Difference between revisions of "Biographies/Leonhard Thurneisser"

From Theatrum Paracelsicum
 
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| DEArticleName=Leonhard Thurneisser


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| DEArticleBasicData=Geboren vermutlich 1530, getauft am 6. August 1531 in Basel, St. Leonhard.


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Married to:  
{{BioPrinted
| VL16=6$Tobias Bulang$'''Vita''' Th. wurde 1531 in Basel geboren, erlernte das Handwerk des Goldschmieds in der väterlichen Werkstatt und arbeitete daneben als Famulus für den Arzt und späteren Medizinprofessor Johannes Huber. Ab 1547 befand er sich auf Wanderschaft, schloss sich 1551 als Schütze den berüchtigten Truppen des Mgf.en Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach an und wurde in der Schlacht von Sievershausen 1553 gefangengenommen. Nach der Rückkehr nach Basel heiratete er die vermögende Witwe Margarete Müller. </br> Ende der 1550er Jahre floh er aus Basel, um sich vor seinen Gläubigern zu retten. Seit 1559 leitete er in Tarrenz/Tirol Bergwerke und gründete eine Schmelz- und Schwefelhütte. In diesem Jahr sezierte er mit Erlaubnis des Erzherzogs die hingerichtete Elisabeth Karsfelder und begründete damit seine Expertise als Anatom. In Konstanz nahm er Anna Huetlin zur Frau, nachdem die erste Ehe 1563 geschieden worden war. Im Dienste Ehz. Ferdinands II. von Österreich unternahm er in den 1560er Jahren Reisen, die ihn − eigenen Angaben gemäß − nach England, Schottland, auf die iberische Halbinsel, nach Ägypten, Kleinasien, Griechenland, Italien und Ungarn geführt haben sollen. Nach seiner Rückkehr fand er die Tarrenzer Bergwerke verlassen und abgebrannt vor und widmete sich deren Wiederaufbau. 1569 begab er sich nach Münster, um dort bei Hermann Ossenbrügg seine beiden auf Reisen verfassten astro- und pharmako-alchemischen Schriften drucken zu lassen. Unzufrieden mit der Leistungsfähigkeit der Druckerei und den seiner Auffassung nach bescheidenen Mitteln, die der Bischof für den Aufbau einer Apotheke auszugeben bereit war, verließ er Münster, um weitere Bücher in der Druckerei Johann Eichorns d. Ä. in Frankfurt/Oder drucken zu lassen und als Apothekerarzt zu wirken. </br> In Brandenburg gelang ihm eine glanzvolle Karriere: Der Autodidakt wurde vom brandenburgischen Kf.en Johann Georg 1571 als Leibarzt angestellt, nachdem er sich durch eine erfolgreiche Kur der kranken Kurfürstin das Wohlwollen des Herrschers sichern konnte; seine Aufgaben erstreckten sich auch auf die Geldgeschäfte des Herrscherhauses, das Hüttenwesen und astrologische Prognostiken. Im Grauen Kloster gründete er eine eigene Druckerei mit Verlag (damals die einzige in Berlin), eine Schriftgießerei und eine Formschneiderei. Er leitete ein großes alchemisches Laboratorium, legte eine Bibliothek, einen botanischen Garten, einen Tierpark und eine Naturalienkammer an und betrieb eine überaus erfolgreiche Praxis des Harnprobierens. Zu bestimmten Zeiten sollen mehr als 200 Bedienstete bei ihm gearbeitet haben: Laboranten, Setzer, Drucker, Korrektoren, Buchhalter, Aufseher, Schriftgießer, Formschneider, Kupferstecher, Illuminierer, Adepten und Lehrlinge, für hohes Lehrgeld zugesandt von Fürsten und Herren. Eine Alaunsiederei und eine Glashütte unterhielt Th. und versuchte sich in der Seidenraupenzucht, der Samt- und Teppichweberei, daneben betrieb er ein Pfandleihgeschäft. Seine bemerkenswerte Jahresbesoldung von 1352 Talern, der Erlös der Bücher aus seiner Berliner Offizin, ein reger Handel mit Arzneien, Kosmetika, Talismanen, Amuletten und transmutationsalchemischen Rezepten sowie teure Harndiagnosen für verschiedene Fürstenhäuser, die Th. auch per Post abzuwickeln wusste, versorgten ihn zusammen mit einem regen Silber- und Münzhandel während seiner Berliner Zeit (1571−84) mit einem sensationellen Auskommen. Th. ließ sich mit einem Vierspänner durch Berlin fahren, behängt mit goldenen Ehrenketten und Bildnismedaillen, selbst werktags soll er Seidenstrümpfe getragen haben. 1575 starb Th.s zweite Frau. </br> Th. wurde aus gelehrten Kreisen angegriffen: Man kritisierte seine med. Kompetenz, seine Kalender und bezichtigte ihn des Teufelsbunds. Mit polemischen Streitschriften setzte er sich zur Wehr und bereitete seine Rückkehr nach Basel vor. 1577 erlitt Th. einen Schlaganfall, er verkaufte die Offizin im Grauen Kloster an seinen Setzer Michael Hentzke; nach dessen Tod ging sie im Jahr 1582 an Nikolaus Voltz über, der Hentzkes Witwe geheiratet hatte. 1580 heiratete Th. in Basel Marina Herbrott. Da der Kurfürst Th. nicht aus seinen Diensten entließ, holte dieser seine Frau nach Berlin, sandte sie aber schon nach drei Wochen zurück nach Basel. Ihr Vater klagte Th. daraufhin wegen Verstoßung der Ehefrau an. Das Basler Gericht sprach alle Güter Th.s seiner Frau zu; mit dem 1584 rechtskräftig gewordenen Urteil verlor Th. sein gesamtes Vermögen. Im gleichen Jahr nutzte er die Abwesenheit des Kurfürstenpaares, um heimlich aus Berlin zu fliehen − ob der gescheiterte Versuch, kfl. Silber im Wert von 20 000 Talern zu Gold zu mutieren, dabei ausschlaggebend war, ist umstritten −, und begab sich nach Rom, konvertierte zum Katholizismus, diente dem Kardinal Marx Sittich von Hohenems als Leibarzt und erwarb einen Landsitz in Frascati vor Rom. In den folgenden Jahren hielt sich Th. gelegentlich in Deutschland auf und starb am 8. 7. 1596 im Hause eines Goldschmieds in Köln.
| Telle1991=$Korrespondent Husers; Verfasser alchemomedizinischer und astrologischer Fachschriften, Lehrdichter, Paracelsist (1531/1596). </br> Durch Naturbeobachtung, praktische Erfahrung und Lektüre erworbene Kenntnisse auf medizinisch-pharmazeutischen, metallurgisch-alchemischen und astrologischen Gebieten ermöglichten dem gelernten Goldschmied, die einem Handwerker des 16. Jahrhunderts gewöhnlich gesetzten Schranken zu durchbrechen und in einer vom landesherrlichen Adel und lateinverwurzelt-akademischen Gelehrtenstand geprägten Welt zu wirken. T. übernahm zunächst in Diensten Erzherzog Ferdinands II. von Österreich Aufgaben im Berg- und Hüttenwesen; 1571 stieg er dann kometenhaft zum Leibmedicus des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg auf. Zur Zeit seines Briefwechsels mit Huser übte er in Berlin als Arztalchemiker, Astrologe, Apotheker, Drucker und Fachschriftsteller eine ungewöhnlich erfolgreiche und insbesondere vom deutschen Adel honorierte Praxis aus. Seine vielfältigen Tätigkeiten erstreckten sich vom Betrieb chemischer Laboratorien, Arzneimittel- und Talismanverkauf über den Aufbau einer florierenden Druckerei, über Geld , Bank- und Wechselgeschäfte, die auch in Husers Briefen eine Rolle spielen (Nr. 4, 5), und die Einrichtung von Salpetersiedereien bis hin zur Publikation zahlreicher Fachschriften. Sie erforderten zeitweilig rund 200 Helfer und brachten T. ein Vermögen, bis dann 1584 aus ungeklärten Gründen seine glänzende Laufbahn in Berlin ein Ende nahm. Schulmediziner haben T. als einen erklärten Anwalt Paracelsischer Lehren, aber auch als einen sozial-kulturell krassen Außenseiter heftig bekämpft. </br> T. rühmte sich gegenüber Th.  Zwinger, „deß Paracelsi ganntze Liberey, eins theils seiner handt [Autographen], Anders theils seiner Mündtlichen Reden durch Anndere beschriben“, zu besitzen. Über Beschaffenheit und Schicksal dieser Paracelsica ist nichts Näheres bekannt. Indes kann kein Zweifel daran sein, daß T. seine medizinisch-pharmazeutischen und alchemischen Vorstellungen im Bannkreis Paracelsischer Lehren entwickelte. Außerdem beteiligte er sich an der frühen Paracelsus-Lexikographie (Onomasticum, Teil 1, Berlin 1574; Teil 2, Berlin 1583). </br> T. führte einen umfänglichen Briefwechsel; aus dem näheren Umkreis Husers gehörten M.  Bandelow, J. Th.  Blasius, St.  Bojanowski, F. von  Kanitz, J.  Montanus, J.  Hiller,  Ritter, M. Toxites und Th.  Zwinger zu seinen Korrespondenten. Angesichts dieses engen Beziehungsnetzes kann es wenig überraschen, daß T. nach Zeugnis seiner Magna alchymia-Zweitausgabe (Köln 1587) auch in das nähere Blickfeld von Husers Gönner  Ernst von Bayern getreten ist.
| CP2=436-439, 444-446$Thurneisser, Leonhard (Dornesius; Beiname: zum Thum): geboren 1531 zu Basel (getauft am 6. August); gest. am 8. Juli 1596 zu Köln. - Verfasser alchemomedizinischer und astrologischer Schriften, Lehrdichter, Paracelsist. </br>T. begab sich nach einer Goldschmiedlehre in der väterlichen Werkstatt auf Wanderschaft (1547), die ihn nach Frankreich und England führte, nahm an Kriegszügen des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Kulmbach-Bayreuth teil (1551/53) und kehrte dann nach Basel zurück (1555/58). Seit 1559 schlossen sich Tätigkeiten im Bergwerks- und Hüttenwesen zu Tarrenz/Tirol und im Auftrag von Erzherzog Ferdinand II. unternommene Fernreisen an (1560/65). </br>Durch Naturbeobachtung, praktische Erfahrung und Lektüre erworbene Kenntnisse auf medizinisch-pharmazeutischen, metallurgisch- alchemischen und astrologischen Gebieten ermöglichten dem gelernten Goldschmied, die einem Handwerker des 16. Jahrhunderts gewöhnlich gesetzten Schranken zu durchbrechen und in einer vom landesherrlichen Adel und lateinverwurzelt-akademischen Gelehrtenstand geprägten Welt zu wirken. Nach seinen Diensten für Erzherzog Ferdinand II. von Österreich stieg T. 1571 kometenhaft zum Leibmedicus des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg auf. Zur Zeit seines Briefwechsels mit Toxites übte er nun in Berlin als Arztalchemiker, Astrologe, Apotheker, Drucker und Schriftsteller eine ungewöhnlich erfolgreiche und insbesondere vom deutschen Adel honorierte Praxis aus. Seine vielfältigen Tätigkeiten erstreckten sich vom Betrieb chemischer Laboratorien, Arzneimittel- und Talismanverkauf über den Aufbau einer florierenden Druckerei, über Geld-, Bank- und Wechselgeschäfte und die Einrichtung von Salpetersiedereien bis hin zur Publikation zahlreicher Schriften. Sie erforderten zeitweilig rund 200 Helfer und brachten T. ein Vermögen, bis T. vor dem Basler Ehegericht sein Vermögen verlor und 1584 seiner glänzenden Laufbahn in Berlin ein Ende machte. T. lebte nun hauptsächlich in Rom und diente dem Konstanzer Bischof und Kardinal Marcus Sittich II. von Hohenems, seit den 90er Jahren wieder im deutschen Sprachgebiet. </br>T. schuf zunächst eine Dichtung über astromedizinische Lehren und »aller weit hendel« (Archidoxa, Münster/Westfalen, 1569; auch: Berlin 1575; dazu: Erklerunge [...] der Archidoxen, Berlin 1575). Diesem allegorischen Himmelsreisebericht folgten eine Lehrdichtung medizinischpharmazeutischen Inhalts (Quinta essentia, Münster/Westfalen 1570; auch: Leipzig 1574) und ein Werk über die Metall- u. Mineralhaltigkeit deutscher Gewässer (Pison, Frankfurt/O. 1572; hrsg. von Johann Rudolf Saltzmann, Straßburg 1612). T. mehrte die frühneuzeitliche Pestschriftflut {Regiment, Berlin 1576) und astromedizinische Pflanzenbuchliteratur (Historia VnndBeschreibung Influentischer [...] Wirkungen/ Aller [...] Erdgewechsen, Berlin 1578; lat.: Berlin 1578; auch: Köln 1587), berichtete über seine Harnuntersuchungen (Praeoccupatio, Frankfurt/O. 1571; Confirmado concertationis, Berlin 1576), bereicherte die paracelsistische Alchemia-medica-Literatur mit der Magna alchymia (Berlin 1583; auch: Köln 1587) und einer Reise- und Kriegsapotheke (hrsg. von Agapetus Kozerus, Leipzig 1602), widmete 1584 einen Traktat der Transmutationsalchemie {De transmutatione veneris in solem, in: Berlin, SBPK, Ms. Germ. oct. 5) und äußerte sich über »Exorcisterey« und Magie {Bedencken, entstanden um 1579, gedruckt u.a. in: Theatrum de veneficis, Frankfurt/M. 1586). Hinzu kam manche Gelegenheitsschrift (z. B. Flugblätter: Antijüdische Verse auf die Hinrichtung des kurfürstlich-brandenburgischen Münzmeisters Lippold/Leupolt am 28. Januar 1573 zu Berlin, 1573, bzw. auf die Hinrichtung von 24 Juden zu Frankfurt/O., 1579). </br>T.s Sternglaube schlug sich in zahlreichen Horoskopen, »Prognostiken « bzw. »Almanachen und Schreibkalendern«, in einem Flugblatt zu einer 1572/73 beobachteten Supernova (1573) und einer Kometenschrift nieder {Bericht, Berlin o. J. [1577]). Fachlichen Attacken begegnete er mit geharnischten Streitschriften {Verantwortung, o. O. 1580. - Impletio, o. O. 1580; auch: Nürnberg 1581), anderen Bedrängnissen mit einer sittengeschichtlich aufschlußreichen Autobiographie von Rang {Abschreiben, Berlin 1584; unter dem Titel Der Alchymist und sein Weib. Gauner- und Ehescheidungsprozesse des Alchymisten Thurneysser, hrsg. von Will-Erich Peuckert, Stuttgart 1956 [unkrit. Bearbeitung]). </br>Laut Selbstzeugnis wurde T. erstmals mit Schriften Hohenheims während seiner Baseler Lehrlingsjahre vor 1547 bekannt {Außschreiben, 1584, ed. Peuckert, 1956, S.9): »Mein Vater [der Goldschmied Jakob Thurneisser] hat mich [T.] zu einem Manne seiner Profession machen wollen. Hab aber in meiner Lehrzeit dem weiterfahrenen paracelsischen Doctor Johannes Huber aufgewartet, ihm Kräuter gesammelt, Arzneien bereitet und aus den Schriften Theophrasti vorgelesen«. Ob freilich Johann Huber (1506/71; seit 1536 Arzt in Basel, dann bald Lehrer an der Universität; siehe CP, Bd. 1, Nr. 20, S. 434 f.) tatsächlich ein Anhänger Hohenheims gewesen ist und T. maßgeblich prägte (so seit Moehsen, 1783, S. 55, die Opinio communis, z. B. nachgesprochen von Spitzer, 1996, S. 16), bedürfte einer Sicherung aus anderen Quellen. </br>Eine andere Äußerung T.s gemahnt jedenfalls an A. von Bodensteins >Paracelsische Wende< (siehe CP, Bd. 1, Nr. 20), denn auch T. führte seine Hinwendung zur Paracelsischen Medizin auf günstige Erfahrungen mit Paracelsischer Arznei zurück: Nach seiner Flucht aus Basel (1558) war T. in Konstanz schwer erkrankt (1561? jedenfalls nach dem Tod seines Vaters Jakob, gest. Mitte 1560, und seiner Mutter Ursula Penner, gest. nach dem 5. Februar 1561; vgl. Boerlin, 1976, S. 12f.), ja in Todesnot geraten, und nachdem ihn die Konstanzer Doktoren Hüeblein, Friderich und M. Schaub »aufgegeben« hatten, will sich T. in seiner Not »der paracelsischen Kunst zugewandt«, »eigene Arznei zur Hand genommen« und sich binnen vierzehn Tagen von seiner »Schwachheit« kuriert haben (Thurneisser, Außschreiben, 1584, ed. Peuckert, 1956, S. 13). </br>Während etliche Paracelsisten seiner Zeit für Paracelsicaausgaben sorgten, beteiligte sich T. nur an der Paracelsus-Lexikographie (Onomasticum, Tl. 1, Berlin 1574; Tl. 2, Berlin 1583) und entwickelte bestimmte Aspekte seiner Alchemomedizin im Bannkreis Paracelsischer Lehren. </br>T. führte einen umfänglichen Briefwechsel, von dem sich ein stattlicher Teil in den Mss. germ. fol. 99, 419-425 und Mss. Boruss. fol. 680- 687 der SBPK Berlin bewahrte (ein weitgehend unerschlossener Bestand; vgl. Moehsen, 1783, S. 15, 89-91, 124f.; Morys, 1982, S. 111; Spitzer, 1996, S. 139, 141-143). Manche Schreiben dokumentieren T.s Korrespondenz mit Landesherren in alchimicis (ein Beispiel bot Friedländer, 1850), andere wieder mit Medizinern, die in der Geschichte des Frühparacelsismus eine oft wichtige Rolle spielten (u. a. Johann Theobald Blasius, Samuel Eisenmenger/Siderocrates, Johann Franke/Francus, Johann Hiller, Johann Huser, Jakob Montanus, Ch. Pithopoeius, Samuel Schlegel, Johannes Scultetus Montanus, Heinrich Wolff, Theodor Zwinger d. Ä.). </br>Schulmediziner haben T. wegen seines Paracelsismus, aber auch wegen seines sozial-kulturell krassen Außenseitertums bekämpft (J. Crato; Caspar Hofmann/Frankfurt/O.; Franz Joël/Rostock); auch T.s Astrologica gerieten in die Kritik (Georg Rollenhagen/Magdeburg), ja vereinzelte Paracelsisten bezichtigen T. einer »falschen Alchymey« und anderer »Lugenkünste« (B. Figulus, Vorwort, 1607, in: Pandora, 1608, S. **6V); bis weit in die Neuzeit findet man T. zu einem Schwarzmagier, Teufelsbündler, Mordbuben, betrügerischen Scharlatan oder »Staatsdieb « entstellt. Andererseits wußte eine aus dem Geist apologetischer Goldmacherlegenden entstandene »Historia« seit dem 17. Jahrhundert zu berichten, T. habe im Beisein von Francesco de' Medici einen eisernen Nagel alchemisch in Gold verwandelt, erblickte man in T. einen erfolgreichen Goldmacher. Schließlich geriet T. unter die Figuren von E.T.A. Hoffmann {Die Brautwahl, 1819) und Trivialautoren des 20. Jahrhunderts (Walter Heichen, Der Goldmacher von Brandenburg, Leipzig 1914 u.ö.; Herbert Fritsche, Das große Elixier, in: ders., Die Stadt in der Phiole, Leipzig 1937; Günther Bugge, Der Alchimist. Die Geschichte Leonhard Thurneyssers des Goldmachers von Berlin, Berlin 1939 u.ö.; Rudolf Schwarz, Leonhard Thurneysser zum Thum. Roman aus dem alten Basel, Zürich 1940; Conrad Walter Kulemeyer, Glück und Ende des Leonhardt Thurneisser, Berlin 1942). </br>Lit.: Moehsen (1783): Immer noch nicht ersetzte Darstellung mit Schriftenverzeichnis; ADB, Bd. 38 (1894), S. 226-229 (J. Heidemann); Ferguson (1906), II, S. 450-455; Wotschke (1925): mit Abdruck von Briefen Blasius' an T.; Zaunick (1930): mit Abdruck von Briefen Frankes an T.; Freís (1934), s.v.; Speter (1935); Zaunick/Wein (1937/39): mit Briefabdruck; DSB, Bd. 13 (1976), S. 396-398 (W. Hubicki); Boerlin (1976): mit Abdruck von Briefen T.s an Th. Zwinger, Basilius Amerbach und Remigius Faesch; Juntke (1978); ders. (1980); Benzing (1982), S. 49 f.; Morys (1982): mit Bibliographie; ders. (1986); Literaturlexikon, ed. Killy, Bd. 11 (1991), S.355f. (J. Telle); Teile (1992), S.229f., mit Wiedergabe von sieben Briefen J. Husers an T. aus den Jahren 1576/ 78; Spitzer (1996): mit einer (oft allerdings nur in engster Anlehnung an Degering, 1925, entstandenen) Liste handschriftlicher Thurneisseriana in der SBPK Berlin. </br>Nähere Beziehungen zwischen Toxites und T. bestanden spätestens seit den 70er Jahren (Nr. 64: Treffen in Speyer 1576). In den Jahren 1576/77, dokumentiert durch die vorliegenden Briefe (Nr. 64, 65, 67), sandten sich die beiden Paracelsisten Fachtexte, ermunterte Toxites seinen Briefpartner zur Paracelsicapublikation, schickte er T. Proben seiner chemiatrischen Kunst (Nr. 67: »Laudanum Theophrasti«), suchte er angesichts laborantischer Fehlschläge T.s Rat. Zu eben dieser Zeit wurde T. wegen seines unakademischen Außenseitertums von manchen Schulmedizinern mit heftigen Angriffen überzogen. Bald gefolgt von Th. Zwinger (Treffen mit T. 1578 in Basel), anerkannte hingegen der humanistisch-gelehrte Toxites im ungelehrt-gelehrten Goldschmied, der auf autodidaktischen Wegen zum gefragten Leibarzt eines Landesherren aufgestiegen war, eine medizinisch-pharmazeutische Autorität. </br></br> [444] Während Toxites hier in Thurneisser einen Paracelsicabesitzer nur vermutete, hielt es Johannes Scultetus Montanus bereits 1574 für ausgemacht, daß Thurneisser »vil Theophrastische bücher« besitze (J. Montanus, Brief an L. Thurneisser, Striegau, 16. April 1574, in: Berlin, SBPK, Ms. germ. fol. 420b, Brief Nr. 132), und bald wurde Thurneissers Ruf, über »vill hundert« ungedruckte »Theophrastische büecher« zu verfügen, durch Thurneissers Paracelsicanennungen in seinem Onomasticum (Tl. 2, 1583; siehe Sudhoff, 1894, Nr. 194) nachhaltig gefestigt, wennschon manche Beobachter ihre hohe Zahl für »schier vnglaublich« hielten (so ein Anonymus, Brief an einen Ungenannten, 1583/85, in: Leiden, UB, Cod. Voss. ehem. Q. 38, zit. von Sudhoff, 1899, S. 545 f.). Thurneissers Ruf als Paracelsicabesitzer nährte schließlich die (anderwärts nicht dokumentierte) Ansicht, Thurneisser sei ein »Instrumentum verum Sathanae« gewesen, habe sich nämlich »redlich« daran beteiligt, daß Hohenheims »Theologische Schrifften [...]/ weil sie den Gottlosen verruchten/ vom Teuffei verblendten vnd verführten Weltkinder vnnd Bauchdienern zuwider/ vnnd jhren kropff nicht geschmacket/ bißhero [1607] gantz vnnd gar vndergetruckt [nicht gedruckt] worden« sind; so Figulus, Dedikation (Hagenau, 26. Dezember 1607), in: Pandora (1608), S. **6V. </br>Auf sein Interesse an Paracelsica deutet aber auch der Umstand, daß Thurneisser um den »ansehnlichen Schaz von Büchern« des Nürnberger Paracelsisten Heinrich Wolff (gest. 21. Dezember 1581) »durch den [Nürnberger] Buchhändler [Joachim] Lochner [gehandelt« hatte (Moehsen, 1783, S. 141): In einem Brief Lochners vom 15. Mai 1581 (Berlin, SBPK, Ms. germ. fol. 423b, Bl. 6r), also vor dem Tode Wolffs, wird Thurneisser zwar um das Geld für die Wolffschen Bücher gebeten (so Spitzer, 1996, S. 26), kam aber (wie Spitzer, ebd., S. 71 sagt) der Kauf zustande? Jedenfalls fällt auf, daß Brechtold (1959) vom Schicksal der Wolffschen Bibliothek nichts zu berichten wußte, mehr noch, daß in Wolffs Briefen an Thurneisser aus eben dieser Zeit (Nürnberg, 31. März 1581 und 15. Mai 1581, in: Berlin, SBPK, Ms. germ. fol. 423b, Nr. 96 und Nr. 6) von einem Verkauf der Wölfischen Bibliothek an Thurneisser überhaupt keine Rede ist, wohl aber, daß sich Wolff von Thurneisser Unterstützung bei der Drucklegung bestimmter (von Wolff an Thurneisser geschickter) alchemomedizinischer Schriften erhoffte, ferner, daß Thurneisser für 60 Taler die Bibliothek des Nürnberger Astromediziners und langjährigen Chemicus' Wolffs, Wolfgang Geuss (geb. um 1519, gest. 1580), kaufen wollte und Wolff versprach, nach Eintreffen des (bis zum 15. Mai 1581 nicht eingetroffenen) Kaufpreises entweder selbst oder durch J. Lochner den Versand der »Geusischen liberei« nach Berlin oder Basel an Thurneisser zu überwachen. </br>Ob der Büchernachlaß des paracelsistischen Astroalchemikers Geuss in Thurneissers Besitz gelangte, steht dahin; jedenfalls tauchen Thurneisser seine diesbezüglichen Anstrengungen erneut ins Licht eines Paracelsicasammlers. Überdies stößt man im (unzureichend erschlossenen) Thurneisser-Nachlaß (Berlin, SBPK) auf einige Paracelsica (Spitzer, 1996, S. 140, 142): auf Herbarium-Auszüge (Ms. germ. fol. 97), auf ein Paracelsus-Onomasticon (Ms. germ. fol. 520) und Astronomia-magna- Auszüge (Ms. germ. fol. 523), - mit ziemlicher Sicherheit nur kärglichste Reste einer einst umfangreichen Paracelsicasammlung. Immerhin hatte sich Thurneisser 1579 gegenüber Theodor Zwinger gerühmt, »deß Paracelsi ganntze Liberey, eins theils seiner handt [Autographen], Anders theils seiner Mündtlichen Reden durch Anndere beschriben«, zu besitzen (Thurneisser, Brief an Th. Zwinger, Berlin, 23. März 1579, ed. Boerlin, 1976, S. 187). </br>Schließlich war man spätestens seit den 70er Jahren im Thurneisserschen Umfeld über Thurneissers »gar sunderlichen fleis«, Paracelsica zu erlangen, offenbar gut informiert. Darauf weisen jedenfalls Mitteilungen von Johann Placotomus/Brettschneider d. J. (Brief an L. Thurneisser, Thorn, 16. Juni 1574, in: Berlin, SBPK, Ms. germ. fol. 420b, Nr. 141), der Thurneisser auf Anregung seines Freundes Christopherus Pannonius schrieb, er, Placotomus, habe auf seiner kürzlich (»nit vor gar viel wochen«) erfolgten Reise in Kolmar/Elsaß von der Existenz eines aus dem Besitz des Kolmarer Apothekers M. Dors (gest. 1573) in den Besitz der Dorsschen Schwiegersöhne übergegangenen Paracelsusautographs Von der Alchimia »in geheim vernommen« und vergeblich versucht, dieses »auf pergamen in 4°« geschriebene Werk in Kolmar in die Hand zu bekommen, und nun Thurneisser zum Kauf dieses auf hundert Gulden geschätzten und bei Dors' Eidam, dem Kolmarer Apotheker Simon, befindlichen Paracelsicums auffordert. In Antwort auf briefliche Fragen Thurneissers zu diesen Mitteilungen teilte Placotomus überdies mit, er habe gehört, daß sich weitere Paracelsica bei einer Witwe in einem >Flecken< unweit Colmars und im Bad bzw. Kloster Pfäfers (bei Ragaz) befänden (Brief an Thurneisser, 15. August 1574, in: Berlin, SBPK, Ms. germ. fol. 420b, Nr. 25). </br>Im übrigen behauptete Placotomus in seinem Brief vom 16. Juni 1574 aus Kenntnis der Bodensteinschen Ausgabe des Paracelsischen Opus chyrurgicum (1565, 1566), Bodenstein habe »vor vielen Jahren die Chyrurgi aida [bei M. Dors in Kolmar] bekommen« (siehe dazu CP, Bd. 1, Nr. 9). Zum anderen bietet sein Brief das derzeit wohl älteste Zeugnis für die (auf Konfusion mit Hohenheims Aufenthalt in Kolmar 1528 beruhende) Legende, Paracelsus sei »bey dem alten Apoteker [M. Dors eine gewisse Zeit] in der herberg gewesen«, ja sei ein »gefatter« des M. Dors gewesen und habe Dors eines »seiner buchlein [...] zugeschriben [dediziert]«.
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Children:
== Education and Professional activity ==


=== University education ===


=== Professional activity ===


== Education and Professional activity ==


School attendance:
== Network ==


Training:


University education:
== Writings ==


Professional activity:  
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== Network ==
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=== Wikipedia ===


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Tobias Bulang, Überbietungsstrategien und Selbstautorisierung im Onomasticon Leonhard Thurneyssers zum Thurn, in: Aemulatio, Berlin/Boston 2011


== Portraits ==
Harms, Bruno: Leonhard Thurneysser in Berlin : Leben und Wirken, in: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins 12 (1983), 28-49


Huettchen, Bruno: Ergebnisse neuer Forschungen über Leonhardt Thurneysser, in: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins, Beiblatt 13 (1943), 3-4


== Sources ==
Juntke, Fritz: Über Leonhard Thurneisser zum Thurn und seine deutschen Kalender 1572-1584, in: Archiv für die Geschichte des deutschen Buchwesens 19 (1978), 1356-1422


=== Online ===
Juntke, Fritz: Über Leonhard Thurneisser zum Thurn und seine Schriften nach seiner Flucht aus Berlin (1584), in: Archiv für die Geschichte des deutschen Buchwesens 21 (1980), 697-718
 
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Latest revision as of 17:13, 28 June 2024


Leonhard Thurneisser.
Geboren vermutlich 1530, getauft am 6. August 1531 in Basel, St. Leonhard.



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Bernardo Jerosch Herold and João Paulo S. Cabral: “’’Aquatilia’’ of Portugal in 1555–1556 According to Leonhardt Thurneysser zum Thurn”, in: Ichthyology in Context (1500–1880), ed. by Paul J. Smith and Florike Egmond, Leiden/Boston: Brill 2024, 123-144 (DOI: 10.1163/9789004681187_006, free)

Tobias Bulang, Überbietungsstrategien und Selbstautorisierung im Onomasticon Leonhard Thurneyssers zum Thurn, in: Aemulatio, Berlin/Boston 2011

Harms, Bruno: Leonhard Thurneysser in Berlin : Leben und Wirken, in: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins 12 (1983), 28-49

Huettchen, Bruno: Ergebnisse neuer Forschungen über Leonhardt Thurneysser, in: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins, Beiblatt 13 (1943), 3-4

Juntke, Fritz: Über Leonhard Thurneisser zum Thurn und seine deutschen Kalender 1572-1584, in: Archiv für die Geschichte des deutschen Buchwesens 19 (1978), 1356-1422

Juntke, Fritz: Über Leonhard Thurneisser zum Thurn und seine Schriften nach seiner Flucht aus Berlin (1584), in: Archiv für die Geschichte des deutschen Buchwesens 21 (1980), 697-718

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