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Karl Sudhoff

Theophrast von Hohenheim und die Lehre von den drei Principien (1901)

[S. 327] Mehr als zwei Jahrtausende hat das Dogma von der Einfachheit der vier aristotelischen Elemente die naturwissenschaftliche Welt beherrscht, im Verein mit der verwandten Lehre von den vier Cardinalsäften immer mehr zu einer unerträglichen Fessel sich gestaltend. Seit etwa dem 8. Jahrhundert entwickelte sich nebenher eine chemische Sonderlehre, welche seit Dschabir (Geber) „Sulfur“ und „Mercurius“ als Grundlage der Metallbildung aufstellte. Hohenheim fügte diesen beiden das „Sal“ als drittes Princip hinzu, dem in der Hitze sich Verflüchtigenden und mit Flamme Verbrennenden das Feuerbeständige, die Aschenrückstände, als das Festigkeit gebende, coagulirende Princip. Er erweiterte den Gedanken der Chemiker über die Metallentstehung zu einem Grundgedanken der Entstehung alles Anorganischen und Organischen; die drei „Pincipien“ sind die Grundsubstanzen der ganzen todten und belebten Natur, die durch den feurigen oder nassen Weg der Chemie zur Erscheinung gebracht werden. Alles, was brennt, ist Sulfur, was sublimirt, ist Mercurius, was als Asche zurückbleibt oder als fester Körper ausgeschieden wird, ist Sal. Auch die „vier Elemente“ bestehen aus diesen Grundsubstanzen. Auf sie ist auch das ganze physiologische und pathologische Geschehen im menschlichen Organismus zurückzuführen.

Mit den gleichnamigen Stoffen des gewöhnlichen Lebens, mit Schwefel, Salz und Quecksilber, haben dieselben nichts zu thun, auch diese bestehen aus den drei Grundsubstanzen, die mit unseren drei „Aggregatzuständen“ in eine gewisse Parallele gesetzt werden können. Das „Sal“ bildet die Grundlage der Lehre von der „tartarischen“ Krankheit, von den Ausscheidungs- und Ablagerungsvorgängen, einschliesslich der Concrementbildungen (Beispiel: die gichtigen Ablagerungen).

[S. 328] Die Mediciner verwarfen diese Lehren als pietätlose Neuerungen so lange, bis die in diesen theoretischen Anschauungen schnell zu Paracelsus bekehrten Alchemisten durch zwei berühmte Fälschungen in der Geschichte der Chemie ihnen die Gelegenheit boten, Hohenheim des Plagiats zu beschuldigen.

Aus den Schriften des Johann Isaak Hollandus und des Basilius Valentinus sollte Hohenheim seine ganze Lehre entlehnt haben, während sich nachweisen lässt, dass die Schriften des „Holländers“ frühestens 30 Jahre nach Hohenheim’s Tode entstanden sind, die des „Basilius Valentinus“ abermals 30 Jahre später von Johann Thölde verfasst wurden. Bernhard Gabriel Penot erklärte 1608 alle Schriften Hohenheim’s ohne Ausnahme als plumpe Entlehnungen ohne Werth — ein schwarzes Blatt in der Geschichte der Chemie und Medicin, dieser plagiatorische Verläumdungsfeldzug gegen einen der redlichsten Wahrheitssucher aller Zeiten!