Andreas Jociscus (um 1545–1569)

From Theatrum Paracelsicum
Andreas Jociscus (um 1545–1569).
Andreas Jociscus wurde (wohl um 1545) in Grünberg/Schlesien geboren. Er besuchte zunächst unter ↗ Abraham Buchholzer die Schule in Grünberg, dann bis 1560 die Elisabethschule in Breslau, wo ↗ Christoph Schilling zu seinen Lehrern gehörte. J. wurde 1562 an der Universität Wittenberg immatrikuliert («Andreas Giociscus») und studierte 1566 in Heidelberg, 1567/68 in Basel. Von Basel aus suchte er Kontakt zu ↗ Heinrich Bullinger, im Juni 1568 wurde er Professor der Ethik an der Straßburger Akademie, die 1567 aus dem Gymnasium hervorgegangen war. Er starb am 13. August 1569 in Langenbrücken bei Heidelberg auf der Reise in seine Heimat an einer Kolik.
Jociscus machte in Basel offenbar die Bekanntschaft des Buchdruckers ↗ Johannes Oporinus (1507–1568). Der von Jociscus nach Oporinus’ Tod verfasste Nachruf in Form einer „Oratio“ konnte (wegen seines eigenen frühen und plötzlichen Todes?) nicht von Jociscus selbst vorgetragen werden, die Oratio wurde vielmehr in Straßburg von dem damals gerade erst 16-jährigen ↗ Johann Heinrich Hainzel (Hans Heinrich Haintzel) aus Augsburg gehalten, der zu dieser Zeit an der Akademie studierte. Jociscus widmete seine Oratio dem kaiserlichen Arzt ↗ Johann Crato von Kraftheim. Einen gehörigen Anteil der „Oratio“ widmet Jociscus den gut zwei Jahren, die Oporinus gemeinsam mit Paracelsus verbrachte. Dabei wird Paracelsus als schlechter Lateiner charakterisiert, als oft Betrunkener, der mit seinem Schwert gegen Gespenster kämpfte und im Rausch seine Werke diktierte. Als Arzt habe Paracelsus durchaus Erfolge aufzuweisen, etwa die Heilung des Domherrn ↗ Cornelius von Lichtenfels. Leider sei Paracelsus ein gottloser Geselle gewesen: ‚Wenn Gott nicht helfen wolle, so müsse man sich des Teufels bedienen‘, habe Paracelsus in einer öffentlichen Vorlesung geäußert, woraufhin ihm der spätere Basler Theologe ↗ Wolfgang Wissenburg (1494/96–1575) widersprochen habe. Bei einer schweren Erkältung habe ihm (Oporinus) des Paracelsus Laudanum, das er zum Abschied erhalten hatte, geholfen und ihm so das Leben gerettet.
Julian Paulus
Literatur:
Henel von Hennenfeld, Nicolaus: Silesiographia renovata, necessariis scholiis, observationibus et indice aucta, vol. 2, Breslau: Christian Bauch 1704, esp. p. 204-205 (Google Books(A)
Johann Heinrich Cunradi: Silesia togata, Sive Silesiorum doctrina & virtutibus clarissimorum Elogia, ed. by Caspar Theophil Schindler, Liegnitz 1706, esp. p. 141 (Google Books(A)
Heinrich Bullinger: Diarium (Annales vitae) der Jahre 1504–1574, ed. by Emil Egli, Basel 1904, esp. p. 92 n.2 (online(A)
Gustav Bauch: Geschichte des Breslauer Schulwesens in der Zeit der Reformation (Codex diplomaticus Silesiae, 26), Breslau: Ferdinand Hirt 1911, esp. p. 184 (online)
Udo Benzenhöfer: Paracelsus, Reinbek: Rowohlt 1997, esp. p. 57
Corpus Paracelsisticum: Dokumente frühneuzeitlicher Naturphilosophie in Deutschland, ed. by Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle, vol. 2 (Der Frühparacelsismus, Zweiter Teil) (Frühe Neuzeit, 89), Tübingen: Max Niemeyer 2004, esp. p. 308
Julian Paulus: War Paracelsus ein erfolgreicher Arzt?: Zu einem Streit im ausgehenden 16. Jahrhundert, in: Nova Acta Paracelscia, Neue Folge, 28 (2018), p. 159-187, esp. p. 186-187

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Repertorium Academicum Germanicum: kein Eintrag (12. März 2025)

Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 1 (2001): 447, 475, 598
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 2 (2004): 50, 147, 300, 303, 306, 307, 308, 481, 482, 483
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 3 (2013): 437, 474