Tobias Hess (1568–1614)
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- Theatrum Category: Tobias Hess
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Crollius1998=180-182$Hess, Tobias (1568–1614): Geboren in Nürnberg als Sohn eines „Senators“, d. h. Ratsmitglieds, vielleicht verwandt mit dem Nürnberger Stadtphysicus Johannes Hess (gest. 1564), studierte H. Jurisprudenz in Altdorf (1583), Erfurt (1586) und Tübingen (1587, Dr. jur. 1592), praktizierte als Jurist auch in Speyer und Tübingen, wandte sich dann jedoch, angeekelt von den reinen Buchwissenschaften und dem akademischen Treiben, der paracelsisch orientierten Medizin zu. Mit H.’ Namen verknüpfte Kurztexte (vgl. Paulus, 1994, S. 364) erinnern an seine alchemomedizinischen Tätigkeiten. Zusammen mit Johann Valentin Andreae gilt H. als Miturheber der Rosenkreuzermanifeste und als Repräsentant jener religiösen Dissidenten, die abseits der Orthodoxie chiliastischen Spekulationen und den von Valentin Weigel inspirierten Vorstellungen kirchenkritischer Frömmigkeit anhingen.
H.’ Bibliothek, darunter auch Bücher aus dem Besitz des Dichters Johann Fischart, gingen in die Bibliothek des Tübinger Juristen Christophorus Besoldus (1577–1638) über: dazu nun Hoffmann (1996), besonders S. 498, 521.
Andreae, mit H. seit etwa 1601 bekannt, widmete dem Freund und Gesinnungsgefährten einen rühmenden Nachruf: Tobiae Hessi Immortalitas (1619). Während H. von seinen Gegnern als „Utopiensis princeps“ und „somniorum interpres“ verketzert wurde, ja in Tübingen 1605 gegen ihn ein Verfahren wegen chiliastischer Häresien angestrengt wurde, appellierte Andreae in seinem Nachruf an die Wahrheitsliebe des „christlichen Lesers“ (Tobiae Hessi Immortalitas, in: Andreae, 1995, S. 298; hier S. 299 auch die deutsche Übersetzung von Frank Böhling): [...]
Zwar sparte Andreae bewußt H.’ verdächtige, darunter auch seine alchemischen Interessen aus, entwarf jedoch ein ansonsten präzises Porträt paracelsistischer Geistigkeit und erfahrungskundlicher Naturwissenschaft (ebd., S. 308 f.): [...]
Croll vertraute H. 1595 ein „packet“ an (vgl. Br. Nr. 16: „Doctor von Tubingen, so ein Norimbergensis“) und dürfte mit H. in Tübingen persönlichen Umgang gepflegt haben. – Die beiden Erwähnungen H.’ im Briefwechsel Crolls stellen die bislang einzigen biographischen Zeugnisse für Crolls Berührungen mit der späteren Gruppe der Rosenkreuzer dar. So wird auch plausibel, daß Croll von Gegnern wie dem Coburger Schulmann und Arzt Andreas Libavius (1555–1616) in einem Atem mit den Rosenkreuzern genannt und befehdet wurde.
Paulus 1994, 364 ===
Heß, Tobias. – Nr. 5, 31.
Getauft am 31. Januar 1568 in Nürnberg[1], gestorben am 27. November 1614.
Tobias Heß studierte seit 1583 Jura in Altdorf[2], ging 1586 nach Erfurt[3] und im folgenden Jahr nach Tübingen, wo er 1592 zum Dr. iur. promoviert wurde[4]. In Tübingen heiratete er 1588 Agnes Kienlin und hatte mir ihr fünf Söhne und fünf Töchter. Im Selbststudium drang Heß in die Paracelsische Medizin ein. Zwischen 1599 und 1613 beklagte sich die dortige medizinische Fakultät immer wieder über Heß wegen unerlaubten Praktizierens[5].
In Tübingen bildete sich um Heß ein Kreis enger Freunde[6], zu denen Johann Valentin Andreae und der österreichische Adlige Abraham Hölzl (gest. 1651) gehörten, ferner, zumindest zeitweise, der emeritierte Pfarrer Johann Vischer, Johann Stöffel, der Alchemiker Christoph Welling (1582-1661)[7], Anton °Frey, Johann Ludwig Andreae (1590-1610, ein Bruder Johann Valentin Andreaes), der bekannte Jurist Christoph Besold, Thomas Lansius (1577-1657), Johann Jacob Heinlin (1588-1660), Wilhelm Bidenbach und Wilhelm Schickhart.
Heß kopierte Prophetica[8], die er von Simon Studion erhalten hatte und an Martin Crusius weiterreichte[9]. Ferner ist eine „Descriptio Mercurii vitae“ überliefert[10]. Mit Heß’ Namen verbundene Rezepte für „Arcanum“ genannte Heilmittel gelangten in der Officina chymica des Balduin Clodius (Oppenheim 1620) zum Abdruck[11].
- ↑ Freundliche briefl. Mitteilung von Frau Archivinspektorin Annemarie Müller (Landeskirchliches Archiv Nürnberg) vom 26. Juli 1993.
- ↑ Matr. Altdorf 20.
- ↑ Matr. Erfurt 2, 457.
- ↑ Matr. Tübingen 1, 656.
- ↑ Vgl. Brecht (1977), S. 280-288; ders. (1988).
- ↑ Vgl. Dülmen (Histoire, 1973), S. 126 f.; Gilly (1986), S. 99.
- ↑ Ohne Beleg gilt Christoph Welling allgemein als „Alchemist“; so soll er etwa „mit alchymistischen Versuchen“ das Vermögen seiner vierten Frau Agnes Sibylla (1598-1624), einer Tochter Janus Gruters (1560-1627) „vergeudet“ haben, vgl. Smend (1939), S. 88. – Zum Lebensweg Wellings vgl. die Darstellung von Breymayer (1991), S. LIII-LXXI. Nach freundlicher briefl. Mitteilung von Herrn R. Breymayer (Ofterdingen) vom 11. Februar 1993 finden sich im Universitätsarchiv Tübingen noch manche bislang unbeachtete Dokumente (u. a. Prozeßakten) zu Welling.
- ↑ LB Stuttgart, Cod. HB XI 42. Vgl. Gilly (1988), S. 85 Anm. 7.
- ↑ Crusius (1927/61), Bd. 1, S. 415.
- ↑ SUB Hamburg, Cod. alchim. 661, S. 312. – Nach freundlicher briefl. Mitteilung von Herrn Dr. J. Telle (Heidelberg) vom 6. Februar 1992 findet sich sein alchemisches Rezept für den „Mercurius vitae“ auch in der Hs. 589 der LHB Darmstadt (17. Jh., unfoliiert).
- ↑ S. 83, 99, 105, 172.
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