Difference between revisions of "Biographies/Benedictus Figulus"
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| DEArticleFamily=Der Vater von Figulus, Andreas Heffner (auch: Figulus, Häfner, Häffner), wurde 1540 in Herzogenaurach geboren, war zunächst Lehrer in Obernbreit, leistete seinen Amtseid als Pfarrer von Uttenhofen am 4. Februar 1567 und übernahm dann 1571 das Pfarramt in Westheim bei Windsheim bis zu seinem Tod am 19. Dezmber 1609 in Westheim. Er heiratet am 2. Oktober 1567 in Rothenburg ob der Tauber Margarethe Seemann, hatte 3 Söhne (darunter Benedictus Figulus) und 2 Töchter. Zur Familie gehören wohl auch Paulus Figulus (geb. 28. Juni 1576 in Westheim, immatrikuliert 1597 in Wittenberg, ab 1605 Pfarrer in Oberhöchstädt, gest. 1616), Peter Figulus aus Westheim (immatrikuliert 1605 in Tübingen) und dessen Sohnm Simon Figulus (Häfner) aus Oberhöchstädt, 1633-1635 Diakon in Burgbernheim, danach in Schwebheim und Urfersheim. | | DEArticleFamily=Der Vater von Figulus, Andreas Heffner (auch: Figulus, Häfner, Häffner), wurde 1540 in Herzogenaurach geboren, war zunächst Lehrer in Obernbreit, leistete seinen Amtseid als Pfarrer von Uttenhofen am 4. Februar 1567 und übernahm dann 1571 das Pfarramt in Westheim bei Windsheim bis zu seinem Tod am 19. Dezmber 1609 in Westheim. Er heiratet am 2. Oktober 1567 in Rothenburg ob der Tauber Margarethe Seemann, hatte 3 Söhne (darunter Benedictus Figulus) und 2 Töchter. Zur Familie gehören wohl auch Paulus Figulus (geb. 28. Juni 1576 in Westheim, immatrikuliert 1597 in Wittenberg, ab 1605 Pfarrer in Oberhöchstädt, gest. 1616), Peter Figulus aus Westheim (immatrikuliert 1605 in Tübingen) und dessen Sohnm Simon Figulus (Häfner) aus Oberhöchstädt, 1633-1635 Diakon in Burgbernheim, danach in Schwebheim und Urfersheim. | ||
| DEArticleVita=Figulus wurde am 29. Dezember 1567 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am selben Tag getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte. Von 1582 bis 1588 besuchte er die 1582 von {{BioLink|Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach|George Frederick, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gegründete Fürstenschule Heilsbronn. Ende 1591 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, musste sein Studium aber wegen Armut schon sehr bald abbrechen. Ende der 1590er Jahre war Figulus als Pfarrverweser in Lipprichhausen tätig, verlor die Stelle jedoch im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Dies nahm Figulus zum Anlass, seine Heimat Franken zu verlassen; er sah sich fortan als Exulant (Glaubensflüchtling). Von etwa 1600 bis 1612 führte er ein unstetes Leben, das er selbst als seine ‘Pilgrimschaft’ bezeichnete. | | DEArticleVita=Figulus wurde am 29. Dezember 1567 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am selben Tag getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte. Von 1582 bis 1588 besuchte er die 1582 von {{BioLink|Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach|George Frederick, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gegründete Fürstenschule Heilsbronn. Ende 1591 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, musste sein Studium aber wegen Armut schon sehr bald abbrechen. Ende der 1590er Jahre war Figulus als Pfarrverweser in Lipprichhausen tätig, verlor die Stelle jedoch im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Dies nahm Figulus zum Anlass, seine Heimat Franken zu verlassen; er sah sich fortan als Exulant (Glaubensflüchtling). Von etwa 1600 bis 1612 führte er ein unstetes Leben, das er selbst als seine ‘Pilgrimschaft’ bezeichnete. </br> Im Januar 1604 hielt Figulus sich in Tübingen auf, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte. 1605 war er in Straßburg, im Juli wurde dort sein Sohn getauft. 1606/1607 hielt er sich in Tirol und Kärnten auf, 1607 in Frankfurt am Main, 1607/1608 in Hagenau (Elsass). Konflikte mit der dortigen Obrigkeit zwangen ihn, auch diesen Ort zu verlassen. 1608/1609 war er in Freiburg im Breisgau und zumindest 1609 in Nürnberg, 1609 bis 1611 lebte er wiederum in Straßburg. Zum Jahreswechsel 1610/11 hielt Figulus sich in Tirol bei {{BioLink|Adam Haslmayr}} auf, im Juli 1611 dann in Kassel, wo er {{BioLink|Landgraf Moritz von Hessen-Kassel}} alchemistische und paracelsische Texte anbot, die er (zumindest zum Teil) kurz zuvor von Haslmayr erhalten hatte. 1611 musste er Straßburg verlassen, 1612 hielt er sich Augsburg bei {{BioLink|Karl Widemann}} auf. </br> Am 31. Oktober 1612 erließ {{BioLink|Erzherzog Maximilian von Tirol|Maximilian III, Archduke of Austria}} einen Haftbefehl gegen Figulus, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wurde, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufgehalten haben soll. Figulus wird verhaftet und verbringt die folgenden fünf Jahre von November 1612 bis November 1617 im Gefängnis in Ensisheim (Elsass). </br> Nach der Entlassung aus dem Gefängnis kehrt Figulus zunächst wieder nach Straßburg zurück, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 vom Rat der Stadt ausgewiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll. 1618 hielt Figulus sich in Nürnberg auf und hatte Kontakt mit dem Maler und offenbar an Alchemie interessierten Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von {{BioLink|Franz Örtel}}). 1619 sandte er verschiedene Rezepte und Prozesse an Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass), danach verlieren sich seine Spuren. | ||
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Januar 1604 in Tübingen, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte | |||
1606/1607 in Tirol und Kärnten | |||
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Schon zum Ende seiner Schulzeit wandte sich Figulus von ‘Schulphilosophie’ ab und entwickelte Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus. Aus Franken vertrieben, bekannte Figulus sich nach eigenen Angaben im Jahr 1604 öffentlich als “Discipulus Paracelsi” | Schon zum Ende seiner Schulzeit wandte sich Figulus von ‘Schulphilosophie’ ab und entwickelte Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus. Aus Franken vertrieben, bekannte Figulus sich nach eigenen Angaben im Jahr 1604 öffentlich als “Discipulus Paracelsi” | ||
Nur in Hagenau (1607/08) und Straßburg (1609/11, 1617) hielt er sich für längere Zeit auf, wobei auch in diesen Städten Konflikte mit der Obrigkeit schließlich zu seiner Abreise führten. </br> Am 31. Oktober 1612 erließ Erzherzog Maximilian von Tirol einen Haftbefehl gegen Figulus, und zwar im Zusammenhang mit der Inhaftierung von {{BioLink|Adam Haslmayr}}, der an diesem Tag in Genua eintraf, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Zu dieser Zeit hielt sich Figulus im vorderösterreichischen Freiburg auf. Bei Haslmayr waren Briefe von Figulus gefunden worden. Von 1612 bis 1617 saß Figulus im Gefängnis, zuletzt wohl in Ensisheim (Vorderösterreich); im Gefängnis fertigte er 1617 eine gereimte deutsche Übersetzung des biblischen Hohelieds an (Handschrift in Hamburg). Nach der Entlassung aus der Haft suchte er zunächst Johann Valentin Andreae auf und zog dann weiter nach Straßburg. Um 1618 befand sich Figulus in Nürnberg, wo er mit dem Maler Conrad Ammon Verbindungen unterhielt; 1619 weilte er in „Puschweiler“ (wohl Buschweiler/Elsass). Nach 1624 verlieren sich seine Spuren. | Nur in Hagenau (1607/08) und Straßburg (1609/11, 1617) hielt er sich für längere Zeit auf, wobei auch in diesen Städten Konflikte mit der Obrigkeit schließlich zu seiner Abreise führten. </br> Am 31. Oktober 1612 erließ Erzherzog Maximilian von Tirol einen Haftbefehl gegen Figulus, und zwar im Zusammenhang mit der Inhaftierung von {{BioLink|Adam Haslmayr}}, der an diesem Tag in Genua eintraf, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Zu dieser Zeit hielt sich Figulus im vorderösterreichischen Freiburg auf. Bei Haslmayr waren Briefe von Figulus gefunden worden. Von 1612 bis 1617 saß Figulus im Gefängnis, zuletzt wohl in Ensisheim (Vorderösterreich); im Gefängnis fertigte er 1617 eine gereimte deutsche Übersetzung des biblischen Hohelieds an (Handschrift in Hamburg). Nach der Entlassung aus der Haft suchte er zunächst Johann Valentin Andreae auf und zog dann weiter nach Straßburg. Um 1618 befand sich Figulus in Nürnberg, wo er mit dem Maler Conrad Ammon Verbindungen unterhielt; 1619 weilte er in „Puschweiler“ (wohl Buschweiler/Elsass). Nach 1624 verlieren sich seine Spuren. --> | ||
| DEArticlePublications=1600 erschien von Figulus in Stuttgart ein gedrucktes Lobgedicht auf {{BioLink|Georg am Wald}}, wenig später erfolgte die Dichterkrönung durch {{BioLink|Paul Schede Melissus}}. Fortan nannte er sich “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus” (1617). </br> Figulus’ publizistische Leistung besteht in der Herausgabe von acht in den Jahren 1608 und 1609 erschienenen Sammlungen alchemisch-paracelsistischer Fachschriften. Er plante die Herausgabe noch weiterer Werke, was aber aus unbekannten Gründen unterblieb. Eigene Werke hinterließ er – von einigen lateinischen Gedichten und der (handschriftlich gebliebenen) Übersetzung einiger Bücher des Alten Testaments in deutschen Versen abgesehen – keine. </br> Plante Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus (unverwirklicht) | | DEArticlePublications=1600 erschien von Figulus in Stuttgart ein gedrucktes Lobgedicht auf {{BioLink|Georg am Wald}}, wenig später erfolgte die Dichterkrönung durch {{BioLink|Paul Schede Melissus}}. Fortan nannte er sich “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus” (1617). </br> Figulus’ publizistische Leistung besteht in der Herausgabe von acht in den Jahren 1608 und 1609 erschienenen Sammlungen alchemisch-paracelsistischer Fachschriften. Er plante die Herausgabe noch weiterer Werke, was aber aus unbekannten Gründen unterblieb. Eigene Werke hinterließ er – von einigen lateinischen Gedichten und der (handschriftlich gebliebenen) Übersetzung einiger Bücher des Alten Testaments in deutschen Versen abgesehen – keine. </br> Plante Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus (unverwirklicht) |
Revision as of 17:03, 30 June 2024
Im Januar 1604 hielt Figulus sich in Tübingen auf, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte. 1605 war er in Straßburg, im Juli wurde dort sein Sohn getauft. 1606/1607 hielt er sich in Tirol und Kärnten auf, 1607 in Frankfurt am Main, 1607/1608 in Hagenau (Elsass). Konflikte mit der dortigen Obrigkeit zwangen ihn, auch diesen Ort zu verlassen. 1608/1609 war er in Freiburg im Breisgau und zumindest 1609 in Nürnberg, 1609 bis 1611 lebte er wiederum in Straßburg. Zum Jahreswechsel 1610/11 hielt Figulus sich in Tirol bei → Adam Haslmayr auf, im Juli 1611 dann in Kassel, wo er → Landgraf Moritz von Hessen-Kassel alchemistische und paracelsische Texte anbot, die er (zumindest zum Teil) kurz zuvor von Haslmayr erhalten hatte. 1611 musste er Straßburg verlassen, 1612 hielt er sich Augsburg bei → Karl Widemann auf.
Am 31. Oktober 1612 erließ → Erzherzog Maximilian von Tirol einen Haftbefehl gegen Figulus, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wurde, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufgehalten haben soll. Figulus wird verhaftet und verbringt die folgenden fünf Jahre von November 1612 bis November 1617 im Gefängnis in Ensisheim (Elsass).
Nach der Entlassung aus dem Gefängnis kehrt Figulus zunächst wieder nach Straßburg zurück, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 vom Rat der Stadt ausgewiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll. 1618 hielt Figulus sich in Nürnberg auf und hatte Kontakt mit dem Maler und offenbar an Alchemie interessierten Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von → Franz Örtel). 1619 sandte er verschiedene Rezepte und Prozesse an Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass), danach verlieren sich seine Spuren.
nach der Haftentlassung (1617) bei Johann Valentin Andreae in Vaihingen
macht den Marburger Dissidenten Heinrich Philipp Homagius mit Texten von Paracelsus und Weigel bekannt
Lux lucens: von Haslmayr zu Neujahr zusammen mit einer Abschrift der Fama Fraternitatis an August von Anhalt geschickt.
Herausgeber von Khunrath; Khunraths unveröffentlichter Text Signatura Magnesiae existiert in einer Abschrift von Figulus (Kassel, 8° Ms. chem. 25)Figulus’ publizistische Leistung besteht in der Herausgabe von acht in den Jahren 1608 und 1609 erschienenen Sammlungen alchemisch-paracelsistischer Fachschriften. Er plante die Herausgabe noch weiterer Werke, was aber aus unbekannten Gründen unterblieb. Eigene Werke hinterließ er – von einigen lateinischen Gedichten und der (handschriftlich gebliebenen) Übersetzung einiger Bücher des Alten Testaments in deutschen Versen abgesehen – keine.
Plante Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus (unverwirklicht)
Plante ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel Chrysotheatrum Novellum (unverwirklicht; genauer Plan im Nachlass Habrecht).
1618 ebenso wie der Wasserstein-Verfasser Johann Siebmacher beteiligt an der Veröffentlichung der Philosophia Mystica, einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schreibt.
Peuckert, Pansophie, 1929, 398 ff.
Wilhelm DANNHEIMER, Die Heilsbronner Fürstenschüler von 1582-1631, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 28, 1959, S. 154-183, hier 169 n° 552: Häfner (Haffner) Bened., 82-(88); n° 553: Häfner (Figulus) Pet., Westheim b. Windsheim, 01-05
Matthias Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch: Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528-1806, Nürnberg 1957, S. 180 n° 1085
Dieter Michael Feineis, Das Ritterstift St. Burkard zu Würzburg unter der Regierung von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), 1986, 335: 1599 sollte der Pfarrverweser [von Lipprichhausen] Figulus "uff sein ubelhalten von der pfarr abgeschafft und Trollig praesendirt werden