Texte/Sudhoff/Rheticus und Paracelsus (Vortragszusammenfassung) (1903)

From Theatrum Paracelsicum
Karl Sudhoff

Rheticus und Paracelsus, ein neuer Beitrag zu ihren Beziehungen (1903)

[S. 1850] Auf der Biblioteca Nationale Centrale zu Florenz fand Vortragender eine handschriftliche Uebersetzung des Paracelsischen „Liber Vexationum sive de Alchimia“ per Georgium Joachimum Rhaeticum, eine flotte lateinische Eingewandung dieses alchemistischen Traktates, die sehr zu ihrem Vorteil absticht von der ungelenken Latinisierung Gerhard Dorns, welche schon 1568 im Drucke erschienen war. Die Handschrift ist etwa 1575 geschrieben und bildet neben den im Februar dieses Jahres aus gedruckten, zum Teil entlegenen Quellen von Sudhoff gegebenen Nachweisen für die Anlehnung des Rheticus an Paracelsus (vergl. die Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel, Bd. XVI, S. 349—362, 1903) einen recht willkommenen neuen Beleg für die intensive Beschäftigung des Heroldes der Kopernikanischen Weltanschauung mit den Schriften des Paracelsus, dem er auch in seiner ärztlichen Tätigkeit anhing, namentlich mit seinen chemischen Abhandlungen, denen er sich mit solchem Eifer widmete, dass er selbst zu eigenem schriftstellerischen Schaffen schritt und seine chemischen Anschauungen in einem Werke von sieben Büchern niederlegte, wie er selbst 1568 an Pierre La Ramée schreibt. Vielleicht schlummern diese chemischen Arbeiten des Rheticus noch irgendwo in einer polnischen oder deutschen Bibliothek.