Texte/Sudhoff/Der Paracelsist Georg Fedro (1898)

From Theatrum Paracelsicum
Karl Sudhoff

Der Paracelsist Georg Fedro von Rodach und der niederrheinische Aerztestreit (1898)

Sudhoff, K[arl] (1853–1938): Der Paracelsist Georg Fedro von Rodach und der niederrheinische Aerztestreit. In: Münchener medicinische Wochenschrift (München) 45 (1898), Nr. 47, S. 1508.


[p. 1508] Im Jahre 1562 wurde die Gemeinde der Paracelsusjünger in grosse Aufregung gesetzt, durch das Erscheinen von 4 medicinischen Schriften (Ingolstadt) eines gewissen Fedro, hinter denen man Plagiate Hohenheim’scher Schriften vermuthete, da der Verfasser zu dem Bibliothekar der herzogl. Bibliothek in Neuburg an der Donau, welche eine reiche Sammlung Hohenheim’scher Originalhandschriften bergen sollte, nahe Beziehungen hatte. Die Sage von den Neuburger Paracelsusschätzen wurde später von Johannes Huser bewahrheitet, nicht aber das Fedronische Plagiat. An Fedro, „der Stocknarren Schulmeister“, wie ihn Adam v. Bodenstein benamste, blieb aber noch genug Anderes haften. Wahrscheinlich in dem thüringischen Orte Rodach geboren, wenn auch andere Quellen ihn aus Gelnhausen stammen lassen, soll Fedro eigentlich Federlein geheissen haben. Ueber seine medicinische Ausbildung ist nichts bekannt; er scheint sich in Salzburg, Ingolstadt und sonst im Süden aufgehalten und das Land mit seinen Curen unsicher gemacht zu haben. Gegen 1565 ist er nach dem Norden gezogen und hat durch einige Jahre Köln, Düsseldorf und das umliegende bergische Land als Heilkünstler beglückt. Er ist dort mit einer Reihe der namhaftesten Aerzte des Landes in Confiict gerathen, der in heftigen Streitschriften von gegnerischer Seite und von ihm selber verewigt ist, worauf Vortragender näher eingeht. Nach einer handschriftlichen Notiz soll Fedro vom Niederrhein nach Belgien gezogen sein und später bei dem Grafen von Oettingen-Wallerstein einen Unterschlupf bis an sein Lebensende gefunden haben, dem er bei seinem Tode seine Bücher und Heimlichkeiten hinterlassen haben soll, wovon auf dem Archiv in Maihingen keine Kunde mehr zu finden war.