Gottfried Graf von Öttingen (1554–1622)
- Wikidata: Q44192051: Godfried of Oettingen-Oettingen
- Theatrum Category: Gottfried Graf von Oettingen
- GND: 117108308 (DNB / OGND)
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Paulus 1994, 372-374
Oettingen, Gottfried Graf von. – Nr. 33.
Geboren am 19. Juni 1554, gestorben am 7. September 1622[1].
Sowohl für Gottfried als auch für seine zweite Frau Barbara sind alchemische Tätigkeiten bezeugt[2]; mit ihren alchemisch-paracelsistischen Neigungen stehen sie unter den Grafen von Oettingen nicht allein[3]. Zu Gottfrieds Verwandten zählte der alchemiegeneigte Graf Wolfgang II. von Hohenlohe (1546-1610)[4], ein Vetter seiner ersten Frau Johanna (1557-1585). So überrascht es nicht, daß Graf Wolfgang seinen Laboranten Georg Schenauer auf dessen im Juni 1600 geäußerte Bitte[5] mit einem Empfehlungsschreiben zu Gottfried sandte, bei dessen Vater Ludwig von Oettingen (1506-1569) Schenauer einst gemeinsam mit Lucas Rhayden[6] als Laborant gedient hatte[7]. – In den Jahren 1579/80 laborierte der Nürnberger Goldschmied Anton von der Helle[8] gemeinsam mit dem Nürnberger Stadtarzt Dr. Heinrich Wolff (1520-1581)[9] und den beiden oettingischen Bediensteten Felix Senn und Georg Eysen für Gottfried[10], doch wurde dieses Unternehmen nach einem Jahr erfolglos abgebrochen[11]. In die Jahre 1595/96 schließlich fällt die Tätigkeit des Alchemikers Martin Gebhart für den Grafen[12]. – Auch Georg am Wald waren die naturkundlich-alchemischen Neigungen des Grafen zu Ohren gekommen und sandte ihm 1590 einen Traktat über seine „Panacea Amwaldina“ samt einer größeren Probe von dieser Universalarznei, um nicht nur um „Schutz [...] wider di Obtrectatores vnnd Hostes Veritatis“ zu bitten, sondern auch um finanzielle Unterstützung[13]. Johann Thölde widmete Graf Gottfried 1605 seine Ausgabe der pseudoparacelsischen Kleine[n] Handt-Bibel vnd Einführung.
Bei einem Schreiben Ludwig Gottfried Ottmanns an Graf Gottfried handelt es sich, obwohl es im Oettingischen Archiv unter den Alchemica liegt, bloß um ein Bittschreiben für seinen Schwager Achill Rillinger[14].
Gräfin Barbara von Oettingen (1559-1618) war eine Schwester von Pfalzgraf Philipp Ludwig zu Neuburg (1547-1644), der bekanntlich im Zusammenhang mit Johann Husers Paracelsus-Ausgabe eine größere Zahl von Handschriften an den Kölner Erzbischof Ernst von Bayern auslieh[15]. Im Jahre 1615 beschäftigte Barbara in ihrem Labor neben Eucharius °Seefried d. J. einen gewissen Philipp Walther Stahel[16], der vom Hofe des Pfalzgrafen August zu Sulzbach (1582-1632, ein Sohn von Pfalzgraf Philipp Ludwig) angereist war[17]. Barbara soll unter Kaiser Rudolf II. in Prag alchemische Arbeiten verrichtet haben, später jedoch vom Hofe verwiesen worden sein[18].
- ↑ Vgl. Freytag von Loringhoven (1978), Tafel 151.
- ↑ Die erhaltenen Dokumente über Gottfrieds Beschäftigung mit Alchemie finden sich in Schloß Harburg, Fürstl. Oettingen-Wallerstein’sches Archiv, VII.2.3b, Personalakten Gottfried Graf zu Oettingen, Nr. 7. Kopien dieser Papiere verdanke ich der freundlichen Hilfsbereitschaft von Herrn Dr. Volker v. Volckamer. – Eine „Clavis philosophici lapidis a generoso Comite ab Ottingen descriptio“ (mit naturkundlichen Texten aus dem Besitz von Gottfried von Oettingen) ist in einer Abschrift Georg Hampels aus dem Jahre 1722 überliefert, vgl. Hinterberger (1922), Nr. 299; Wilson (1939), S. 249-252, Nr. 21. Die Handschrift wird heute unter der Signatur MS. 24226.27.3 in der Harvard University Library, Cambridge/Mass. aufbewahrt.
- ↑ Dem Sammeleifer Johann Joachim Bechers verdanken wir des „Herrn Grafen von Oettingen aurum potabile“, vgl. Becher (1682), S. 441. – Im Cod. 11314 der ÖNB Wien (um 1600, Bl. 17v-18r) findet sich ein Rezept „Des grafen von Öttingen“. – Graf Ludwig XVI. von Oettingen beschäftigte 1566 kurz Abraham °Schnitzer für alchemische Experimente, doch wurde die Beziehung nach einer erfolglosen Reise Schnitzers nach Kärnten abgebrochen, vgl. Irtenkauf (1984), S. 10 f. – Einige Briefe von Gottfried und Wilhelm von Oettingen finden sich im Briefnachlaß Leonhard Thurneissers (SB Berlin, Ms. germ. fol. 425). – Karl Widemann zeichnete ein Rezept auf, das „graff Wilhalm zue Ottingen probiret“ (LB Hannover, Ms. IV 341, S. 186). Es geht mithin zurück auf Gottfrieds Vetter Graf Wilhelm II. von Oettingen (1544-1602), der in Alchemikerkreisen kein unbekannter war, vgl. Telle (1977), S. 431 f.
- ↑ Zu Wolfgang II. von Hohenlohe vgl. Weyer (1992). Zu einer Paracelsus-Sammelhandschrift aus Wolfgangs Bibliothek (SUB Hamburg, Cod. alchim. 192) vgl. Paulus (1991); ein Handschriftenband mit Alchemica liegt in Dresden (Mscr. J 190).
- ↑ Georg Schenauer, Brief an Graf Wolfgang II. von Hohenlohe, Weikersheim 10. Juni 1600 (im Oettingen-Wallerstein’schen Archiv, vgl. oben Anm. 268). Weder Brief noch Briefschreiber werden erwähnt von Weyer (1992).
- ↑ Ein Rezept „Vom alten Lucas Rhayden“ ist erhalten im Cod. 11354 (Ende 16. Jh.) der ÖNB Wien, Bl. 139r.
- ↑ Weiteren Aufschluß über Schenauers alchemische Neigungen könnte ein von ihm am 16. Oktober 1594 aus Freising an Franz Kretschmeir gerichteter Brief geben (StA Bamberg, C 2, Nr. 1442, Brief Nr. 47). – Von den alchemischen Interessen Graf Ludwigs von Oettingen zeugen die Handschriften SUB Göttingen, Cod. Hist. nat. 77, S. 202 (ein Rezept „Graff Ludwigs von Öttingen“) und SUB Hamburg, Cod. alchim. 649, S. 535 („Tinctur Grafen Ludwick von Öttingen so ich Daniel Caesar An[no] 1604 selbsten gearbeitet“).
- ↑ Spärliche biographische Zeugnisse zu Helle finden sich bei Hampe (1904), Bd. 1, S. 575 f., 579; Bd. 2, S. 19-24, 63, 76 f., 93 f. – Helle war demzufolge seit 1564 Bürger von Nürnberg, fiel immer wieder durch finanzielle Streitigkeiten mit Jacob Frölich auf und entwich schließlich im November 1581 aus Nürnberg, Schulden von 300 Gulden hinterlassend.
- ↑ Zu Wolff vgl. Brechtold (1959). – Wolff stand zuvor in Diensten von Graf Ludwig von Oettingen und betreute nach dessen 1569 erfolgtem Tod Graf Gottfried ärztlich, vgl. Brechtold (1959), S. 133, 145 (erwähnt die alchemische Tätigkeit nicht).
- ↑ Erhalten ist eine zehnseitige „Rechnung Anthonium von der Helle betreffendt. 1579“, in der alle Ausgaben dieser Unternehmung aufgeführt werden (im Oettingen-Wallerstein’schen Archiv, vgl. oben Anm. 268).
- ↑ Anton von der Helle, Erklärung gegenüber Graf Gottfried von Oettingen, Alerheim 27. Februar 1580 (im Oettingen-Wallerstein’schen Archiv, vgl. oben Anm. 268).
- ↑ „Register: Was vff Martin Gebhart Alchemisten alhie im schlos Harburg von sontags Inuocauit Ao. 95. bis vff sontags Inuocauit Ao. 96. verwendt vnnd geben worden“ (12 Seiten, im Oettingen-Wallerstein’schen Archiv, vgl. oben Anm. 268). – Bald darauf stand Gebhart als Laborant in württembergischen Diensten und verstarb nach gut einjähriger Tätigkeit im Jahre 1600; vgl. Pfeilsticker (1957/74), Bd. 1, § 1841.
- ↑ Georg am Wald, Brief an Gottfried Graf von Oettingen, Donauwörth 25. August 1590 (im Oettingen-Wallerstein’schen Archiv, vgl. oben Anm. 268).
- ↑ Ludwig Gottfried Ottmann, Brief an Graf Gottfried von Oettingen, Waldenburg 10. März 1602 (im Oettingen-Wallerstein’schen Archiv, vgl. oben Anm. 268).
- ↑ Vgl. Kerscher (1984), S. 37-42; Telle (1991), S. 221.
- ↑ Nach freundlicher briefl. Auskunft von Herrn Archivdirektor Dr. Ambronn (Staatsarchiv Amberg) vom 28. Juli 1993 bezog Stahel am sulzbachischen Hof jährliches Gehalt, seine Dienstobliegenheiten werden in der Hofkammerrechnung jedoch nicht erwähnt. Eine stichprobenweise Überprüfung nur der Hofkammerrechnung von 1618 ergab, daß Stahel z. B. in diesem Jahr für Pfalzgraf August die Reiserechnung führte.
- ↑ Vgl. Baader (1863). Im Oettingischen Archiv lassen sich jedoch beide Laboranten nicht nachweisen, und im Zusammenhang mit Barbara ist nach freundlicher briefl. Mitteilung von Herrn Dr. Volker v. Volckamer vom 18. Februar 1992 trotz genauer Nachforschungen nur die zweimalige Erwähnung eines Laboratoriums in Schuldenlisten aus den Jahren 1618/19 zu vermelden. – Der Briefwechsel zwischen Barbara von Oettingen und Pfalzgraf August ist weder im Bayerischen Staatsarchiv München noch im Staatsarchiv Nürnberg, Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Oettingischen Archiv Harburg oder im Staatsarchiv Amberg erhalten. In letzterem Archiv finden sich allerdings zwischen Pfalzgraf August und Gottfried von Oettingen gewechselte Briefe (so in: Sulzbacher Religionsakten Nr. 30, 104, 189 und Sulzbacher Fürstenakten Nr. 29); ob sie auch naturkundliche Fragen betreffen, bleibt zu prüfen. – Nach freundlicher briefl. Mitteilung von Herrn Archivdirektor Dr. Hans Puchta (Bayerisches Hauptstaatsarchiv – Geheimes Hausarchiv) vom 20. August 1993 sind die dort verwahrten Korrespondenzen Pfalzgraf Augusts von Sulzbach 1944 verbrannt.
- ↑ Nach unveröffentlichten Forschungen von weiland Viktor Klarwill (Wien); briefl. Mitteilung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien an das Fürstlich Oettingen-Wallersteinische Haus- und Familienarchiv vom 15. Februar 1932.
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Johann Georg Schwalbach: Exequiae Oetinganae, Domino Gottofrido Com. O. Pio, Magno, Pacifico &c. ad diem 7. Septembr. anno aetat. 68. Mense II. die 18. Hora p. m. 8. carnem exuenti, eandemque die 8. Octobr. magnae mortalium matri, in arce Harburgensi, sub spe resurrectionis certissima deponenti, ... per M. Io. Ge. Svvalbacium, Poetam Caesar. illustr. O. Lycei p. t. Conrect. Norimb. 1622. 4.; VD17 125:027643A; https://books.google.com/books?id=zLFBAAAAcAAJ
Leichenpredigt von Georg und Jacob Herrenschmidt, Ulm 1624
- VD17 23:756037N (Jacob Herrenschmidt: Lachrimae Metrico-Stipendiariae, Ulm 1623)
Georg Adam Michel: Oettingische Bibliothek, Bd. 2, Oettingen 1762, 128-129; https://books.google.de/books?id=vSFMAAAAcAAJ&pg=PA128
Pre-1800
Other
Alexandra Haas: Hexen und Herrschaftspolitik. Die Reichsgrafen von Oettingen und ihr Umgang mit den Hexenprozessen im Vergleich. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-7395-1107-8, S. 319.
Sylvia Schramm: Graf Gottfried von Oettingen, die Alchemie und die Hexen. In: Jahrbuch Historischer Verein für Nördlingen und das Ries. Band 31, 2006, S. 135–174.
Sylvia Schramm: Graf Gottfried Oettingen-Oettingen und „die ander Epistel S. Pauli an Timotheon“ (oder vom „guten Kampf etc.“). In: Jahrbuch Historischer Verein für Nördlingen und das Ries. Band 31, 2006, S. 175–207.
Sylvia Schramm: Gottfried zu Oettingen-Oettingen – der vergessene Graf. In: Jahrbuch Historischer Verein für Nördlingen und das Ries. 2009, S. 21.
Kurt Schöndorf: Graf Gottfrieds von Oettingen Hochzeit mit Pfalzgräfin Barbara im Jahre 1591. In: Jahrbuch Historischer Verein für Nördlingen und das Ries. Band 31, 2006, S. 209.