Difference between revisions of "Biographies/Benedictus Figulus"

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| DEArticleOccupation=Theologe; Paracelsist; Publizist; Dichter
| DEArticleOccupation=Theologe; Paracelsist; Publizist; Dichter


| DEArticleVitals=1567-nach 1624
| DEArticleVitals=1567-nach 1619


| DEArticleFamily=Der Vater von Figulus, Andreas Heffner (auch: Figulus, Häfner, Häffner), wurde 1540 in Herzogenaurach geboren, war zunächst Lehrer in Obernbreit, leistete seinen Amtseid als Pfarrer von Uttenhofen am 4. Februar 1567 und übernahm dann 1571 das Pfarramt in Westheim bei Windsheim bis zu seinem Tod am 19. Dezmber 1609 in Westheim. Er heiratet am 2. Oktober 1567 in Rothenburg ob der Tauber Margarethe Seemann, hatte 3 Söhne (darunter Benedictus Figulus) und 2 Töchter. Zur Familie gehören wohl auch Paulus Figulus (geb. 28. Juni 1576 in Westheim, immatrikuliert 1597 in Wittenberg, ab 1605 Pfarrer in Oberhöchstädt, gest. 1616) und Peter Figulus aus Westheim (immatrikuliert 1605 in Tübingen).
| DEArticleFamily=Der Vater von Figulus, Andreas Heffner (auch: Figulus, Häfner, Häffner), wurde 1540 in Herzogenaurach geboren, war zunächst Lehrer in Obernbreit, leistete seinen Amtseid als Pfarrer von Uttenhofen am 4. Februar 1567 und übernahm dann 1571 das Pfarramt in Westheim bei Windsheim bis zu seinem Tod am 19. Dezmber 1609 in Westheim. Er heiratet am 2. Oktober 1567 in Rothenburg ob der Tauber Margarethe Seemann, hatte 3 Söhne (darunter Benedictus Figulus) und 2 Töchter. Zur Familie gehören wohl auch Paulus Figulus (geb. 28. Juni 1576 in Westheim, immatrikuliert 1597 in Wittenberg, ab 1605 Pfarrer in Oberhöchstädt, gest. 1616), Peter Figulus aus Westheim (immatrikuliert 1605 in Tübingen) und dessen Sohnm Simon Figulus (Häfner) aus Oberhöchstädt, 1633-1635 Diakon in Burgbernheim, danach in Schwebheim und Urfersheim.


| DEArticleVita=Figulus wurde 1567 als Sohn eines Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am 29. Dezember 1567 getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte.
| DEArticleVita=Figulus wurde am 29. Dezember 1567 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am selben Tag getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte. Von 1582 bis 1588 besuchte er die 1582 von {{BioLink|Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach|George Frederick, Margrave of Brandenburg-Ansbach}} gegründete Fürstenschule Heilsbronn. Ende 1591 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, musste sein Studium aber wegen Armut schon sehr bald abbrechen. Ende der 1590er Jahre war Figulus als Pfarrverweser in Lipprichhausen tätig, verlor die Stelle jedoch im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Dies nahm Figulus zum Anlass, seine Heimat Franken zu verlassen; er sah sich fortan als Exulant (Glaubensflüchtling). Von etwa 1600 bis 1612 führte er ein unstetes Leben, das er selbst als seine ‘Pilgrimschaft’ bezeichnete.


1582-1588 auf der Fürstenschule Heilsbronn
</br> und begann - wohl angelehnt an sein Vorbild Paracelsus - ein lebenslanges Wanderleben, das ihn bis 1611 nach Tübingen, Straßburg, Freiburg, Kassel, Frankfurt, Nürnberg und Augsburg, nach Tirol und Kärnten führte.


Figulus wurde zwar Ende 1591 in Wittenberg immatrikuliert, doch mußte er sein Studium offenbar wegen Armut abbrechen
Januar 1604 in Tübingen, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte
Juli 1605 in Straßburg (Taufe eines Sohnes)
1606/1607 in Tirol und Kärnten
1607 in Frankfurt am Main
1607/1608 in Hagenau (Elsass), dort Konflikte mit der Obrigkeit
1608/1609 Freiburg im Breisgau
1609 bis 1611 in Straßburg
- 1609 Aufenthalt in Nürnberg
- Jahreswechsel 1610/11 Aufenthalt in Tirol (Adam Haslmayr)
- Juli 1611 Aufenthalt in Kassel (Moritz von Hessen)
1611 Wegzug aus Straßburg
- 1612 in Augsburg bei Widemann
31. Oktober 1612: Erzherzog Maximilian erlässt Haftbefehl, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wird, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufhalten soll
November 1612 bis November 1617: im Gefängnis in Ensisheim
von dort zunächst wieder in Straßburg, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 auswiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll.
1618 Aufenthalt in Nürnberg und Kontakt mit dem Maler Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von {{BioLink|Franz Örtel}}).
Letztes Lebenszeichen: Rezepte und Prozesse von 1619, abgefasst für Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass).


um 1587/87 Abkehr von der ‘Schulphilosophie’ und Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus


ab Ende der 1590er Jahre lutherischer Prediger im Lipprichhausen (Franken)
Schon zum Ende seiner Schulzeit wandte sich Figulus von ‘Schulphilosophie’ ab und entwickelte Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus. Aus Franken vertrieben, bekannte Figulus sich nach eigenen Angaben im Jahr 1604 öffentlich als “Discipulus Paracelsi”


1600 gedrucktes Lobgedicht auf Georg am Wald
Nur in Hagenau (1607/08) und Straßburg (1609/11, 1617) hielt er sich für längere Zeit auf, wobei auch in diesen Städten Konflikte mit der Obrigkeit schließlich zu seiner Abreise führten. </br> Am 31. Oktober 1612 erließ Erzherzog Maximilian von Tirol einen Haftbefehl gegen Figulus, und zwar im Zusammenhang mit der Inhaftierung von {{BioLink|Adam Haslmayr}}, der an diesem Tag in Genua eintraf, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Zu dieser Zeit hielt sich Figulus im vorderösterreichischen Freiburg auf. Bei Haslmayr waren Briefe von Figulus gefunden worden. Von 1612 bis 1617 saß Figulus im Gefängnis, zuletzt wohl in Ensisheim (Vorderösterreich); im Gefängnis fertigte er 1617 eine gereimte deutsche Übersetzung des biblischen Hohelieds an (Handschrift in Hamburg). Nach der Entlassung aus der Haft suchte er zunächst Johann Valentin Andreae auf und zog dann weiter nach Straßburg. Um 1618 befand sich Figulus in Nürnberg, wo er mit dem Maler Conrad Ammon Verbindungen unterhielt; 1619 weilte er in „Puschweiler“ (wohl Buschweiler/Elsass). Nach 1624 verlieren sich seine Spuren.


1601 im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn aus Franken vertrieben
| DEArticlePublications=1600 erschien von Figulus in Stuttgart ein gedrucktes Lobgedicht auf {{BioLink|Georg am Wald}}, wenig später erfolgte die Dichterkrönung durch {{BioLink|Paul Schede Melissus}}. Fortan nannte er sich “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus” (1617). </br> Figulus’ publizistische Leistung besteht in der Herausgabe von acht in den Jahren 1608 und 1609 erschienenen Sammlungen alchemisch-paracelsistischer Fachschriften. Er plante die Herausgabe noch weiterer Werke, was aber aus unbekannten Gründen unterblieb. Eigene Werke hinterließ er – von einigen lateinischen Gedichten und der (handschriftlich gebliebenen) Übersetzung einiger Bücher des Alten Testaments in deutschen Versen abgesehen – keine. </br> Plante Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus (unverwirklicht)
Plante ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel ''Chrysotheatrum Novellum'' (unverwirklicht; genauer Plan im Nachlass Habrecht). </br> 1618 ebenso wie der ''Wasserstein''-Verfasser Johann Siebmacher beteiligt an der Veröffentlichung der ''Philosophia Mystica'', einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schreibt.


spätestens 1602 Dichterkrönung durch Paul Schede Melissus, “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus” (1617)
Die ''Philosophia mystica'' erschien zunächst 1618 mit einer von Figulus namentlich gekennzeichneten ‘Vermahnung an den Leser’, in der “Ad. H.” (also Adam Haslmayr) als Verfasser einiger Texte ausdrücklich genannt wird. Im selben Jahr wurde dann eine zweite, veränderte Fassung gedruckt, in der Figulus’ ‘Vermahnung’ fehlte und durch eine ‘Admonitio’ von Ulrich Bachmeister von Regensbrun (Anagramm für Johann Siebmacher von Nuremberg) ersetzt wurde.


1604 öffentliche Bekenntnis als “Discipulus Paracelsi”
| DEArticleParacelsianism=


lange Jahre ein unstetes Wanderleben, das ihn bis 1611 nach Tübingen, Straßburg, Freiburg, Kassel, Frankfurt, Nürnberg und Augsburg, nach Tirol und Kärnten führte.  
| DEArticleNetwork=Wertvolle Hinweise auf seinen weitgespannten Bekanntenkreis liefern seine Widmungsvorreden zu den Druckwerken, unter deren Adressaten sich neben Kaiser Rudolf II. auch Urban Kumpfmüller und Christoph Örber finden. Finanzielle Förderung des mittellosen ‘Exulanten Christi’ durch Martin Crusius in Tübingen (1604) und später durch Johann Baptist von Seebach. Suchte Kontakt zu Moritz von Hessen (1611). Besuch bei Johann Valentin Andreae in Vaihingen (1617, kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis), dieser bezeichnet Figulus später in seiner Autobiographie als "Betrüger" und "Herumtreiber" (“ne impostores quidem taceam Benedictus ille Figulus orbis circumcellio”); vielleicht weil Figulus offenbar an der frühzeitigen und von Andreae nicht gewünschten Verbreitung der Rosenkreuzer-Manifeste beteiligt war: Figulus hatte sein Exemplar der ''Fama'', das er 1610/11 von Haslmayr erhalten hatte, verschiedenen Bekannten zur Abschrift überlassen, was letztlich zum nicht autorisierten Erstdruck durch den Buchdrucker Wilhelm Wessel in Kassel führte, und das, obwohl Figulus zu den in verschiedenen der Rosenkreuzer-Manifeste kritisierten “pseudochymici” zählte. Auf seinen Reisen lernte er wohl auch Widemann kennen, mit dem er spätestens seit 1606 im fachlichen Austausch stand. Persönlich bekannt mit Johann Gessler und Jacob Zwinger in Basel. Befreundet mit Karl Widemann und Adam Haslmayr. Austausch mit Raphael Eglin. Eine Londoner Handschrift enthälte Autographen von Johann Gessler und Figulus sowie texte von Raphael Eglin. Seit 1607 bekannt mit Haslmayr. 1608 macht Figulus erstmals Haslmayrs ‘Theophrastia sancta’ öffentlich bekannt (''Pandora magnalium naturalium aurea et benedicta'', 1608, 8r; PRÜFEN). Seitdem mehrere Besuche von Figulus bei Haslmayr in Tirol, um von ihm Manuskripte abzuschreiben, unter anderem zur Jahreswende 1610/1611 das pseudo-paracelsische ''Lux lucens in tenebris'' (auch: ''10. Buch der Archidoxen'') sowie die ''Fama Fraternitatis''. Figulus bietet das ''Lux lucens in tenebris'' in einem Brief vom 6. Juli 1611 Moritz von Hessen an. Herausgeber Khunraths (mit Vorankündigung des Hanauer ''Amphitheatrum''-Drucks). Als Figulus später im Jahr 1611 Hessen verlässt, verkauft oder überlässt er mehrere Manuskripte Raphael Eglin (heute in Kassel, Universitätsbibliothek). Offenbar bekannt auch mit Paul Nagel: seine Abschrift der ''Fama Fraternitatis'' (London, Wellcome MS 150) geht auf Figulus zurück. Auch Johann Hartmann in Marburg besaß ein Exemplar der ''Fama'', das er 1611 Ole Worm zugänglich machte; auch dieses dürfte auf Figulus zurückgehen. Ende 1617 in Straßburg, wo er den ‘König Roseae Crucis’ Philipp Ziegler (um 1580/85-nach 1626) trifft


‘Josephsehe’
nach der Haftentlassung (1617) bei Johann Valentin Andreae in Vaihingen


Nur in Hagenau (1607/08) und Straßburg (1609/11 und um 1617) hielt er sich für längere Zeit auf.
macht den Marburger Dissidenten Heinrich Philipp Homagius mit Texten von Paracelsus und Weigel bekannt


Konflikte mit der Obrigkeit: Hagenau (1607/08), Freiburg (1609), Straßburg (1617)
''Lux lucens'': von Haslmayr zu Neujahr zusammen mit einer Abschrift der ''Fama Fraternitatis'' an August von Anhalt geschickt.
 
Aus Straßburg schließlich wurde er vom Rat der Stadt verwiesen, weil er „allerhandt irrige meinungen“ vertrat.
 
31. Oktober 1612 Haftbefehl durch Erzherzog Maximilian von Tirol im Zusammenhang mit der Inhaftierung von Adam Haslmayr, der an diesem Tag in Genua eintrag, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Zu dieser Zeit hielt sich Figulus im vorderösterreichischen Freiburg auf. Bei Haslmayr waren Briefe von Figulus gefunden worden.
 
1612 bis 1617 im Gefängnis, zuletzt wohl in Ensisheim (Vorderösterreich); im Gefängnis fertigt er 1617 eine gereimte deutsche Übersetzung des biblischen Hohelieds an (Handschrift in Hamburg)
 
Ende 1617 in Straßburg, wo er den ‘König Roseae Crucis’ Philipp Ziegler (um 1580/85-nach 1626) trifft
 
1618 ebenso wie der ''Wasserstein''-Verfasser Johann Siebmacher beteiligt an der Veröffentlichung der ''Philosophia Mystica'', einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schreibt.
 
Um 1618 befand sich Figulus in Nürnberg, wo er mit dem Maler Conrad Ammon Verbindungen unterhielt
 
1619 weilte er in „Puschweiler“
 
Nach 1624 verlieren sich seine Spuren.
 
| DEArticlePublications=Figulus’ publizistische Leistung besteht in der Herausgabe von acht in den Jahren 1608 und 1609 erschienenen Sammlungen alchemisch-paracelsistischer Fachschriften. Er plante die Herausgabe noch weiterer Werke, was aber aus unbekannten Gründen unterblieb. Eigene Werke hinterließ er – von einigen lateinischen Gedichten und der (handschriftlich gebliebenen) Übersetzung einiger Bücher des Alten Testaments in deutschen Versen abgesehen – keine.
Plante Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus (unverwirklicht)
Plante ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel ''Chrysotheatrum Novellum'' (unverwirklicht; genauer Plan im Nachlass Habrecht)


| DEArticleParacelsianism=
Herausgeber von Khunrath; Khunraths unveröffentlichter Text ''Signatura Magnesiae'' existiert in einer Abschrift von Figulus (Kassel, 8° Ms. chem. 25)
 
| DEArticleNetwork=Wertvolle Hinweise auf seinen weitgespannten Bekanntenkreis liefern seine Widmungsvorreden zu den Druckwerken, unter deren Adressaten sich neben Kaiser Rudolf II. auch Urban Kumpfmüller und Christoph Örber finden. Finanzielle Förderung des mittellosen ‘Exulanten Christi’ durch Martin Crusius in Tübingen (1604) und später durch Johann Baptist von Seebach. Suchte Kontakt zu Moritz von Hessen (1611). Besuch bei Johann Valentin Andreae in Vaihingen (1617, kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis), dieser bezeichnet Figulus später in seiner Autobiographie als "Betrüger" und "Herumtreiber" (“ne impostores quidem taceam Benedictus ille Figulus orbis circumcellio”); vielleicht weil Figulus offenbar an der frühzeitigen und von Andreae nicht gewünschten Verbreitung der Rosenkreuzer-Manifeste beteiligt war: Figulus hatte sein Exemplar der ''Fama'', das er 1610/11 von Haslmayr erhalten hatte, verschiedenen Bekannten zur Abschrift überlassen, was letztlich zum nicht autorisierten Erstdruck durch den Buchdrucker Wilhelm Wessel in Kassel führte, und das, obwohl Figulus zu den in verschiedenen der Rosenkreuzer-Manifeste kritisierten “pseudochymici” zählte. Auf seinen Reisen lernte er wohl auch Widemann kennen, mit dem er spätestens seit 1606 im fachlichen Austausch stand. Persönlich bekannt mit Johann Gessler und Jacob Zwinger in Basel. Befreundet mit Karl Widemann und Adam Haslmayr. Austausch mit Raphael Eglin. Eine Londoner Handschrift enthälte Autographen von Johann Gessler und Figulus sowie texte von Raphael Eglin. Seit 1607 bekannt mit Haslmayr. 1608 macht Figulus erstmals Haslmayrs ‘Theophrastia sancta’ öffentlich bekannt (''Pandora magnalium naturalium aurea et benedicta'', 1608, 8r; PRÜFEN). Seitdem mehrere Besuche von Figulus bei Haslmayr in Tirol, um von ihm Manuskripte abzuschreiben, unter anderem zur Jahreswende 1610/1611 das pseudo-paracelsische ''Lux lucens in tenebris'' (auch: ''10. Buch der Archidoxen'') sowie die ''Fama Fraternitatis''. Figulus bietet das ''Lux lucens in tenebris'' in einem Brief vom 6. Juli 1611 Moritz von Hessen an. Herausgeber Khunraths (mit Vorankündigung des Hanauer ''Amphitheatrum''-Drucks). Als Figulus später im Jahr 1611 Hessen verlässt, verkauft oder überlässt er mehrere Manuskripte Raphael Eglin (heute in Kassel, Universitätsbibliothek). Offenbar bekannt auch mit Paul Nagel: seine Abschrift der ''Fama Fraternitatis'' (London, Wellcome MS 150) geht auf Figulus zurück. Auch Johann Hartmann in Marburg besaß ein Exemplar der ''Fama'', das er 1611 Ole Worm zugänglich machte; auch dieses dürfte auf Figulus zurückgehen.
 
''Lux lucens'': von Haslmayr zu Neujahr zusammen mit einer Abschrift der ''Fama Fraternitatis'' an August von Anhalt geschickt.




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Matthias Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch: Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528-1806, Nürnberg 1957, S. 180 n° 1085
Matthias Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch: Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Brandenburg-Ansbach 1528-1806, Nürnberg 1957, S. 180 n° 1085
Dieter Michael Feineis, Das Ritterstift St. Burkard zu Würzburg unter der Regierung von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), 1986, 335: 1599 sollte der Pfarrverweser [von Lipprichhausen] Figulus "uff sein ubelhalten von der pfarr abgeschafft und Trollig praesendirt werden


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=== Portraits ===
=== Portraits ===

Revision as of 13:03, 30 June 2024


Benedictus Figulus (1567–nach 1619) war Theologe, Paracelsist, Publizist und Dichter.
Vita: Figulus wurde am 29. Dezember 1567 als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Uttenhofen (Franken) geboren und am selben Tag getauft. Ab 1571 lebte er in Westheim, wo der Vater eine Pfarrstelle übernommen hatte. Von 1582 bis 1588 besuchte er die 1582 von → Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach gegründete Fürstenschule Heilsbronn. Ende 1591 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, musste sein Studium aber wegen Armut schon sehr bald abbrechen. Ende der 1590er Jahre war Figulus als Pfarrverweser in Lipprichhausen tätig, verlor die Stelle jedoch im Zuge der Gegenreformation unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Dies nahm Figulus zum Anlass, seine Heimat Franken zu verlassen; er sah sich fortan als Exulant (Glaubensflüchtling). Von etwa 1600 bis 1612 führte er ein unstetes Leben, das er selbst als seine ‘Pilgrimschaft’ bezeichnete.


  und begann - wohl angelehnt an sein Vorbild Paracelsus - ein lebenslanges Wanderleben, das ihn bis 1611 nach Tübingen, Straßburg, Freiburg, Kassel, Frankfurt, Nürnberg und Augsburg, nach Tirol und Kärnten führte.

Januar 1604 in Tübingen, wo ihn der Griechischprofessor Martin Crusius finanziell unterstützte Juli 1605 in Straßburg (Taufe eines Sohnes) 1606/1607 in Tirol und Kärnten 1607 in Frankfurt am Main 1607/1608 in Hagenau (Elsass), dort Konflikte mit der Obrigkeit 1608/1609 Freiburg im Breisgau 1609 bis 1611 in Straßburg - 1609 Aufenthalt in Nürnberg - Jahreswechsel 1610/11 Aufenthalt in Tirol (Adam Haslmayr) - Juli 1611 Aufenthalt in Kassel (Moritz von Hessen) 1611 Wegzug aus Straßburg - 1612 in Augsburg bei Widemann 31. Oktober 1612: Erzherzog Maximilian erlässt Haftbefehl, der aus Innsbruck an die vorderösterreichische Kammer in Ensisheim (Elsass) geschickt wird, weil sich Figulus zu dieser Zeit im ebenfalls vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau aufhalten soll November 1612 bis November 1617: im Gefängnis in Ensisheim von dort zunächst wieder in Straßburg, wo er jedoch sogleich im Dezember 1617 auswiesen wurde, weil er "allerhandt irrige meinungen haben vnd sonsten allerhand anstellen" soll. 1618 Aufenthalt in Nürnberg und Kontakt mit dem Maler Conrad Ammon (1575-nach 1623; verheiratet mit einer Enkelin von → Franz Örtel). Letztes Lebenszeichen: Rezepte und Prozesse von 1619, abgefasst für Nicolas Theissen in Buschweiler (Elsass).


Schon zum Ende seiner Schulzeit wandte sich Figulus von ‘Schulphilosophie’ ab und entwickelte Interesse für Alchemie und die Werke des Paracelsus. Aus Franken vertrieben, bekannte Figulus sich nach eigenen Angaben im Jahr 1604 öffentlich als “Discipulus Paracelsi”

Nur in Hagenau (1607/08) und Straßburg (1609/11, 1617) hielt er sich für längere Zeit auf, wobei auch in diesen Städten Konflikte mit der Obrigkeit schließlich zu seiner Abreise führten.
  Am 31. Oktober 1612 erließ Erzherzog Maximilian von Tirol einen Haftbefehl gegen Figulus, und zwar im Zusammenhang mit der Inhaftierung von → Adam Haslmayr, der an diesem Tag in Genua eintraf, um dort seine Galeerenhaft anzutreten. Zu dieser Zeit hielt sich Figulus im vorderösterreichischen Freiburg auf. Bei Haslmayr waren Briefe von Figulus gefunden worden. Von 1612 bis 1617 saß Figulus im Gefängnis, zuletzt wohl in Ensisheim (Vorderösterreich); im Gefängnis fertigte er 1617 eine gereimte deutsche Übersetzung des biblischen Hohelieds an (Handschrift in Hamburg). Nach der Entlassung aus der Haft suchte er zunächst Johann Valentin Andreae auf und zog dann weiter nach Straßburg. Um 1618 befand sich Figulus in Nürnberg, wo er mit dem Maler Conrad Ammon Verbindungen unterhielt; 1619 weilte er in „Puschweiler“ (wohl Buschweiler/Elsass). Nach 1624 verlieren sich seine Spuren.
Familie: Der Vater von Figulus, Andreas Heffner (auch: Figulus, Häfner, Häffner), wurde 1540 in Herzogenaurach geboren, war zunächst Lehrer in Obernbreit, leistete seinen Amtseid als Pfarrer von Uttenhofen am 4. Februar 1567 und übernahm dann 1571 das Pfarramt in Westheim bei Windsheim bis zu seinem Tod am 19. Dezmber 1609 in Westheim. Er heiratet am 2. Oktober 1567 in Rothenburg ob der Tauber Margarethe Seemann, hatte 3 Söhne (darunter Benedictus Figulus) und 2 Töchter. Zur Familie gehören wohl auch Paulus Figulus (geb. 28. Juni 1576 in Westheim, immatrikuliert 1597 in Wittenberg, ab 1605 Pfarrer in Oberhöchstädt, gest. 1616), Peter Figulus aus Westheim (immatrikuliert 1605 in Tübingen) und dessen Sohnm Simon Figulus (Häfner) aus Oberhöchstädt, 1633-1635 Diakon in Burgbernheim, danach in Schwebheim und Urfersheim.
Netzwerk: Wertvolle Hinweise auf seinen weitgespannten Bekanntenkreis liefern seine Widmungsvorreden zu den Druckwerken, unter deren Adressaten sich neben Kaiser Rudolf II. auch Urban Kumpfmüller und Christoph Örber finden. Finanzielle Förderung des mittellosen ‘Exulanten Christi’ durch Martin Crusius in Tübingen (1604) und später durch Johann Baptist von Seebach. Suchte Kontakt zu Moritz von Hessen (1611). Besuch bei Johann Valentin Andreae in Vaihingen (1617, kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis), dieser bezeichnet Figulus später in seiner Autobiographie als "Betrüger" und "Herumtreiber" (“ne impostores quidem taceam Benedictus ille Figulus orbis circumcellio”); vielleicht weil Figulus offenbar an der frühzeitigen und von Andreae nicht gewünschten Verbreitung der Rosenkreuzer-Manifeste beteiligt war: Figulus hatte sein Exemplar der Fama, das er 1610/11 von Haslmayr erhalten hatte, verschiedenen Bekannten zur Abschrift überlassen, was letztlich zum nicht autorisierten Erstdruck durch den Buchdrucker Wilhelm Wessel in Kassel führte, und das, obwohl Figulus zu den in verschiedenen der Rosenkreuzer-Manifeste kritisierten “pseudochymici” zählte. Auf seinen Reisen lernte er wohl auch Widemann kennen, mit dem er spätestens seit 1606 im fachlichen Austausch stand. Persönlich bekannt mit Johann Gessler und Jacob Zwinger in Basel. Befreundet mit Karl Widemann und Adam Haslmayr. Austausch mit Raphael Eglin. Eine Londoner Handschrift enthälte Autographen von Johann Gessler und Figulus sowie texte von Raphael Eglin. Seit 1607 bekannt mit Haslmayr. 1608 macht Figulus erstmals Haslmayrs ‘Theophrastia sancta’ öffentlich bekannt (Pandora magnalium naturalium aurea et benedicta, 1608, 8r; PRÜFEN). Seitdem mehrere Besuche von Figulus bei Haslmayr in Tirol, um von ihm Manuskripte abzuschreiben, unter anderem zur Jahreswende 1610/1611 das pseudo-paracelsische Lux lucens in tenebris (auch: 10. Buch der Archidoxen) sowie die Fama Fraternitatis. Figulus bietet das Lux lucens in tenebris in einem Brief vom 6. Juli 1611 Moritz von Hessen an. Herausgeber Khunraths (mit Vorankündigung des Hanauer Amphitheatrum-Drucks). Als Figulus später im Jahr 1611 Hessen verlässt, verkauft oder überlässt er mehrere Manuskripte Raphael Eglin (heute in Kassel, Universitätsbibliothek). Offenbar bekannt auch mit Paul Nagel: seine Abschrift der Fama Fraternitatis (London, Wellcome MS 150) geht auf Figulus zurück. Auch Johann Hartmann in Marburg besaß ein Exemplar der Fama, das er 1611 Ole Worm zugänglich machte; auch dieses dürfte auf Figulus zurückgehen. Ende 1617 in Straßburg, wo er den ‘König Roseae Crucis’ Philipp Ziegler (um 1580/85-nach 1626) trifft

nach der Haftentlassung (1617) bei Johann Valentin Andreae in Vaihingen

macht den Marburger Dissidenten Heinrich Philipp Homagius mit Texten von Paracelsus und Weigel bekannt

Lux lucens: von Haslmayr zu Neujahr zusammen mit einer Abschrift der Fama Fraternitatis an August von Anhalt geschickt.

Herausgeber von Khunrath; Khunraths unveröffentlichter Text Signatura Magnesiae existiert in einer Abschrift von Figulus (Kassel, 8° Ms. chem. 25)
Veröffentlichungen: 1600 erschien von Figulus in Stuttgart ein gedrucktes Lobgedicht auf → Georg am Wald, wenig später erfolgte die Dichterkrönung durch → Paul Schede Melissus. Fortan nannte er sich “Poeta Laureatus Caesareus” oder gelegentlich sogar “Poeta Laureatus Melisso-Caesareus” (1617).
  Figulus’ publizistische Leistung besteht in der Herausgabe von acht in den Jahren 1608 und 1609 erschienenen Sammlungen alchemisch-paracelsistischer Fachschriften. Er plante die Herausgabe noch weiterer Werke, was aber aus unbekannten Gründen unterblieb. Eigene Werke hinterließ er – von einigen lateinischen Gedichten und der (handschriftlich gebliebenen) Übersetzung einiger Bücher des Alten Testaments in deutschen Versen abgesehen – keine.
  Plante Herausgabe von theologischen Schriften des Paracelsus (unverwirklicht)

Plante ein deutsches ‘Theatrum chemicum’ unter dem Arbeitstitel Chrysotheatrum Novellum (unverwirklicht; genauer Plan im Nachlass Habrecht).
  1618 ebenso wie der Wasserstein-Verfasser Johann Siebmacher beteiligt an der Veröffentlichung der Philosophia Mystica, einer Sammlung von paracelsischen, paracelsistischen und weigelianischen Texten, darunter Texte von Adam Haslmayr, der hier unter dem Namen Paracelsus schreibt.

Die Philosophia mystica erschien zunächst 1618 mit einer von Figulus namentlich gekennzeichneten ‘Vermahnung an den Leser’, in der “Ad. H.” (also Adam Haslmayr) als Verfasser einiger Texte ausdrücklich genannt wird. Im selben Jahr wurde dann eine zweite, veränderte Fassung gedruckt, in der Figulus’ ‘Vermahnung’ fehlte und durch eine ‘Admonitio’ von Ulrich Bachmeister von Regensbrun (Anagramm für Johann Siebmacher von Nuremberg) ersetzt wurde.
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