Johannes Oporinus (1507–1568)

From Theatrum Paracelsicum
Johannes Oporinus (1507–1568) war Buchdrucker in Basel und Verleger.
O. wurde am 25. Januar 1507 in Basel geboren. Nach einem Studium der klassischen Sprachen in Straßburg kehrte er nach Basel zurück, wo er den Humanistennamen O. (ursprünglich: Herbst/ Herbster) annahm. 1526 wurde er Lehrer in seiner Heimatstadt, ferner kopierte er griechische Texte für ↗ Erasmus von Rotterdam und den Drucker ↗ Johann Froben. 1533 wurde O. Professor für Latein an der Universität Basel, 1535 bis 1544 betrieb er gemeinsam mit anderen (Thomas Platter, Robert Winter, Wolfgang Lasius) eine Druckerei in Basel. 1538 wurde er Professor für Griechisch und eröffnete 1542 eine eigene Druckerei. 1543 erschien in seiner Druckerei eine lateinische Ausgabe des Koran, wegen der er seine Stellung an der Universität verlor; im selben Jahr erschien auch Andreas Vesalius’ Werk De humani corporis fabrica in seinem Verlag. 1567 musste er die Firma wegen Überschuldung verkaufen, ein Jahr später starb er am 16. Juli 1568 in Basel. O. war insgesamt vier Mal verheiratet.
Bezug zu Paracelsus: Als Paracelsus 1527 nach Basel kam, wurde O. für einige Zeit sein Famulus, fertigte Vorlesungsmitschriften an und wirkte wohl an der sprachlichen Überarbeitung lateinischer Texte des Paracelsus mit. Er ist einer der wenigen Schüler, die von Paracelsus selbst namentlich genannt wurden: «Ich hab geschriben etlich Libell meinem Secretario zu ehren/ doctori Cornelio/ [...] Auch yn sonderheit yhn allem vertrawen/ gepraucht meinen getrewen Johannem Opporinum» (Paracelsus, Von der Frantzösischen Kranckheit Drey Bücher. Nürnberg: Friedrich Peypus 1530, sig. J2r; VD16 P 638). O. folgte Paracelsus bei dessen hastiger Abreise 1528 ins Elsass, kehrte jedoch anschließend wieder nach Basel zurück. 1565 trug O. in einem an ↗ Reiner Solenander (1524—1601) oder ↗ Johannes Weyer (1515/16—1588) gerichteten Brief seine nicht immer schmeichelhaften Erinnerungen an die gemeinsame Zeit fast vierzig Jahre zuvor zusammen, doch hatte O. nach eigenen Angaben nicht mit der Veröffentlichung seiner Erinnerungen gerechnet.
Paracelsus-Gegner wie ↗ Andreas Jociscus und ↗ Thomas Erastus verwendeten von O. mündlich und im genannten Brief mitgeteilte Erfahrungen und Erlebnisse zur Diskreditierung Hohenheims. O. selbst unterhielt allerdings auch Kontakte zum Paracelsus-Anhänger und -Herausgeber ↗ Michael Toxites (der ab 1548, vor seiner Zeit als Paracelsist, verschiedene Beiträge in Werken aus der Offizin von O. veröffentlicht hatte). So trafen sich O. und Toxites 1566 in Basel, im August 1567 richtete Toxites einen Brief an O. mit der Bitte um Übersendung von Paracelsica, 1574 nannte Toxites O. in einer Widmung an ↗ Georg Vetter seinen «gutten freund».
Lexika:
Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), vol. 24, Leipzig: Duncker & Humblot 1887, p. 381-387: »Johannes Oporinus« (by Karl Steiff) (sfz73599)
Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne (NDBA), vol. 28, Strasbourg: 1996, p. 2908: »Johannes Oporinus« (by François Joseph Fuchs) (NDBA)
Neue Deutsche Biographie (NDB), vol. 19, Berlin: Duncker & Humblot 1999, p. 555-556: »Johannes Oporinus (eigentlich Herbst)« (by Edgar Bonjour) (sfz73599)
Historisches Lexikon der Schweiz, vol. 9, Basel: Schwabe 2010, p. 441: »Johannes Oporinus« (by Martin Steinmann)
Killy Literaturlexikon: Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums, ed. by Wilhelm Kühlmann, vol. 8, Berlin/ New York: Walter de Gruyter 2010, p. 722-723: »Johannes Oporinus« (by Thomas Wilhelmi) (Verfasser-Datenbank)
Literatur:
Robert Henri Blaser: Paracelsus in Basel, Muttenz 1979, esp. p. 28, 32—34, 61, 90
Udo Benzenhöfer: Zum Brief des Johannes Oporinus über Paracelsus: Die bislang älteste bekannte Briefüberlieferung in einer ›Oratio‹ von Gervasius Marstaller, in: Sudhoffs Archiv 73 (1989), p. 55-63 (jstor(A)
Charles D. Gunnoe: Thomas Erastus and his Circle of Anti-Paracelsians, in: Analecta Paracelsica: Studien zum Nachleben Theophrast von Hohenheims im deutschen Kulturgebiet der frühen Neuzeit, ed. by Joachim Telle (Heidelberger Studien zur Naturkunde der frühen Neuzeit, 4), Stuttgart: Franz Steiner 1994, p. 127-148, esp. p. 132—134, 146—148 (A)
Udo Benzenhöfer: Paracelsus, Reinbek: Rowohlt 1997, esp. p. 64, 69, 64
Corpus Paracelsisticum: Dokumente frühneuzeitlicher Naturphilosophie in Deutschland, ed. by Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle, vol. 2 (Der Frühparacelsismus, Zweiter Teil) (Frühe Neuzeit, 89), Tübingen: Max Niemeyer 2004, esp. p. 92-97, 259-260, 306-307, 307-308
Julian Paulus: War Paracelsus ein erfolgreicher Arzt?: Zu einem Streit im ausgehenden 16. Jahrhundert, in: Nova Acta Paracelsica, Neue Folge, 28 (2018), p. 159-187 (Academia.edu, free) (A)

Theatrum Paracelsicum
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Normdaten
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Neue Deutsche Biographie: sfz73599
Allgemeine Deutsche Biographie: sfz73599
kostenpflichtige Datenbanken
Verfasser-Datenbank (De Gruyter): vdbo.killy.4803

Reske, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet (²2015): 82-84

Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 2 (2004), 92-97 (Biogramm)