Corpus Paracelsisticum, v. 2, ed. Wilhelm Kühlmann and Joachim Telle, Tübingen: Max Niemeyer 2004, 387-388
veteri amicitia iunctus Tobias Vueydnerus] Tobias Weidner: nur schemenhaft erkennbare Person; nach freundlicher Auskunft (Brief an W. K. vom September 2000) von Herrn Dr. Pierre Bachoffner (Achenheim/ Elsaß) war W. gebürtiger Straßburger, Sohn des Metsieders Caspar W.; zeitweise als Apotheker in Bern wirkend, danach paracelsistischer, nicht jedoch akademischer »Arzat« in Straßburg; aus handschriftlichen Dokumenten fallen einige Schlaglichter auf seine Tätigkeit und die hier zu kommentierende Textpassage: 1. Eingabe an den Straßburger Rat aus dem Jahre 1574 (Archives Municipales Strasbourg, V, 18 [118]): Dank göttlicher Eingebung könne er Epilepsie heilen. Er habe vielen Menschen geholfen. Dies werde durch zwei Beispiele bezeugt: a) die Heilung eines Steinmetzgesellen, b) die Heilung eines dreizehnjährigen Mädchens, das ihm zugeschickt worden sei. Er (W.) habe viele Menschen auch vom »Stein« erlöst, insbesondere, als er noch Apotheker in Bern gewesen sei. Er habe sich auch selbst von diesem Leiden geheilt. 2. Eingabe des Ballenbinders Hans Grötzing an den Rat der Stadt Ulm (o. J. [1576], mit einem Brief des Ulmer Bürgermeisters und Rats an den Straßburger Rat vom 18. Juni 1576; ebenfalls aus den Beständen der Archives Municipales Strasbourg, V, 21, [32]: Der Straßburger Bürger und »angegebene« (d. h. angebliche) »Leibarzt« W. habe sich eine Zeitlang in Ulm aufgehalten und dort versprochen, die Frau Grötzings zu heilen. W. habe von Grötzing fünf Gulden vor dem Beginn der Kur bekommen, darnach Ulm verlassen; W. habe Grötzings Frau »nicht umb einen Heller« geholfen; er (Grötzing) bitte nun um Rückgabe des Geldes nach Abzug der Kosten für ein gewisses Öl. Der Ulmer Rat bittet den Straßburger Rat, der Supplikation des Grötzing zu entsprechen, da sich Weidner »ungetrewlich« verhalten habe.
Aus dem Briefbuch Wolff (hier besonders die Briefe H. Wolffs an Toxites bzw. an seinen Bruder Hieronymus Wolff, den Augsburger Philologen) ist zu entnehmen, daß auch Hieronymus Wolff zu W.s Patienten zählte; hier W. erwähnt unter anderem auf Bl. 485 zu Beginn des Briefes vom 15. Januar 1576 an den Bruder Hieronymus Wolff (W. als bekannter Arzt für Steinkrankheiten und andere angeblich unheilbare Leiden, der persönlich nach Augsburg reist): »Praesentium latorem Tobiam Weidner Argentinensem duabus de causis de meliori nota tibi commendo. Una (quod Deus avertat!) si calcuus tuus renasceretur sine omni incisione et dolore eum tibi resolvere, ut nunquam renascatur, poterit: altera cum comitialem morbum curare certo possit, ut id Stamlero, ob filium tali morbo laborantem indices. Utrique morbis obnoxius et ab omnibus Medicis derelictus divinitus oblato medicamento seipsum ab utroque morbo, ex toto, sicut et multos alios principes viros, ut ex publico illius scripto et D[omini] Toxitis syngrapha [gemeint also wohl die hier abgedruckte Widmungsvorrede an Egolph von Knöringen!] intelligere potes, felicissime liberavit«. Ferner B1.491 (Brief an denselben vom 7. Februar 1576): »Weidnerum fraterno animo oravi, ut te inviseret, consolaretur et salutare, si opus esset, consilium tibi daret; Si et in hoc piaculum admisi, aut male suspicandi occasionem praebui, peccati peto veniam.« Ferner Bl. 492 (Brief an Hieronymus Wolff vom 7. März 1576; Hinweis auf ein W.sches »Prognosticum«): »De Weidneri artificio Norimbergenses tuo iudicio subscribunt, si est inpostor, illius prognosticum erit vanum, ideoque te terrere non debet.«