Difference between revisions of "Biographies/Louis VI, Elector Palatine"
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Revision as of 18:41, 26 June 2024
Corpus Paracelsisticum, v. 2, ed. Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle, Tübingen: Max Niemeyer 2004, 276-279
Pfalzgraf Ludwig (geb. am 4. Juli 1539 zu Simmern; gest. 12. Oktober 1583 zu Heidelberg): Ältester Sohn und Nachfolger von Kurfürst Friedrich III. L. verlebte Kindheit und Jugend am Hof seines Großvaters Johann II. von Simmern (1492-1557; Schöpfer des deutschen Fierrabras und der Haymonskinder), dann am markgräflichen Hof in Baden- Baden, zog mit Markgraf Philibert zum Studium nach Döle/Burgund und lebte dann am Heidelberger Hof des Kurfürsten Ottheinrich. Zunächst Statthalter der Oberpfalz zu Amberg (1563); seit November 1576 als Ludwig VI. Kurfürst zu Heidelberg. Seit 1560 verheiratet mit Elisabeth von Hessen (gest. 1582; Tochter des Landgrafen Philipp I. von Hessen), dann mit Anna von Emden (1562-1621; Enkelin von Gustav Wasa). Entschiedener Lutheraner.
L. beendete die calvinistische Ära der Kurpfalz (ausgenommen die linksrheinische Kurpfalz unter Pfalzgraf Johann Casimir, L.s Bruder) restituierte energisch das Luthertum (Einführung der Konkordienformel 1579; Exodus der reformierten Elite). Die »aggressive Westeuropapolitik seines Vorgängers« Friedrich III. gab L. auf, »auch dessen grundsätzliche Opposition gegen Kaiser und Reich, aber an [...] dem Widerstand gegen den erstarkenden Katholizismus und dem Anspruch der Kurpfalz auf eine Führungsrolle im Konzert der protestantischen Reichsfürsten« hielt auch L. fest (Hepp, 1993, S. 122).
Lit.: ADB, Bd. 19 (1884), S. 577-580 (F.v. Bezold); Press (1970), S.267-298; Bibliotheca Palatina, ed. Mittler (1986), s.v.; NDB, Bd. 15 (1987), S.414f. (V. Press); Schaab (1992), S. 50-58; Hepp (1993), S. 97-127; Kostbarkeiten, ed. Schlechter (1999), S.31-36, 53- 55.
Gewöhnlich gerät L.s Beschäftigung mit botanischen Fragen (L. korrespondierte mit C. Clusius), mit Medizin und Alchemie in der Historiographie nicht in den Blick (siehe z. B. Press, 1987). Etliche aus L.s Besitz stammende (heute in der UB Heidelberg befindliche) Codices Palatini Germanici und Drucke aus L.s Bibliothek verraten indes allerorten in L. einen »rezeptomanen Fürsten«, der seit den 50er Jahren unermüdlich humanmedizinische Rezepte sammelte, »wertete, wählte, ordnete und [...] sie zu neuen Rezeptaren zusammenfügte]«, sich nicht zuletzt aufgrund seiner »chronischen Herzinsuffizienz« mit ungewöhnlicher Intensität und Stete der Medicina practica widmete (dazu grundlegend Schofer, 2003; Zitate: ebd., S. 390, 33, 11). So kann nicht überraschen, daß L. auch jenseits kurpfälzischer Grenzen im Rufe stand, »zur Medicin« ein »sonderes gnädigst gefallen« zu tragen und sich deshalb »allerhand Bücher vnd Schrifften, so in der Artznei außgehen«, verschaffe (M. Sebizius/Sebisch d. Ä., Dedikation an L., in: Carolus Stephanus/Charles Estienne und Jean Liébault, Siben Bücher Von dem Feldbau, übersetzt von M.S., Straßburg 1580 [Ί579]), - L. beispielsweise von J. Struppius ([...] vnderricht in sterbensleufften, Frankfurt/M. 1564; Expl. Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Sign.: Stamp. Pal. V 1550: L. handschriftlich zugeeignet) und von Johann Episcopius (Helius Eobanus Hessus, De conservanda valetudine hominum, praecepta salutarla, übersetzt von J. E., Nürnberg 1576) thematisch einschlägige Werke gewidmet oder von Tübinger Theologen Jakob Andreae W. H. Ryffs Reformierte Deutsche Apoteck (Straßburg 1573; Expl. Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Sign.: Stamp. Pal. I 165) geschenkt worden sind.
Diese Medizin, wie sie sich im Spiegel der einst im Besitz L.s befindlichen Schriften darbietet, ist weitgehend galenistisch geprägt. Dazu fügt sich, daß ein Paracelsusgegner vom Range eines Th. Erastus gelegentlich zu L.s ärztlichen Ratgebern zählte (Heidelberg, UB, Cpg. 192, Bl. 28lr: Rezept Erastus' für L., 1579; Cpg. 807, Bl. 177r-181r: Konsilium für L.s Gemahlin Elisabeth) und die meisten weiteren Ärzte L.s (L. konsultierte zeit seines Lebens »mindestens 29 Ärzte«: Schofer, 2003, S. 46), Georg Agricola etwa oder V. Coiter, Georg Marius oder J. Strupp, dem Paracelsismus ferne standen.
Allerdings hatte L. in Amberg während der 60er Jahre den Nürnberger Stadtarzt H. Wolff (1520/81) konsultiert (vgl. Brechtold, 1959, s. v. L.), der eben zu dieser Zeit zum Paracelsistenlager stieß (siehe CP, Bd. 1, Nr. 37: Biogramm); und ebenfalls in Amberg trat 1566 Johannes Francius Möringer, ein »hereticus in medicina«, ins nähere Blickfeld L.s, der plante, Bestrebungen des Frühparacelsismus mit einer (wohl nicht zustande gekommenen) Einleitung in die Philosophie und Medizin Paracelsi zu unterstützen (Schofer, 2003, S. 56-62). Unter die für L. tätigen Verfasser ärztlicher Konsilien mischte sich 1570 mit dem Lüneburger Stadtarzt Justus Pyletius ein chemiatrisch nicht unberührt gebliebener Mann (Schofer, ebd., S. 52-54). Ottheinrichs einstiger Vertrauter, der Alchemoparacelsist Hans Kilian (1516-1595), empfahl L., die medizinischen Dienste des Paracelsisten Georg Phaedro zu beanspruchen (Kilian, zwei Briefe an L., Neuburg, März 1575 und 1577, ed. Schottenloher, 1927, Beilage Nr. 31, 32, S. 189-191). Schließlich hatte L. schon in Amberg, dann in Heidelberg W. Rascalon zu sich gerufen, einen chemiatrisch kundigen und in Paracelsismusverdacht geratenen Arzt (siehe zu Nr. 45: Biogramm).
Etwaige Zweifel an L.s Teilhabe an der paracelsistischen Chemiatrie werden vielleicht nachdrücklicher noch als durch L.s Schriftenbesitz und persönliche Bekanntschaften durch einige Exzerpte chemiatrischen Inhalts zerstreut (Heidelberg, UB, Cpg. 275, Cpg. 734; Vorlage: Ein Arzneibuch von Johann Sturio, vgl. Schofer, 2003, S. 42 f.), ferner durch Reste seines Briefwechsels mit Pfalzgraf Reichard aus den Jahren 1570/ 73 (ed. Schofer, 1994, Tl. 1, S. 94-96; S. 222-235), der zeigt, daß sich die beiden Laienalchemiker mit einer Vorschrift zur Herstellung von Antimonöl beschäftigten, aber auch mit einer Aurum-potabile-Rezeptur (L. von Reichard mitgeteilt am 1. Juli 1572) und einer Tinctura- Rezeptur (Reichard von L. mitgeteilt im April 1580).
L.s Amberger Bibliothek (Bestand bis 1576, rekonstruiert von Schofer, 2003, S. 119-136, Nr. 1-270) enthielt aufTällig viele Paracelsica (Nr. 68-107), dazu vereinzelte Paracelsistica (Nr. 10: A. von Bodenstein, Podagraschrift, Basel 1564. - Nr. 89: G. Phaedro; siehe auch Cpg. 655. - Nr. 158: A. von Suchten, De secretis antimonii, Straßburg 1570. - Nr. 163: Toxites, Onomastica II, Straßburg 1574) und chemiatrische Werke. Auch in dem Buchbestand, der sich nach L.s Tode in seinem »gemach« befunden hatte (Inventar von 1584, ed. Schofer, 2003, S. 101-118) stößt man wieder auf Paracelsica und Chemiatrica, dazu aber auf etliche Schriften >Von dem lapide philosophico<. Ihren Platz in L.s »gemach« verdankten diese Alchemica (u.a. von Geber latinus, Arnald von Villanova, R. Lull, J. I. Hollandus) nicht etwa antiquarisch- literärischen Neigungen: Einschlägige Bemerkungen des Pfalzgrafen Reichard in seinen Briefen an L. (»Ich [Reichard] hoff aber jch wöll Euer liebden [L.] mit der zeit jn der Alcamey [hier: Alchemia transmutatoria] erfreihen« (Reichard, Brief an L., 6. Mai 1573, ed. Schofer, 1994, Tl. 1, S. 233), und ein Labor, eingerichtet in einem einst im Stückgarten des Heidelberger Schlosses befindlichen Pavillon (Schofer, 2003, S. 43 f., 137-139) verraten L.s durchaus praxisbezogene Hinwendung zur Transmutationsalchemie. Diesen Befund bestätigt L.s Interesse am Inhalt einer Collectanea alchemica, die einem Christoph] Sandtner gehörte, vor allem aber eine Schrift des pfalzgräflichen Destillatoren Georg Gemblich (genannt >Wendel vom Hof<) zur Alchemie in Ps.- Roger Bacons De sole (Heidelberg, UB, Cpg. 671), entstanden 1575 zu Amberg unter Bezug auf L.s Beschäftigungen mit der »philosophia de progressione natura metallorum« (Schofer, 2003, S.41, 335-337). Schließlich taucht auch die Tatsache, daß Petrus Dathenus, der Hofprediger Friedrichs III., gemeinsam mit einem »Cunradus« dem Kurfürsten eine (auf einem von Pfalzgraf Reichard mitgeteilten Text beruhende) »arbeit« zur alchemischen Goldherstellung angeboten haben soll (Erlangen, UB, Ms. 874, Bl. 225-252), L. ins Licht eines Anhängers der Transmutationsalchemie.
Wohl mit Blick auf Kurfürst Ottheinrich und Friedrich III. erinnerte Toxites seinen Dedikationsadressaten L. daran, daß man die »hohe Medicin« (die alchemische Universalarznei) in der Pfalz »in hohen würden vnd ehren gehalten« habe, reihte L. aber nicht unter die Alchemiker, ja erwähnte auch nicht L.s Bekanntschaft mit H. Wolff. Aus Kenntnis der alchemomedizinischen Sendung L.s verliert jedoch die Tatsache, daß L. von Toxites vorparacelsische Alchemica dediziert worden sind, ihren zunächst befremdlichen Charakter. Die näheren Umstände der (anderwärts nicht dokumentierten?) Beziehungen zwischen Toxites und L. hüllen sich freilich in Dunkel.
Im Jahr 1584 befanden sich in L.s Alchemicanachlaß drei Philoso- /?/n'a-Überlieferungen (Verzeichnis, ed. Schofer, 2003, S. 103, 108, 113). Vielleicht handelt es sich bei dem heute in der Bibliotheca Apostolica Vaticana befindlichen Exemplar (Sign.: Stamp. Pal. V 547.4) um das Dedikationsexemplar des Toxites.
L. beendete die calvinistische Ära der Kurpfalz (ausgenommen die linksrheinische Kurpfalz unter Pfalzgraf Johann Casimir, L.s Bruder) restituierte energisch das Luthertum (Einführung der Konkordienformel 1579; Exodus der reformierten Elite). Die »aggressive Westeuropapolitik seines Vorgängers« Friedrich III. gab L. auf, »auch dessen grundsätzliche Opposition gegen Kaiser und Reich, aber an [...] dem Widerstand gegen den erstarkenden Katholizismus und dem Anspruch der Kurpfalz auf eine Führungsrolle im Konzert der protestantischen Reichsfürsten« hielt auch L. fest (Hepp, 1993, S. 122).
Lit.: ADB, Bd. 19 (1884), S. 577-580 (F.v. Bezold); Press (1970), S.267-298; Bibliotheca Palatina, ed. Mittler (1986), s.v.; NDB, Bd. 15 (1987), S.414f. (V. Press); Schaab (1992), S. 50-58; Hepp (1993), S. 97-127; Kostbarkeiten, ed. Schlechter (1999), S.31-36, 53- 55.
Gewöhnlich gerät L.s Beschäftigung mit botanischen Fragen (L. korrespondierte mit C. Clusius), mit Medizin und Alchemie in der Historiographie nicht in den Blick (siehe z. B. Press, 1987). Etliche aus L.s Besitz stammende (heute in der UB Heidelberg befindliche) Codices Palatini Germanici und Drucke aus L.s Bibliothek verraten indes allerorten in L. einen »rezeptomanen Fürsten«, der seit den 50er Jahren unermüdlich humanmedizinische Rezepte sammelte, »wertete, wählte, ordnete und [...] sie zu neuen Rezeptaren zusammenfügte]«, sich nicht zuletzt aufgrund seiner »chronischen Herzinsuffizienz« mit ungewöhnlicher Intensität und Stete der Medicina practica widmete (dazu grundlegend Schofer, 2003; Zitate: ebd., S. 390, 33, 11). So kann nicht überraschen, daß L. auch jenseits kurpfälzischer Grenzen im Rufe stand, »zur Medicin« ein »sonderes gnädigst gefallen« zu tragen und sich deshalb »allerhand Bücher vnd Schrifften, so in der Artznei außgehen«, verschaffe (M. Sebizius/Sebisch d. Ä., Dedikation an L., in: Carolus Stephanus/Charles Estienne und Jean Liébault, Siben Bücher Von dem Feldbau, übersetzt von M.S., Straßburg 1580 [Ί579]), - L. beispielsweise von J. Struppius ([...] vnderricht in sterbensleufften, Frankfurt/M. 1564; Expl. Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Sign.: Stamp. Pal. V 1550: L. handschriftlich zugeeignet) und von Johann Episcopius (Helius Eobanus Hessus, De conservanda valetudine hominum, praecepta salutarla, übersetzt von J. E., Nürnberg 1576) thematisch einschlägige Werke gewidmet oder von Tübinger Theologen Jakob Andreae W. H. Ryffs Reformierte Deutsche Apoteck (Straßburg 1573; Expl. Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Sign.: Stamp. Pal. I 165) geschenkt worden sind.
Diese Medizin, wie sie sich im Spiegel der einst im Besitz L.s befindlichen Schriften darbietet, ist weitgehend galenistisch geprägt. Dazu fügt sich, daß ein Paracelsusgegner vom Range eines Th. Erastus gelegentlich zu L.s ärztlichen Ratgebern zählte (Heidelberg, UB, Cpg. 192, Bl. 28lr: Rezept Erastus' für L., 1579; Cpg. 807, Bl. 177r-181r: Konsilium für L.s Gemahlin Elisabeth) und die meisten weiteren Ärzte L.s (L. konsultierte zeit seines Lebens »mindestens 29 Ärzte«: Schofer, 2003, S. 46), Georg Agricola etwa oder V. Coiter, Georg Marius oder J. Strupp, dem Paracelsismus ferne standen.
Allerdings hatte L. in Amberg während der 60er Jahre den Nürnberger Stadtarzt H. Wolff (1520/81) konsultiert (vgl. Brechtold, 1959, s. v. L.), der eben zu dieser Zeit zum Paracelsistenlager stieß (siehe CP, Bd. 1, Nr. 37: Biogramm); und ebenfalls in Amberg trat 1566 Johannes Francius Möringer, ein »hereticus in medicina«, ins nähere Blickfeld L.s, der plante, Bestrebungen des Frühparacelsismus mit einer (wohl nicht zustande gekommenen) Einleitung in die Philosophie und Medizin Paracelsi zu unterstützen (Schofer, 2003, S. 56-62). Unter die für L. tätigen Verfasser ärztlicher Konsilien mischte sich 1570 mit dem Lüneburger Stadtarzt Justus Pyletius ein chemiatrisch nicht unberührt gebliebener Mann (Schofer, ebd., S. 52-54). Ottheinrichs einstiger Vertrauter, der Alchemoparacelsist Hans Kilian (1516-1595), empfahl L., die medizinischen Dienste des Paracelsisten Georg Phaedro zu beanspruchen (Kilian, zwei Briefe an L., Neuburg, März 1575 und 1577, ed. Schottenloher, 1927, Beilage Nr. 31, 32, S. 189-191). Schließlich hatte L. schon in Amberg, dann in Heidelberg W. Rascalon zu sich gerufen, einen chemiatrisch kundigen und in Paracelsismusverdacht geratenen Arzt (siehe zu Nr. 45: Biogramm).
Etwaige Zweifel an L.s Teilhabe an der paracelsistischen Chemiatrie werden vielleicht nachdrücklicher noch als durch L.s Schriftenbesitz und persönliche Bekanntschaften durch einige Exzerpte chemiatrischen Inhalts zerstreut (Heidelberg, UB, Cpg. 275, Cpg. 734; Vorlage: Ein Arzneibuch von Johann Sturio, vgl. Schofer, 2003, S. 42 f.), ferner durch Reste seines Briefwechsels mit Pfalzgraf Reichard aus den Jahren 1570/ 73 (ed. Schofer, 1994, Tl. 1, S. 94-96; S. 222-235), der zeigt, daß sich die beiden Laienalchemiker mit einer Vorschrift zur Herstellung von Antimonöl beschäftigten, aber auch mit einer Aurum-potabile-Rezeptur (L. von Reichard mitgeteilt am 1. Juli 1572) und einer Tinctura- Rezeptur (Reichard von L. mitgeteilt im April 1580).
L.s Amberger Bibliothek (Bestand bis 1576, rekonstruiert von Schofer, 2003, S. 119-136, Nr. 1-270) enthielt aufTällig viele Paracelsica (Nr. 68-107), dazu vereinzelte Paracelsistica (Nr. 10: A. von Bodenstein, Podagraschrift, Basel 1564. - Nr. 89: G. Phaedro; siehe auch Cpg. 655. - Nr. 158: A. von Suchten, De secretis antimonii, Straßburg 1570. - Nr. 163: Toxites, Onomastica II, Straßburg 1574) und chemiatrische Werke. Auch in dem Buchbestand, der sich nach L.s Tode in seinem »gemach« befunden hatte (Inventar von 1584, ed. Schofer, 2003, S. 101-118) stößt man wieder auf Paracelsica und Chemiatrica, dazu aber auf etliche Schriften >Von dem lapide philosophico<. Ihren Platz in L.s »gemach« verdankten diese Alchemica (u.a. von Geber latinus, Arnald von Villanova, R. Lull, J. I. Hollandus) nicht etwa antiquarisch- literärischen Neigungen: Einschlägige Bemerkungen des Pfalzgrafen Reichard in seinen Briefen an L. (»Ich [Reichard] hoff aber jch wöll Euer liebden [L.] mit der zeit jn der Alcamey [hier: Alchemia transmutatoria] erfreihen« (Reichard, Brief an L., 6. Mai 1573, ed. Schofer, 1994, Tl. 1, S. 233), und ein Labor, eingerichtet in einem einst im Stückgarten des Heidelberger Schlosses befindlichen Pavillon (Schofer, 2003, S. 43 f., 137-139) verraten L.s durchaus praxisbezogene Hinwendung zur Transmutationsalchemie. Diesen Befund bestätigt L.s Interesse am Inhalt einer Collectanea alchemica, die einem Christoph] Sandtner gehörte, vor allem aber eine Schrift des pfalzgräflichen Destillatoren Georg Gemblich (genannt >Wendel vom Hof<) zur Alchemie in Ps.- Roger Bacons De sole (Heidelberg, UB, Cpg. 671), entstanden 1575 zu Amberg unter Bezug auf L.s Beschäftigungen mit der »philosophia de progressione natura metallorum« (Schofer, 2003, S.41, 335-337). Schließlich taucht auch die Tatsache, daß Petrus Dathenus, der Hofprediger Friedrichs III., gemeinsam mit einem »Cunradus« dem Kurfürsten eine (auf einem von Pfalzgraf Reichard mitgeteilten Text beruhende) »arbeit« zur alchemischen Goldherstellung angeboten haben soll (Erlangen, UB, Ms. 874, Bl. 225-252), L. ins Licht eines Anhängers der Transmutationsalchemie.
Wohl mit Blick auf Kurfürst Ottheinrich und Friedrich III. erinnerte Toxites seinen Dedikationsadressaten L. daran, daß man die »hohe Medicin« (die alchemische Universalarznei) in der Pfalz »in hohen würden vnd ehren gehalten« habe, reihte L. aber nicht unter die Alchemiker, ja erwähnte auch nicht L.s Bekanntschaft mit H. Wolff. Aus Kenntnis der alchemomedizinischen Sendung L.s verliert jedoch die Tatsache, daß L. von Toxites vorparacelsische Alchemica dediziert worden sind, ihren zunächst befremdlichen Charakter. Die näheren Umstände der (anderwärts nicht dokumentierten?) Beziehungen zwischen Toxites und L. hüllen sich freilich in Dunkel.
Im Jahr 1584 befanden sich in L.s Alchemicanachlaß drei Philoso- /?/n'a-Überlieferungen (Verzeichnis, ed. Schofer, 2003, S. 103, 108, 113). Vielleicht handelt es sich bei dem heute in der Bibliotheca Apostolica Vaticana befindlichen Exemplar (Sign.: Stamp. Pal. V 547.4) um das Dedikationsexemplar des Toxites.
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