Johann Hiller to Franz Kretschmer; 1594, December 04

From Theatrum Paracelsicum
Author: Johann Hiller
Recipient: Franz Kretschmer
Date: 1594, December 4
Place: Ansbach
Language: German
Source: Bamberg, State Archive, Markgrafentum Brandenburg-Bayreuth, Hofkammer 8927, n° 53
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=7341
Places: Bayreuth; Ansbach


Edition

Meine freuntwillige Dienst Zuvor, Gönstiger Lieber H[err] vnd freundt, Das Jhr mit dem Herrn Amptman zu Beyreuth[1] zuthun bekommet, höre Jch nit gern, wiewol mir auch etwas dergleichen vergangenen Sommers, als er alhie zu Onoltzbach war, sonderlich aber vngeschickten probirens halben furgewehet. Nun Jst gleichwol vff des Steigers rede vnd anzeig alleine nicht zubawen, vnd habt der sachen selbs noch zugedencken, was euch zuthun ist. Bessers weiß Jch nicht, wie Jhr selbs Jnen furhabens, Jhr hettet Jhn mit ij oder iij gutten Mennern beschickt, darunter so Jhr es köndtet zu wegen bringen, einer vonn Adel sein möchte. Jch bin genzlich der meinung, Er werde es nicht ernstlich verteidingen, sondern davon reden, wie er es verstehet. Mag auch von andern, vnd vielleicht nicht allerdings geringen leutten dazu Jnformiret sein den wie Jch Jhn kenne, er warlich sonst ein gutter fromer Edelman, vnd solte sich billich dißfalls nicht soweit bloß gegeben haben. Wie Jhm aber seje So erfodert ewre nodturfft das Jhr euch verantwortet.

So könnet Jhr Je eher Jhe besser Jhn beschicken, solcher ausgegossenen reden halben, ob er der selben nochmals gestendig, Euch hienach zurichten haben. Vnd Jnsonderheit, weil Jhme vor seinen Kopff solchs nicht zugetrawt wird, das er seine Anzeiger melden wolle, So habt Jhr dan ferners, was ewer ehrn nodturfft ist, einzuwenden. Vnd was Jhr thun wollet, dz thut balde.

Hiermit Getreulich berichten.

Datum Onoltzbach den 4. [Decembr]is Anno [15]94.

T[uus] Hiller

Es were gut, daz die sachen nicht vor die Herschafft keme, dan man solch Ding gern glaubet.

[f. 1v] [Präsentationsvermerk:] den 4. [Decem]bris Anno [15]94

[Anschrift:] Ann Herrn B[erg]M[eiste]r


Notes


Regest (ChatGPT-4o)

Hiller rät einem Freund, sich wegen einer ehrverletzenden Äußerung des Bayreuther Amtmanns nicht allein auf die Aussage eines Steigers zu verlassen, sondern sich der Sache mit Bedacht und durch die Einschaltung vertrauenswürdiger, möglichst auch adliger Boten anzunehmen. Er geht davon aus, dass der Amtmann die Aussage nicht ernsthaft verteidigen wird und womöglich selbst durch andere, nicht unbedeutende Personen informiert wurde. Gleichwohl sei es erforderlich, dass der Empfänger sich rechtfertigt und schnell handelt, insbesondere um seine Ehre zu wahren. Es sei wünschenswert, die Angelegenheit nicht vor die Obrigkeit gelangen zu lassen, da derartige Vorwürfe leicht geglaubt werden.

Regest (ChatGPT-4o)

Hiller advises a friend not to rely solely on the statement of a Steiger regarding a defamatory remark allegedly made by the Bayreuth bailiff. Instead, he recommends addressing the matter deliberately by sending two or three reputable envoys, ideally including a nobleman if possible. Hiller assumes the bailiff will not vigorously defend the statement and may have been informed by others, possibly of some standing. Nevertheless, it is necessary for the recipient to respond in order to defend his honor and to act swiftly. It is deemed preferable that the matter not come before the authorities, as such accusations are readily believed.

German Translation (ChatGPT-4o)

Günstiger, lieber Herr und Freund,

Dass Ihr es mit dem Herrn Amtmann zu Bayreuth zu tun bekommen habt, höre ich nicht gerne – obgleich mir schon vergangenen Sommer, als er hier in Onoltzbach war, etwas Ähnliches zugetragen wurde, insbesondere wegen seiner unbeholfenen Versuche des Prüfens.

Nun ist es jedoch nicht ratsam, sich allein auf das Wort und die Aussage des Steigers zu stützen. Ihr müsst Euch vielmehr selbst Gedanken darüber machen, was in dieser Angelegenheit zu tun ist. Besseres weiß ich nicht, als was Ihr selbst schon beabsichtigt habt: dass Ihr ihn durch zwei oder drei angesehene Männer aufsucht lassen wolltet – wobei es, wenn es sich einrichten ließe, gut wäre, wenn einer von adliger Herkunft wäre.

Ich bin ganz der Meinung, dass er die Sache nicht ernsthaft verteidigen wird, sondern darüber sprechen wird, wie er sie versteht. Möglich ist auch, dass er von anderen – und vielleicht nicht gerade unbedeutenden Personen – darüber informiert worden ist. Denn soweit ich ihn kenne, ist er ein wirklich guter und frommer Edelmann, und es wäre nicht rechtens, dass er sich in dieser Sache so sehr exponiert hätte. Doch wie auch immer es um ihn steht – Eure Notwendigkeit verlangt, dass Ihr Euch rechtfertigt.

Deshalb solltet Ihr ihn – je eher, desto besser – aufsuchen lassen, um herauszufinden, ob er die besagten Äußerungen noch einmal bestätigt. Dann könnt Ihr Euch darauf entsprechend einstellen. Und besonders, weil ihm von seinem Stand her nicht zugetraut wird, dass er seine Informanten nennen möchte, habt Ihr dann umso mehr, was zur Wahrung Eurer Ehre notwendig ist, vorzubringen.

Und was Ihr tun wollt – das tut bald.

Hiermit treu berichtet.

Datum: Onoltzbach, den 4. Dezember 1594.

Euer Hiller

Es wäre gut, wenn die Sache nicht vor die Obrigkeit käme – denn man ist geneigt, solche Dinge schnell zu glauben.

English Translation (ChatGPT-4o)

My Willing Service in Advance,

Gracious, dear Sir and friend,

I do not gladly hear that you have had dealings with the Lord Bailiff in Bayreuth, although something similar was whispered to me last summer, when he was here in Onoltzbach, particularly due to his clumsy attempts at testing.

Nonetheless, it is not advisable to rely solely on what the Steiger says and reports. You yourself must still reflect on the matter and consider what is to be done. I know of no better way than what you yourself intended: that you should send him word through two or three reputable men—among whom, if you could manage it, one should be of noble birth.

I am entirely of the opinion that he will not defend himself earnestly, but rather speak in a way that shows how he understands the matter. He may also have been informed by others—and perhaps not by entirely insignificant people—for as I know him, he is truly otherwise a good and pious nobleman, and it would be most improper for him to have so carelessly exposed himself in this matter. But be that as it may, your situation demands that you respond.

Therefore, the sooner you send someone to him regarding these uttered words, the better—so that, should he confess to them again, you can make your preparations accordingly. Especially since it is not presumed of him, given his station, that he would name his informants, you then have further grounds—what is necessary for your honor—to object.

And whatever you intend to do, do it quickly.

With this, I report faithfully.

Dated Onoltzbach, the 4th of December, 1594.

Your [faithful] Hiller

P.S. It would be good if the matter did not come before the authorities, for such things are readily believed.