Johann Rehefeld to Arnold Kerner; 1626, October 04
Author: | Johann Rehefeld | |
Recipient: | Arnold Kerner | |
Date: | 1626, October 4 | |
Place: | Erfurt | |
Language: | German |
Editor: | Edited by Julian Paulus |
Source: | Leipzig, University Library, Ms. 0356, f. 91-92 |
Quote as: | https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7402 |
[f. 91r] Ehrenvester GroßAchtbar Vnnd Hochgelahrtter; großgünstiger Herr vnd gahr werther Freund!
Die eingerißene Seuche, so Vergangene woche 300 vnd 2 Personen auffgereumet, hatt mihr bißanhero so viel zu schaffen geben, das Jch meinem großgünstigen H[errn] auff seine beÿde Letzte schreiben nicht eher habe andwortten können. Bitte demnach dienstlich der Herr wolle nicht alleine mich vor seine Person entschüldiget halten, sondern mich auch anderweit beÿ dem Herrn Balthasar Walther nebens zuentbietung meiner gantzwilligen Dienst vnd Hertzlichen grußes aufs beste in diesem fahl entschüldigen helfen. Füge darauff beÿden Herren zu wissen: das EST[m1] die Zeit her Nichts anders gethan, den das er seine vberauß grosse excess so woll schrifftlich als mündlich bekand: welches ob es poenitentia culpae vel paenae sey, erkennet Gott der allwißende.
Weil er den nochmahls hierin bestendlich fortfehret vnd man verhofft seine reuocation vnd conversion gehe von hertzen; ist seine custodia gelindert vnd er auß dem grossen Hospitall ins kleine transferiret, dergestald das die seinigen mügen vngehindert mitt ihm conversiren. Da Er auch seine [f. 91v] revocation vollends Gottes heiligem wortt vnd vnserer Augspurgischen confession articulatim conformiren wird: dörffte er zwar in gremium Ecclesiae recipiret, aber gahr schwerlich wichtiger motiven wegen gäntzlich liberiret werden. Seiner Jünger ettliche seind an der Pest todes verblichen: welches ia billich die andern abschrecken vnd wieder zu rechte bringen sollte; Dieweil sie sehen vnd erfahren, daß die wesentliche weise der einwohnung Gottes in ihme nichts ist vnd der Tod nach ihrer eingebildeten Vnsterblichkait nichts fraget. Die Pseudo-Christj-para parturiret immer fortt. Deren D[octor] Webern hatt Stiefel sein Löstern vnd Schmehen Schrifftlich abgebetten; Jngleichen auch die Frauw Gräfin von Gleichen von seinem geführten Schwarm abzusehen vnterthänig abgemahnet. Seine Revocation ist darum noch nicht gedruckt, dieweil er sie selbst zuvor in gar kurtze Punct abfassen will. Die Description Arboris philosophicae vnd meines Fieber wassers hatt der Herr hiemitt zu entfahen. Waß Adrianus Scheffer vor Antipestilentialia zu Leipzig praepariret, vnd waß der Herr dißfals vor Secretiora experimenta habe möchte Jch mir woll anvertrawen laßen. An meinem ortt befinde Jch, Gott seÿ danck, die Medicamenta so in vnserm Antidotario specificiret worden, gar richtig wen sie nur die Patienten zu Rechter [f. 92r] Zeit auff gebührliche masse vnd in rechttschaffener bußfertikeitt brauchen. Die Zeitung, so vom Türcken Betlehem Gabor vnd Manßfelder außgesprengt wird, ist dem Reich so Androhendt als iemahls einige gewesen vnd sihet man auß allen Vmbständen daß der Gerechte Gott vber die Vnbußfertigkeit der weld hefftig erzürnet ist vnd mitt ihr den garauß spielen will: welches den Gottlosen zwar ein Schrecken, aber den Frommen ein mächtiger Trost ist, darumb weil sich ihre Erlösung nahet: darzu wolle vns der Allmechtige Barmhertzige Gott völlig bereitten kräfftigen Stercken vnd gründen damitt wihr sehen vnd besehen konnen wohr der Menschen Sohn wen er kommen wird als ein Richter der Lebendigen vnd todten: Dehme entfehle vns Jch vnter deßen zur Vätterlichen Bewahrung vnd gnaden direction vnd bleibe allezeit
Meines großgünstigen Kerners Dienstwilliger
Johan. Rehefeldt Physicus Ordinarius in Erffurtt
4 Octobr[is] 1626
N[ota]B[ene] verte
[f. 92v] Post Scriptum
S[alus] & officia. Großgunstiger Herr Vnd Hertzgeliebter freundt! Voriges schreiben ward vohr einen monatt zusamen gelegett vnd solte dahmaln inclusio includendis gleich versieglt vnd dem Hern zugefertigett werden. Dieweil aber eilende gescheffte mit einfielen, gerieth es darnach vnter andere meine manuscripta, also geht daß Jch es vohr verlohren gehalten vnd aller erst vngefehr an heutte wieder funden habe. Wolle demnach mein großgunstiger Herr more responsionis zum besten deutten. Bej dieser gelegenheit füge Jch Jhme zu wissen, daß wie nun vohr gewieß außgiebett nicht alleine bewuste Illustris sich durch Gottes Gnaden bekehret vnd zu vnser Religion bekennet, auch darauf der H[err] Absolution vnd den Nachttmahl entfangen; sondern daß H[err] Esaias Stiefel eben so sich, Gott seÿ lob, entlaßen. Gebe der Allmechtige Grundguttige Vatter daß ein rechtschaffener bestand dabej sej vnd Jhm sampt Vnsern, Seelen selig werden. Vmb J[esu] C[hristi] willen Amen! Deme entfehle Jch vns treulich vnd bleibe allezeit
D[es] H[errn] D[ienstwilliger] U[nterthäniger]
J[ohannes] R[ehefeld].
Erffurt 5 Nov[embris] 1626