Biographies/Adolf Hermann Riedesel von Eisenbach

From Theatrum Paracelsicum


Adolf Hermann Riedesel von Eisenbach (1528–1582) (Adolff Herman, Herman; Riedesel zu Aysenbach, Riedesell zu Eysenburg, Riedt Eßel, Riethesel auff Eysebach) war Offizier.
Vita: Riedesel wurde 1528 geboren. Nach Spangenberg (1594) studierte Riedesel in Marburg, Tübingen, Löwen, Padua und Bologna und wäre ein “fürtrefflicher gelahrter Mann” geworden, “wenn er dem studieren nachgefolgt”. Mit 18 Jahren habe er aber das Studium aufgegeben und sei zunächst für Kaiser Karl V. im Krieg gegen Frankreich gezogen, habe dann aber auf Seiten der Protestierenden im Schmalkaldischen Krieg gegen den gegen den Kaiser gekämpft. Riedesel sei ein großer Leser gewesen und habe eine bedeutende Bibliothek aus allen Bereichen der Wissenschaften besessen. Er sei der Initiator eines Streitgesprächs zwischen Matthias Flacius Illyricus und zwei Jesuiten gewesen (1573).

Bibliothek 590 z.T. vielbändige Werke (Hellgardt, 280)

Widmungen an Riedesel:

  • Flacius, Decima Centuria ECCLESIASTICAE HISTORIAE, Basel: Johannes Oporinus 1567; VD16 E 235
  • Flacius, De essentia originalis iustitiae et iniustitiae, 1568; VD16 F 1385
  • Flacius, Γνῶθι σεαυτόν. De essentia originalis justitiae et injustitiae seu Imaginis dei et contraria,

Basel 1568; VD16 F 1385

  • Caspar Heldelin, Eine Christliche predigt vber der Leiche des ... Herrn/ M: Matthiae Flacij Jllyrici, [Oberursel: Nikolaus Heinrich], 1575; VD16 H 1562 und VD16 H 1563
  • Adam Lonicer, Kreuterbuch, Frankfurt am Main: Martin Lechler für Christian Egenolffs Erben 1577 (VD16 L 2421); Digital: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:24-digibib-bsz4966955840
  • Flacius, Otfridi evangeliorum liber, Basel 1571 (mit Riedesels Wappen); VD16 B 4664; von Flacius nach der Abschrift des Augsburger Arztes Achilles Pirmin Gasser veranstaltete Ausgabe; die handschriftliche Vorlage heute in Wien, Schottenstift, Cod. 733 (Hübl 605) = https://manuscripta.at/?ID=7351
  • Heinrich Petreus, Aulica vita, Frankfurt a.M. 1578, hier: Altera pars (https://books.google.de/books?id=eVdmAAAAcAAJ&pg=PA169); VD16 P 1749
Riedesel trug den Titel ‘Erbmarschall von Hessen’, der seit 1432 im Besitz der Familie war. Er starb am 18. Juli 1582
Familie: Er war der Sohn von Hermann V. Riedesel (um 1495-1532) und Anna Rau von Holzhausen, sein Bruder war Georg III. Riedesel (1529-1558). Er war verheiratet mit Ursula Förtsch und hatte eine Tochter Anna Ruffina (1566-1600)
Literatur: Cyriacus Spangenberg: “Von Adolff Hermann Riethesel”, in: Idem, Ander Teil des Adelspiegels, Schmalkalden: Michael Schmuck 1594 (Google Books)

Hellgardt, Ernst. "... der alten Teutschen spraach und gottsforcht zuerlernen. Über Voraussetzungen und Ziele der Otfridausgabe des Matthias Flacius Illyricus (Basel 1571)". Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger, edited by Johannes Janota, Paul Sappler, Frieder Schanze, Benedikt K. Vollmann, Gisela Vollmann-Profe and Hans-Joachim Ziegeler, Berlin, New York: Max Niemeyer Verlag, 1992, pp. 267-286. https://doi.org/10.1515/9783110937114.267: (280) Riedesel, dessen reichhaltige Bibliothek aus 590 z. T. vielbändigen Werken in zahlreichen Sprachen und dessen Leseleidenschaft gerühmt, dessen gelehrte, besonders theologische und historische Interessen hervorgehoben werden, hat in allen Streitfragen der reformatorischen Theologie fest auf Seiten des Flacius gestanden, hat ihm lange Zeit einen jährlichen Betrag für seinen Lebensunterhalt ausgesetzt und sich in bedrängten Lagen auch persönlich für ihn eingesetzt. Insbesondere hat er dem großen kirchengeschichtlichen Werk der Magdeburger Zenturien, dessen Initiator, Organisator und Mitherausgeber Flacius war, finanzielle und organisatorische Unterstützung zugewendet, letzteres, indem seine Fürsprache Flacius den Zugang zur Bibliothek des Klosters Fulda und ihren Handschriftenschätzen eröffnete. (281) Im übrigen lobt Flacius die Gelehrsamkeit Riedesels in den Freien Künsten und besonders in der Theologie. Er sei in den Wissenschaften nicht nur bestens bewandert, sondern fördere sie auch sonst nach Kräften - auch hier dürfte finanzielles Engagement gemeint sein.

Johannes Hund, Kompromisslosigkeit, wachsende Isolation und Verfolgung. Das Exil des Flacius in Straßburg und seine letzten Jahre in Frankfurt am Main, in: Matthias Flacius Illyricus : Biographische Kontexte, theologische Wirkungen, historische Rezeption, ed. Irene Dingel, Johannes Hund und Luka Ilić, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019; DOI: 10.13109/9783666570940 (free), 81-100, hier 97: Der hessische Erbmarschall Adolph Hermann von Riedesel zu Stockhausen und Hermannsburg verwandte sich vor dem Rat Frankfurts für seinen Freund Flacius und bat den Rat, seine Entscheidung zur Ausweisung noch einmal zu überdenken. Die Lehre des Flacius sei noch nicht verurteilt und Flacius bemühe sich momentan um eine Synode, auf der die Erbsündenfrage geklärt werden solle73

Kössinger, Norbert. "Edieren und Interpretieren: Matthias Flacius und das Evangelienbuch". Otfrids 'Evangelienbuch' in der Frühen Neuzeit, Berlin, New York: Max Niemeyer Verlag, 2009, pp. 118-161. https://doi.org/10.1515/9783484970915.118

Matthias Kirchhoff: OTFRIDS VON WEISSENBURG 'EVANGELIENBUCH' ALS FRÜHNEUZEITLICHER LEHRSTOFF? Beobachtungen zur Otfrid-Rezeption im Tübingen des 16. und 17. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Bd. 139, H. 3 (2010), pp. 350-364; https://www.jstor.org/stable/41042144

Genealogie: Johann Jakob Hombergk, Zuverlässige Abhandlung von denen Heßischen Erb-Ämtern, 1743; https://books.google.de/books?id=q_dUAAAAcAAJ&pg=RA1-PT1

Genealogie: Johann Philipp Kuchenbecker, Gegründete Abhandlung von denen Erb-Hof-Aemtern, 1744, https://books.google.de/books?id=mYJlAAAAcAAJ&pg=RA1-PA124-IA2 = https://books.google.de/books?id=ocFKAAAAcAAJ&pg=RA1-PA121

Genealogie: Johann Gottfried Biedermann, Geschlechtsregister der reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken, 1749, https://books.google.de/books?id=MSok9JmobykC&pg=PR128

Samuel Willhelm Oetter, Historische Nachrichten von dem Hause und Wappenbild der Herren Riedesel Freyherren von und zu Eysenbach, Tübingen: Jacob Friedrich Heerbrandt 1778, 97-98, 104-106, 116; GB=IXpbOe_M5e4C

Eduard Edwin Becker, Die Riedesel zu Eisenbach. Geschichte des Geschlechts der Riedesel Freiherrn zu Eisenbach Erbmarschälle zu Hessen, Bd. 3: Vom Tode Hermanns III. Riedesel 1501 bis zum Tode Konrads II. 1593, Lauterbach: Selbstverlag 1927; UBHD=B 451-31::3$01150960; S. 347-349 Abdruck von Spangenbergs Bericht, S. 459f. kommentierte Zusammenfassung durch Becker

Hessische Chronik, Marburg: Joh. Aug. Koch 1855, 45 (https://books.google.de/books?id=4RJbAAAAcAAJ&pg=PA45): 15. Juli starb der hessische Erbmarschall Adolf Hermann Riedesel zu Eisenbach, ein geistig sehr bedeutender und in allen Kreißen des Lebens hochangesehener Mann. Er war einer der Hauptförderer der evangelischen Kirchengeschichte „die Magdeburger Centurien" genannt, außerdem aber auch der Herausgeber des alten deutschen Dichters Otfrid durch Matthias Flacius Illyricus. Er bauete das Schloß zu Stockhausen, die Hermansburg, und starb 54 Jahr alt, mit Hinterlaßung einer Tochter. Seine Erbschaft gab Anlaß zu heftigen und lang dauernden Streitigkeiten.

New York City, Pierpont Morgan Library, Cod. M. 769. Die Handschrift war 1576 im Besitz des Freiherrn Adolf Hermann Riedesel zu Eisenbach (1528-1582), Erzmarschalls zu Hessen, und ging 1602 an seinen Enkel Sebastian Rotenhahn zu Rentweinsdorf; Besitzeintrag: f. 343v; zur Handschrift: https://www.themorgan.org/manuscript/143938

"Trotze on Zirinke": aus der Geschichte von Stockhausen, Stockhausen 2005, 23: 1563 Stockhausen wird riedeselischer Herrschaftssitz. Adolf Hermann Riedesel ( 1528-1582 ) , ausgestattet mit einem gewissen Starr- und Eigen- sinn und offenbar reich verheiratet , bemühte sich , eine eigene kleine Herrschaft aufzubauen . Er geriet dadurch in Konflikt mit dem riedeselischen Familienverband , der bisher ein gemeinsa- mes Familieneigentum kannte . Adolf Hermann erbaute sich bis 1563 einen herrschaftlichen Ansitz in Stockhausen , den er Hermannburg nannte.20 Eigentlich wollte er auf dem Berg an Stelle der Kirche bauen . Die Familie ließ das nicht zu , so daß er sich mit einem Platz im Bereich des heutigen Schloßparkes begnügen mußte . Dort gab es wohl mo- rastische Stellen , weshalb auf Pfählen gebaut werden mußte . Er soll deshalb in seinem Schloß folgende Inschrift angebracht ha- ben : ,, Daß dieses Haus so närrisch leit , das machet Haß und böser Neid " Die Hofhaltung in Stockhausen hob zweifellos Handel und Wan- del im Dorf . Adolf Hermann war „ seinem " Dorf zugetan . Er verpflichtete testamentarisch seine Nachfolger , in Stockhausen ein Spital zu gründen und für die Versorgung der Armen 1000 Gulden bereitzustellen , was sie aber nicht taten . Adolf Hermann kaufte alles Land auf , das er in seinem Interes- sengebiet bekommen konnte . Größere Ankäufe in Stockhausen waren z.Bsp . der Merlauische Hof ( 300 Gulden ) , Hofraite und Grundstücke von Henn Funk ( 180 Gulden ) , das halbe Gut von Henn Schadt ( 300 Gulden ) und ein weiterer Anteil ( v . Rabenau ) an einem Hof ( 100 Gulden ) . Das waren riesige Summen , sicher hochgetrieben dadurch , daß mit Volprecht Riedesel ein weiteres Familienmitglied anfing , in Stockhausen Land anzukaufen , wohl um Adolf Hermann zu bremsen . Außerdem ließ Adolf Hermann gegen den Einspruch seiner Vet- tern Wald in Stockhausen roden , um seinen landwirtschaftlichen Grundbesitz auszuweiten . Den Stockhäuser Bauern drohten die Diener der Vettern : Wenn ihr weiter rodet , werden wir Euch ,, darnieder schmeißen und schlagen und mit blutigen Köpfen abweisen " . 20 Im folgenden nach Becker 3 , S. 328 , 439.

Schottenloher, Die Widmungsvorrede, 1953, 119

Günther Franz, Wiedertäuferakten, 1527-1626, Marburg 1951, 485: Bitte um Rechtsschuß . Der Erbmarschall Adolf Hermann Riedesel zu Eisenbach schickt diesen Brief an den Amtmann Werner Crispinus zu Eisenbach zum Bericht . Dieser vermerkt auf der Rückseite des Schreibens : Hierauf ich bericht getan , es seien die beiden widerteufer vor etlichen jaren durch mich und den pfarhern alhier verhort , haben von ihrer schwermerei nit abstehen wollen ; derowegen ich ihnen in namen aller jungkern ausgeboten . Als ich vor wenig tagen er- fahren , dass sie noch vorhanden , hab ich der gemeinde daselbst zum Wernges bei straf gepieten lassen , die widerteufer nicht lenger ufzuhalten . Sei durch den landknecht geschehen . Datum 8. Januarii anno etc. 82 . Lauterbach 63 , 3 Ausf . Becker 90 f . 202.

Urkundenbuch des Klosters Fulda: pt.1. Die Zeit des Abtes..., 1958, 200: Adolf Hermann Riedesel gewesen sein , der zum fuldischen Lehns- hofe gehörte . In Riedesels Begleitung ist Flacius dann noch einmal 1573 , vom 17. bis 22. Mai , in Fulda gewesen ( Becker 1. c . ) . Dieser Besuch war aber zu kurz und

Paul Lehmann, Franciscus Modius als Handschriftenforscher, München 1908 (https://archive.org/details/franciscusmodiu00lehmgoog; https://archive.org/details/franciscusmodiu01lehmgoog; https://archive.org/details/franciscusmodiu02lehmgoog); dazu Rez. in Berliner Philologische Wochenschrift, 1910, hier col. 630: Adolf Hermann Riedesel von Eisen- bach zusammen , bis er im Herbst 1581 wieder durch Vermittelung seines alten Freundes Posthius an Erasmus Neustetter einen wohlwollenden Gön- ner fand . Nach drei Jahren hielt es den unsteten Mann hier ; https://books.google.de/books?id=4TxEAQAAMAAJ&pg=PA629


Gutenberg Jahrbuch, 1931, 98: In der Widmung an den hessischen Erbmarschall Adolf Hermann Riedesel bezieht sich Flacius auf Beatus Rhenanus , der den Text in Freising gesehen und als Kleinod gerühmt habe . Mit einem der besten Bücherkenner des 16. Jahrhunderts , mit Franziskus Modius ( 1556-1597 ) , hat uns ...