Texte/Sudhoff/Wanderbücher (1907)

From Theatrum Paracelsicum
Karl Sudhoff

Die Wanderbücher Hohenheims

Sudhoff, [Karl] (1853–1938): Die Wanderbücher Hohenheims. In: Münchener Medizinische Wochenschrift 54 (1907), Nr. 42, S. 2110


[S. 2110] Als „Manuale I. und II“, ein längeres chemisches und kürzeres medizinisches, grossenteils in lateinischer, der Rest in deutscher Sprache, gab 1582 der Baseler Verleger Peter Perna unter Hohenheims Namen eine buntscheckige Kollektaneensammlung heraus, die auch Huser in seine Sammelausgabe aufnahm unter ausdrücklicher Betonung, dass sie den echten Werken Hohenheims nicht an die Seite gestellt werden dürfte, da er sie vermutlich in seiner Jugend auf seinen weiten Reisen zusammengelesen habe, als er von den behandelten Gegenständen eine tiefer gehende Kenntnis noch nicht besessen habe — flüchtige Reisenotizen über da und dort im Gebrauch gesehene chemisch-technische Verfahren oder ärztliche Behandlungsweisen, gesammelte Anweisungen und Rezepte. Konnte schon dieser angebliche Entstehungsmodus bei Hohenheims ganzer Veranlagung von vornherein keine grosse Wahrscheinlichkeit erwecken, dass die Entstehung dieser Rezeptensammlungen zutreffend in dieser Weise geschildert sei und Hohenheim wirklich der Verfasser sei, so machten ein ganze Reihe äusserer und innerer Momente beim erneuten Studium dieser angeblichen Paracelsusreliquien den Vortragenden immer stärker stutzig. Endlich ergab eine genaue Prüfung, dass Huser bei allen anderen Schriften, die ihm im Autogramm Hohenheims von Dr. Homelius II. in Pettau in der Steiermark zugekommen waren, ausdrücklich angibt, dass sie bei Homelius im Autogramm Hohenheims noch vorhanden seien, dass er aber bei den Manualen in scharfem Gegensatz hierzu nur bemerkt, „Homelius habe die Originalien bei sich gehabt“; er hatte sie also 1589 nicht mehr im Besitz und hat sie dem trefflichen Kenner Paracelsischer Schriftzüge, Johannes Huser, nicht im Original (angeblich von Hohenheims Hand) vorgelegt. Auch die mechanische Echtheit dieser sogen. Wanderbücher Hohenheims erscheint somit mindestens suspekt, jedenfalls durchaus nicht bewiesen.