (1941), 41-46 (online, free)
Václav Lomič: “O Brněnském rukopisu horní knihy Abrahama Schnitzera”, in: Český lid 45, no. 1 (1958), 28-31 (jstor.org)
Franz Kirnbauer: Speculum metallorum 1575, Wien: Montan-Verlag 1961
Karl Schadelbauer: “Vom württembergischen Bergmeister Abraham Schnitzer”, in: Idem, Innsbrucker Archivnotizen zur Geschichte der österreichischen Vorlande, Innsbruck: Stadtmagistrat 1965, 30-32
Erich Egg: “Zum dritten Exemplar des Speculum Metallorum”, in: Der Anschnitt 25, no. 2 (1973), 12-13
Werner Dobras: “Das Speculum Metallorum des Abraham Schnitzer von 1590”, in: Der Anschnitt 25, no. 1 (1973), 3-13
Helmut Wilsdorf: “Die Handschrift des Abraham Schnitzer in Gotha : Ein fünftes Exemplar vom SPECVLVM METALLORVM 1575”, in: Bergbauüberlieferungen und Bergbauprobleme in Österreich und seinem Umkreis. Festschrift für Hans Kirnbauer, ed. by Gerhard Heilfurth and Leopold Schmidt, Wien 1975, 217-222 (online, free)
Wolfgang Irtenkauf: “Neues zum ’Speculum metallorum‘”, in: Der Anschnitt 34, no. 2 (1982), 89-90
Wolfgang Irtenkauf: “Abraham Schnitzer, der ‘gelehrte Scharlatan’ : Leben und Werk eines Bergmeisters im 16. Jahrhundert”, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 64 (1984), 9-56 (online, free)
Georg Mutschlechner: “Zur Geschichte des Bergbaus Gand im Stanzer Tal”, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 65 (1985), 59-79, esp. 68-76 (online, free)
Joachim Telle: “Benedictus Figulus : Zu Leben und Werk eines deutschen Paracelsisten”, in: Medizinhistorisches Journal 22, no. 4 (1987), 303-326 (jstor.org)
Julian Paulus: “Alchemie und Paracelsismus um 1600 : Siebzig Porträts”, in: Analecta Paracelsica, ed. by Joachim Telle, Stuttgart: Franz Steiner 1994, 335-386, esp. 378
Georg Mutschenlechner: “Schwefelgewinnung in Pfitsch und im Zamser Grund (Westliche Zillertaler Alpen)”, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 77 (1997), 83-102, esp. 100-101 (online, free)
Georg Mutschlechner: “Bergbau in Pfitsch”, in: Gemeindebuch Wiesen Pfitsch, Wiesen Pfitsch: Gemeinde Pfitsch 1998, 340-347, esp. 345-346 (online, free)
Lothar Suhling: “Die Darstellung der Hüttentechnik bei Agricola im Spiegel frühneuzeitlicher Schmelzbücher”, in: Agricola-Forschungszentrum Chemnitz, Rundbrief 5 (1999), 5-19, esp. 13-14 (online, free)
Rudolf Werner Soukup: Chemie in Österreich : Bergbau, Alchemie und frühe Chemie von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Köln: Böhlau 2007, 297-297 and note 803
Hartmut Broszinski: Manuscripta chemica in Quarto (Die Handschriften der Universitätsbibliothek Kassel, 3,2,2), Wiesbaden: Otto Harrassowitz 2011
Corpus Paracelsisticum, ed. by Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle, vol. 3, Berlin/Boston: De Gruyter 2013, 1181-1183
Tina Asmussen: “Spirited Metals and the Oeconomy of Resources in Early Modern European Mining”, in: Earth Sciences History 39, no. 2 (2020), 371-388 (DOI: 10.17704/1944-6187-39.2.371) (Academia.edu, free)
Tina Asmussen: “The Cosmologies of Early Modern Mining Landscapes”, in: Landscape and Earth in Early Modernity, ed. by Christine Göttler and Mia Mochizuki, Amsterdam: Amsterdam University Press 2022, 239-266