Johann Huser (um 1545–1600/01)

From Theatrum Paracelsicum
Johann Huser (um 1545–1600/01).
H. wurde um 1545 im Breisgau geboren, vermutlich in Waldkirch. Am 12. März 1561 wurde er an der Universität Freiburg immatrikuliert, im Studienjahr 1563/64 an der Universität Basel. Wo er seine Studien abschloss und zum Doktor der Medizin promoviert wurde, ist nicht bekannt. Spätestens seit 1575 lebte Huser als Arzt in Glogau. Wohl ab den 1580er Jahren stand H. als Rat und Leibmedicus «von Haus aus» in den Diensten des Kölner Erzbischofs, Kurfürst ↗ Ernst von Bayern. Von Mai bis August 1594 nahm H. wie ↗ [Peter Ludwig] Messinus als Angehöriger des Hofstaats von Kurfürst Ernst am Regensburger Reichstag teil. 1595 untersuchte er im Auftrag Kurfürst Ernst die Eignung von ↗ Bonaventura Hahn für ein Hildesheimer Kanonikat, wobei beide gemeinsame alchemistisch-paracelsistische Interessen feststellten. H. starb Ende des Jahres 1600 oder Anfang 1601 (jedenfalls vor dem 8. März 1601) in Glogau. Kurz nach seinem Tod befahl Kaiser Rudolf II., alle alchemistischen Schriften im Nachlass Husers, «fürnemblich aber Theophrastische vnd von seinem [Husers] aigenen studio geschribene» und ungedruckt gebliebene «Büecher» von Glogau nach Prag zu schicken.
In den 1560er Jahren war H. gemeinsam mit ↗ Georg Marquard und ↗ Balthasar Flöter auf der Suche nach Paracelsus-Autographen und -Handschriften und reiste zu diesem Zweck zu verschiedenen Besitzern, um sie auszuleihen bzw. zu kopieren. 1576 war er an ↗ Michael Toxites’ Ausgabe von Paracelsus’ Von den Krankheiten, so den Menschen der Vernunft berauben (Straßburg 1576) beteiligt. Er unterhielt enge Beziehungen zu dem schlesischen Paracelsisten Johannes Montanus (1531--1604), den er einmal seinen «geliebten Praeceptor» nannte, den gescheiterten Breslauer Bischof ↗ Bonaventura Hahn bezeichnete H. als seinen «großen Patron». Im Oktober 1586 und erneut im Oktober 1594 reiste H. nach Neuburg an der Donau, um die dort aufbewahrten und von ↗ Hans Kilian gehüteten Paracelsus-Autographen (vor allem theologischer Schriften) zu bearbeiten. Seit 1594 stand H. im Briefwechsel mit Oswald Croll. Seit den 1580er Jahren förderte der Kölner Erzbischof, Kurfürst ↗ Ernst von Bayern H.s Plan einer Paracelsus-Ausgabe; die Ausgabe erschien dann von 1589 bis 1591 in zehn Bänden sowie einem weiteren Band mit chirurgischen Schriften, wobei H. von ↗ Paul Linck unterstützt wurde. Mit Kurfürst Ernst reiste H. nach Prag, wo er mit ↗ Hans Kaper (Johannes Carpio) und wohl auch mit ↗ Edward Kelley zusammentraf.
Während seines Studiums in Basel dürfte H. sowohl mit ↗ Theodor Zwinger, der 1564 Dekan der medizinischen Fakultät war, als auch mit ↗ Adam von Bodenstein, der 1564 unter maßgeblicher Beteiligung von Zwinger aus dem Basler «Consilium facultatis medicae» ausgeschlossen worden war, persönlich bekannt geworden sein. Ebenfalls während seines Studiums dürfte H. mit den Schlesiern ↗ Georg Marquard und ↗ Abraham Behem bekannt geworden sein, die ungefähr gleichzeitig mit H. an der Universität Basel immatrikuliert worden waren. Gemeinsam mit Marquard und dem Schlesier ↗ Balthasar Flöter besuchte H. 1566 den Nürnberger Arzt ↗ Heinrich Wolff.
Julian Paulus
Veröffentlichungen: Eigene Schriften H.s sind nicht überliefert. In ↗ Joachim Morsius’ Nuncius Olympicus ist aber unter Nr. 81 verzeichnet: «Illuminans Jesu iter, Philosophia intacta, das ist der Weg Jesu/ ein new Philosophia, darin jede vernunfft aller scientz Kunsten/ vnd aller bücher Weißheit leichtlich erlernen kan/ soll vnd mag/ auß eintfeltigem Hertzen zusammen gezogen auß des Doctoris Johannis Huseri Ertzbischöfflichen Cöllnischen Medici, Eremetischen Büchern in 13. Capita abgetheilet: Darinnen viel schöner Geheimnissen.»
Literatur:
Joachim Telle: Johann Huser in seinen Briefen: Zum schlesischen Paracelsismus im 16. Jahrhundert, in: Parerga Paracelsica: Paracelsus in Vergangenheit und Gegenwart, ed. by Joachim Telle (Heidelberger Studien zur Naturkunde der frühen Neuzeit, 3), Stuttgart: Franz Steiner 1991, p. 159-248
Joachim Telle: Johann Huser und der Paracelsismus im 16. Jahrhundert, in: Paracelsus (1493-1541), ed. by Heinz Dopsch, Kurt Goldammer and Peter F. Kramml, Salzburg 1993, p. 341-352
Udo Benzenhöfer: Paracelsus, Reinbek: Rowohlt 1997, esp. p. 114, 119
Oswald Crollius: Alchemomedizinische Briefe 1585 bis 1597, ed. by Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle, Stuttgart: Franz Steiner 1998, esp. p. 187-188 (A)
Corpus Paracelsisticum: Dokumente frühneuzeitlicher Naturphilosophie in Deutschland, ed. by Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle, vol. 2 (Der Frühparacelsismus, Zweiter Teil) (Frühe Neuzeit, 89), Tübingen: Max Niemeyer 2004, esp. p. 412-414

Theatrum Paracelsicum
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Normdaten
Wikidata: Q66684812 (Johannes Huser)
Brief-Datenbanken
Frühneuzeitliche Ärztebriefe des deutschsprachigen Raums (1500-1700): 00000900


Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 2 (2004), 412-414 (Biogramm)
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 3 (2013), 799 (Biogramm)
Oswaldus Crollius, Alchemomedizinische Briefe 1585 bis 1597 (1998), 187-188 (Biogramm)