Franz Kretschmer to NN; no date
Author: | Franz Kretschmer | |
Recipient: | NN | |
Date: | no date | |
Place: | no place | |
Language: | German |
Source: | Bamberg, State Archive, Markgrafentum Brandenburg-Bayreuth, Hofkammer 8927, n° 52(1) |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7340 |
Names: | Julius von Seckendorff; Johann Hiller; Matthias Jobst; Samuel Mylius; Kuefner; Nutz |
Places: | Bayreuth; Kulmbach; Laineck |
Regest (ChatGPT-4o)
Kretschmer beklagt, dass Julius von Seckendorff, Amtmann zu Bayreuth, ihn öffentlich der Unterschlagung von Erz und dessen heimlicher Verhüttung in seiner Behausung beschuldigt. Seckendorff habe diese Anschuldigungen wiederholt im Beisein des Steigers der Grube Susanna, des Gegenschreibers und weiterer Zeugen aus Kulmbach geäußert. Kretschmer bittet um Rat, wie er sich gegen diese ehrenrührigen Vorwürfe verhalten solle.
Er erwähnt, dass er ursprünglich vorhatte, Seckendorff mit zwei Männern zur Rede zu stellen, um die Quelle der Anschuldigungen zu erfahren. Kretschmer beteuert seine Unschuld und fordert eine angemessene Wiedergutmachung, falls die Vorwürfe nicht bewiesen werden können. Sollten sie jedoch bestätigt werden, biete er an, für jedes aus dem angeblich unterschlagenen Erz geschmolzene Lot Silber oder Gold die entsprechende Strafe zu erdulden.
Kretschmer weist darauf hin, dass die Verdächtigungen vermutlich daher rühren, dass er gelegentlich Kalk und Arzneien kaufe, was jedoch mit eigenen Mitteln geschehe. Zudem sei es angesichts des Gestanks und der Umstände unmöglich, heimlich Erz zu schmelzen.
Weitere Aussagen von Zeugen: Mathes Jobst berichtet, dass der Amtmann behauptet habe, die Bergbeamten würden das Erz heimlich in ihren Häusern schmelzen und heimlich Fuhren mit Kohlen transportieren. Samuel Mylius habe versucht, das Bergwerk durch einen Geschworenen inspizieren zu lassen, was Kuefner in Laineck unter Berufung auf ein Verbot des Amtmanns zu Bayreuth verhindert habe.
Kretschmer will Seckendorff mit drei Personen zur Rede stellen, um herauszufinden, ob die Anschuldigungen von ihm selbst oder von anderen stammen. Dabei geht es auch um die Frage, ob der Bauer in Laineck vom Amtmann geschützt werde und auf wessen Befehl dieser handele.
German Translation (ChatGPT-4o)
Die Klage kann ich nicht verschweigen: Julius von Seckendorff, Amtmann zu Bayreuth, schreit ohne Scheu vor jedermann aus, dass ich und einige meiner Kollegen nicht nur den Gewerken vor Ort, sondern auch der gnädigsten Herrschaft das Erz unterschlagen und es in unseren Häusern einschmelzen, um daraus Gold zu machen. Diese Behauptung hat er dem Steiger der Grube Susanna vorgeworfen, als dieser den Zuschuss abholte, und zwar zwei Quartale hintereinander, im Beisein des Gegenschreibers in Bayreuth und einiger angesehener Leute aus Kulmbach. Dabei schlug er auch öffentlich auf den Tisch.
Da mir und anderen diese schwere, ehrverletzende Anschuldigung nicht tragbar erscheint, richte ich an Euch meine freundliche Bitte, mir Euren Rat mitzuteilen, wie ich mich in dieser Angelegenheit verhalten soll. Ich hatte ursprünglich überlegt, den genannten Amtmann mit zwei Männern zur Rede stellen zu lassen, ob er diese Beleidigungen zugibt oder von wem er sie gehört hat.
Falls er es zugeben sollte oder auch nicht, hätte ich doch den Beweis gegen ihn und wäre berechtigt, eine angemessene Wiedergutmachung von ihm und anderen zu verlangen. Da ich mir meiner Unschuld sicher bin, könnte ich es auch ertragen, wenn er oder andere mir nachwiesen, wie viel Lot oder Mark Silber oder Gold ich für die Fürstliche Durchlaucht oder die Gewerken aus angeblich unterschlagenem Erz eingeschmolzen habe. In diesem Fall dürfte man mir das Fleisch aus meinem Leib schneiden. Wird es jedoch nicht bewiesen, so wird eine christliche Obrigkeit ihre Diener in gerechtem Schutz halten und solche mutwilligen Beleidigungen angemessen bestrafen.
Dennoch habe ich Zweifel daran, dass der Beweis bei ihm zustande kommen könnte.
Die Verdächtigung wird zweifellos daher rühren, dass ich gelegentlich etwas Kalk kaufe und einige Arzneien für mich und andere edle Herren und Freunde herstellen lasse. Dies geschieht jedoch mit meinem eigenen Geld und nicht mit Mitteln des Amtmanns oder anderer, und es wird mir auch von ihnen nicht zu verwehren sein.
Und was sollten wir schmelzen oder heimlich herstellen? Wie Ihr selbst wisst, haben wir hier weder Glas noch anderes gediegenes Erz, nicht einmal ein halbes Quintlein Erzchen. Selbst wenn man die Kosten für ein heimlich veredeltes Stück in Betracht zieht, wäre es doch unmöglich, dies angesichts des Gestanks, des Rauchs, der Abfälle und anderer Umstände zu verbergen.
Abschrift an D. Hiller bezüglich des Amtmanns zu Bayreuth.
Den 23. November.
Mathes Jobst berichtet, dass der Amtmann gesagt habe, ein Mann sei zu meinem gnädigsten Herrn gekommen und habe behauptet, die Bergbeamten würden das Erz heimlich in ihren Häusern einschmelzen und ständig eine Fuhre Kohlen nach der anderen dorthin transportieren lassen.
Als der Amtmann am 8. November den Zuschuss ober Crucis von ihm forderte, soll er gesagt haben: „Diesen Zuschuss werde ich noch geben, künftig jedoch keinen mehr, da man so treulos mit dem Erz umgeht und die obersten Bergleute das Erz Tag und Nacht in ihren Häusern schmelzen. Wenn sie schon schmelzen wollen, dann sollten sie es tun, während ehrbare Leute dabei sind. Das könnte er seinem Bergmeister ausrichten, denn künftig werde er nicht mehr bauen, weil es so unredlich zugehe.“
Samuel Mylius habe versucht, das Bergwerk durch einen Geschworenen inspizieren und dort zur Probe abbauen zu lassen. Dies habe Herr Kuefner in Laineck nicht gestattet, mit der Begründung, der Amtmann zu Bayreuth habe es verboten. Niemand, weder Bergmänner noch andere Personen, dürfe das Bergwerk betreten oder Erz zur Probe hierher bringen. Zwar habe Dr. Nutz die Erlaubnis gegeben, dass ein einzelner Bergmann das Bergwerk befahren könne, jedoch dürfe dieser keine weiteren Bergleute mitnehmen.
Kuefner habe zudem Erz nach Nürnberg transportiert und sich offenbar von den dortigen Einnahmen unterhalten.
Hätten 60 Zentner Erz auf der Halde gelegen, so hätten diese 16 Zentner Gold ergeben. Zudem hätten die „Welschen“ (fremde Arbeiter) das Erz in Butten (Tragekörben) davongetragen.
Berichte meine ergebene Dienstbereitschaft und bespreche mit drei Personen, wie ich zu der Erkenntnis gelangt bin, dass der Amtmann erneut vor dem Steiger der Grube Susanna öffentlich und ohne Scheu im Beisein des Gegenschreibers und anderer Leute behauptet haben soll, ich würde der gnädigsten Herrschaft und den Gewerken ihr Erz unterschlagen und dieses in meiner Behausung einschmelzen. Wenn ich schmelzen wollte, so sagte er, sollten ehrbare Leute dabei sein. Zudem solle er dies seinem Bergmeister ausrichten, da er künftig nicht mehr bauen werde, weil es angeblich so unredlich zugehe.
Ergründe, ob er diese Beleidigungen aus eigenem Antrieb äußert oder ob er sie von anderen gehört hat. Kläre auch, ob sein Befehl an den Bauern in Leineck, der ein Bergwerk am Schinderweichberg betreibt, auf Anweisung Seiner Gnaden beruht. Falls der Amtmann sagt, er habe den Befehl erhalten, dass der Bauer nichts im Bergamt zu suchen oder zu regeln habe, so möge er dies verteidigen.
English Translation (ChatGPT-4o)
I cannot remain silent about the complaint: Julius von Seckendorff, Amtmann in Bayreuth, openly accuses me without hesitation before everyone (because he spent a few florins on the Susanna mine and allegedly did not yield 100 in return), claiming that I, along with some of my colleagues, not only defraud the miners there but also the Most Gracious Lordship by misappropriating the ore and secretly smelting it into gold in my house. He made these accusations to the foreman of the Susanna mine when the subsidy was collected, twice in two quarters, in the presence of the Gegenschreiber in Bayreuth and several notable people from Kulmbach. He even struck the table in his indignation.
Since neither I nor others can tolerate such serious and dishonorable accusations, I earnestly request your advice on how I should proceed in this matter. I had considered confronting the aforementioned Amtmann with two men to ask whether he admits to these insults or from whom he heard them.
If he admits or not, I have the evidence to prove him wrong and would then have the right to demand appropriate compensation from him and others. As I am certain of my innocence, I am prepared to endure any proof they might bring against me. Should anyone prove how many lot or mark of silver or gold I allegedly smelted from the misappropriated ore for His Serene Highness or the miners, I would submit to having flesh cut from my body. However, if no proof is provided, a Christian authority must offer fair protection to its servants and impose proper punishment on such wanton insults.
Nevertheless, I doubt that any proof will be found against me.
The suspicion undoubtedly arises from the fact that I occasionally buy small amounts of lime and have certain medicines prepared for myself and other noble gentlemen and friends. However, these expenses come from my own money, not that of the Amtmann or anyone else, and they have no grounds to object.
And what could we smelt or secretly refine? As you know, we have neither glass nor any solid ore here, not even half a quint of ore, which would hardly cover the cost of refining, let alone be concealed, given the smell, fumes, residues, and other circumstances.
Copy to D. Hiller regarding the Amtmann in Bayreuth.
November 23rd.
Mathes Jobst reports that the Amtmann stated a man had gone to my Most Gracious Lord and claimed that the mining officials were secretly smelting ore in their houses and constantly transporting load after load of coal home.
When the Amtmann demanded the Zuschuss ober Crucis on November 8, he allegedly said: "I will grant this subsidy one last time, but no more in the future, as the ore is being handled so dishonestly and the senior mining officials are smelting it day and night in their homes. If they want to smelt, they should do so in the presence of other respectable people. Tell the mining master that I will not continue mining as long as things are conducted so dishonestly."
Samuel Mylius attempted to inspect the mine through a sworn official and have some test digging carried out, but Herr Kuefner in Laineck did not allow it. He stated that the Amtmann in Bayreuth had prohibited it, forbidding anyone, including miners, from entering the mine or bringing ore here for testing. Although Dr. Nutz granted permission for one miner to visit the site, he instructed him not to take any other mining officials along.
Kuefner also transported ore to Nuremberg and seems to have supported himself with the profits from selling numerous sacks of white ore.
Note: Sixty Zentner of ore were said to have been lying on the heap, which could yield sixteen Zentner of gold. Additionally, the "Welschen" (foreign workers) were reportedly carrying the ore away in baskets.
Report my willing service and discuss with three persons how I came to learn that he once again, in the presence of the foreman of the Susanna mine, the scribe, and other people, publicly and without hesitation, accused me of defrauding my Most Gracious Lordship and the miners of their ore, smelting it in my house. He further stated that if I wished to smelt, I should do so in the presence of other respectable people. He supposedly told his mining master that he would cease mining in the future because of the dishonest conduct.
Investigate whether these insults originated directly from him or if he heard them from others. Also clarify whether the order concerning the farmer in Leineck, who operates a mine on Schinderweich Mountain, truly comes from His Grace. If, as he claims, I have such an order forbidding him to seek or maintain anything in the mining office, then let the Amtmann defend his position.