Philipp Müller to Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel; 1618, November 19

From Theatrum Paracelsicum
Author: Philipp Müller
Recipient: Maurice, Landgrave of Hesse-Kassel
Date: 1618, November 19
Place: Schlettstadt

Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, University Library, 2° Ms. chem. 19[2, f. 7/12 (olim 7-8)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=565
Names: Eberhard von Rappoltstein
Places: Ottmarsheim; Straßburg; Kassel

Regest (ChatGPT-4o)

Philipp Müller bedankt sich für ein Schreiben des Fürsten und berichtet von der Nachricht, die er über dessen Wohlwollen gegenüber dem Herrn von Rappoltstein, seinem Gönner, sowie über die Aufforderung zur Vorstellung seiner Person erhalten hat. Auf einen schriftlichen Botenhinweis hin begab er sich am vereinbarten Tag nach Straßburg zur Herberge „Zum goldenen Apfel“, wo er den Hofmeister des Fürsten traf. Dort erfuhr Müller, dass der Fürst ungeplant nach Kassel gereist war, und blieb ohne weitere Instruktionen zurück.

Müller beschreibt seine chemischen und medizinischen Arbeiten: Er hat spezifizierte Präparate aus Metallen und Mineralien zusammengestellt und diese an den Fürsten geschickt. Zu alchemistischen Themen wie der „Transmutation“ führt er aus, dass er durch zahlreiche Experimente und Reisen Erkenntnisse über die Einfachheit des Prozesses gewonnen habe, wobei er die oft verwirrende Vielfalt der alchemistischen Literatur kritisiert. Im Bereich der Medizin nennt Müller Präparate aus pflanzlichen Stoffen wie Spirituosen, Essenzen und Salzen, von denen einige außergewöhnliche Wirkungen zeigten.

Müller bietet an, weitere Präparate zusammen mit Anweisungen zu deren Eigenschaften und Herstellung zu übermitteln, falls der Fürst dies wünsche. Er bittet um Nachsicht für Verzögerungen, da er durch seine umfangreichen Verpflichtungen stark beansprucht sei.

Edition

[f. 7r] Durchleüchtiger Hochgeborner Fürst, Gnädiger Herr, E[uer] F[ürstlich] G[naden] seyendt meine Vnderthänigiste Dienst vnnd grues beuohr.

Die gnädigist affection, welche E[uer] F[ürstlich] G[naden] bey jhr G[nädigen] Herren zue Rappoltzstein,[1] meinem gnädigen Herren hinderlaßen, auch deren gnädigisten erforderung meiner geringfiegigen Person, hab ich alles in meiner heimbkunfft mit bedauwren der versaumbten Zeitt vernommen, so dan nicht weniger durch einen von E[uer] F[ürstlich] G[naden] abgesandten botten bald hernach ein schreiben zue Ottmarshaimb datiert, widerumb empfangen, Des innhalts mich auff bestimpten tag nacher Straßburg alda beim guldenen Apffell ahnzuemelden, geweßen ist. Ob ich gleichwol E[uer] F[ürstlich] G[naden] mit meiner einfältigen Person zue willfahren gering vnnd vntaugenlich, hatt sich dannoch auff deren begehren mich gehorsamblich einzuestellen gäntzlich gezimmen wöllen, dahero alßbald auff gemelten tag vnnd orth zue Strassburg erschienen, ihn nachfragung zum Gaiß in die herberg gewisen worden, allda werde Jhro F[ürstlich] G[naden] Hoffmeister ahnzuetreffen sein, bey welchem ich geweßen, vnnd verstanden das E[uer] F[ürstlich] G[naden] ohnuerhinderlich wider ihr Vorhaben nacher Cassell zue raißen verursachet worden, inmittelst ich biß dato, worinnen durch mein geringe erfahrenheit Jhro F[ürstlich] G[naden] Vnderthänig zue dienen sein möchte, deliberiert, dieweill meniglich bewüst, das E[uer] F[ürstlich] G[naden] vberauß in allen Facultatibus erfahren vnnd geüebt seindt, auch einen schönen Schatz von allerhandt Se[c]reten beysahmen, also das mein geringe anzahl wenig statt werden haben, ohne Zweiffell abnemmen Kinden. Domit aber E[uer] F[ürstlich] G[naden] Jn sachen die sye zuuor wißen, ohne nutz die länge im durchlesen [f. 7v] Nicht werden auffgehalten, hab ich den besten theill meiner Vilfeltiger in der Practica geibter vnnd selbsten praeparierter Chymischer Medicamentorum, auß metallis vnnd mineralibus allein gezogen die Specification, auß deren waß E[uer] F[ürstlich] G[naden] desideriert zue notieren vnderthänig vberschickhen wollen.

Waß dan die Transmutationem vniuersalem Vnnd particularem betreffen thuet, Hab ich nach Vilfeltigem laborieren, besichtigung der Berckhwerckhen, vnnd fleißigem Nachschlagen der Eltesten Philosophorum, neben lesung Hin vnnd wider in raisen zuesahmen getragener proceßen, schlecht, gering anzuesehen, vnnd sehr gemain, die Materi, auch den weg der beraittung zue seiner nothwendigen Zeitt, leicht vnnd einfältig befunden, dessen mich offtermahlen Darüber verwunderet, das ietziger Zeitt Vnßere Philosophj so mancherley discurs vnnd Opiniones, darinnen mehrere Verfiehrung dan bericht zuefinden, in offentlichen truckh verfertigen laßen,[2] neben augenscheinlich zusehen, das Sye wider den consensum Philosophorum, materiam, vnnd modum laborandi größlich sindigen, Hingegen ein Solches wohlriechendes Negelin brüelin daran machen, biß einer durch ihr Kluges fürsetzen den mundt mit ihnen verbrent, dahero E[uer] F[ürstlich] G[naden] mit meinen collectaneis chymicis de transmutatione, ohne Vorderung deren ich zwar Vil, vnnd den mehreren theill (nach meinem Verstandt) clar vnnd außfierlich erkhenne, auch was ich Selbsten in ipso opere befunden nicht molestieren wöllen.

Jn vbrigem hab ich mich Vil in praeparationibus Simplicium vnnd compositorum ex Vegetabilibus desumptis Medicamentorum, die Spiritus, Essentias, vnnd Extracta zue extrahieren, insonderheit aber die Sales, darinnen vil Schöner Obseruation, Operation, vnnd Effectus zue finden, [f. 12r] Das etliche Vohr Vbernatürlich geschetzt werden, bearbeitet.

Wan dan in disem E[uer] F[ürstlich] G[naden] zue wilfahren sein wirdt, will ichs ehist ins werckh richten, vnnd neben außfiehrlichen Handtgriffen, vnnd aigenschafften eines ieden Stuckhs vnderthänig Vberschickhen. Bittende E[uer] F[ürstlich] G[naden] mihr den auffschub nicht in vnganden zue erkhennen, dan gewißlich alles meinen Vilfältigen geschäfften, die ich auß tringender noth zue verrichten gezwungen wirt, zue zuschreiben.

Damit E[uer] F[ürstlich] G[naden] Von dem Allmechtigen gesundheit, Langes Leben, glickhliche regierung, Volgend das ebig Leben winschendt. Geben in Schlettstatt den 19 Nouembris. Anno 1618.

E[uer] F[ürstlich] G[naden] Vnderthäniger

Philipp Müller M[edicinae] D[octor].

[f. 12v] Dem DurchLeüchtigen Hochgebornen Fürsten Vnnd Herren Herren Mauricio Landtgraffen Zue Heßen, Graffen zue Katzenelenbogen, Diets, Zigenhain, Nidda etc. meinem gnädigen Fürsten Vnnd Herrn. Cassell.


English Translation (ChatGPT-4o)

Illustrious and Noble Prince, Gracious Lord,

Your Serene Highness, I offer my most humble and loyal service and greetings.

I have learned upon my return home, with regret for the time lost, of the gracious affection that Your Highness has shown to my noble patron, the Lord of Rappoltstein, and of the kind request for my modest person. Shortly thereafter, I received through a messenger dispatched by Your Highness a letter dated from Ottmarsheim, instructing me to present myself at the “Golden Apple” inn in Strasbourg on a specified day. Although I consider myself too insignificant and unworthy to comply with Your Highness’s request in person, I was nevertheless entirely prepared to submit myself to your wishes. Accordingly, I appeared at the designated time and place in Strasbourg, where I was directed to the inn “Zum Geiß” to meet Your Highness’s steward.

There, I learned that Your Highness had been compelled to travel unexpectedly to Kassel, contrary to your original plans. In the meantime, I have reflected on how, with my limited experience, I might best serve Your Highness. It is widely known that Your Highness is exceedingly learned and accomplished in all fields, and that you possess a remarkable treasury of various secrets. Thus, my limited resources would likely carry little weight. However, so as not to unnecessarily occupy Your Highness with details that are already known to you, I have sent along the specifications of the best of my numerous chemical remedies, which I have personally prepared and extracted solely from metals and minerals, for your humble consideration.

Concerning the universal and particular transmutation, I have found, after extensive laboring, observations of mining operations, and diligent study of the ancient philosophers, as well as through processes I have collected during my travels, that the material and the method of preparation are remarkably simple and straightforward. I have often wondered how modern philosophy has become so convoluted with its various discourses and opinions, offering more confusion than guidance in public writings. I have also observed that these works greatly err against the consensus of the philosophers, particularly in matters of material and methods of labor, while making exaggerated claims that eventually lead to their downfall. Therefore, I will not trouble Your Highness with my chemical notes on transmutation unless expressly desired.

Moreover, I have worked extensively on the preparation of remedies derived from plants, particularly in the extraction of spirits, essences, and salts, which include many remarkable observations, operations, and effects, some of which are considered extraordinary. Should Your Highness wish, I will gladly put these into practice and humbly send them along with detailed instructions and descriptions of their properties.

I kindly ask Your Highness not to take offense at any delays on my part, as these are caused by the many urgent obligations I am compelled to fulfill.

In conclusion, I humbly wish Your Highness good health, a long life, a prosperous reign, and, ultimately, eternal life.

Given in Schlettstadt, November 19, 1618.

Your Highness’s most humble servant,
Philipp Müller, Doctor of Medicine

  1. Eberhard von Rappoltstein
  2. Philipp Müller, Miracula chymica et misteria medica, Wittenberg 1611; VD16 23:297468T; 2. Aufl. Wittenberg 1614, 3. Aufl. Wittenberg 1616